Journal

Dezember 2013

28. Dezember 2013

Ab in den Süden nach Mallorca. Wir wurden sehr herzlich empfangen von Claudia Höhener von der Finca la Vita e Bella. Diese Finca liegt ziemlich genau in der Mitte der Insel und ist sehr zu empfehlen. 

27. Dezember 2013

Wir hatten richtig schöne geruhsame Tage. Am Nachmittag des 24. sassen wir mit Vera, Menga, Fredi, Theo, Vanja, Iréne und Max zum traditionellen Lyoner-Apéro zusammen. Am Abend kochten wir mit Nachbarn und Freunden ein fulminantes Essen.

24. Dezember 2013

Marcel Elsener hat heute einen grossen Artikel über die Zukunft der Schule für Gestaltung im St. Galler Tagblatt geschrieben. Dabei geht es unter anderem um die Idee, die Schule im alten Zeughaus bei der Kreuzbleiche unterzubringen. Die zuständigen Ämter haben sehr nervös und ungehalten reagiert. Ich finde, die Schule für Gestaltung könnte sich in einem eigenen Gebäude viel besser entwickeln und positionieren. Zudem wäre diese Lösung sehr viel kostengünstiger wie ein Neubau für die Gewerbliche Berufsschule. Die Sparpolitiker müssten eigentlich dieses Nutzungskonzept des Zeughauses sofort mit grosser Begeisterung aufnehmen und weiterverfolgen. Der Bauchef Willi Haag hat in diesem Artikel den Satz des Jahres kreiert. Er sagt zur Nutzung des Zeughauses durch die Schule für Gestaltung, dass diese Idee bei der Planung tatsächlich "eine Option einer Variante" gewesen sei.

Das ist doch toll! EINE OPTION EINER VARIANTE. Diese Aussage ist wahrhaftig ein verbales Kunstwerk. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk an alle kreativen Menschen.

22. Dezember 2013

Nach unserem gestrigen, stimmigen Familienessen bei Ursula und Martin im Sternen Gais visionierte ich heute mehr als sieben Stunden Filmmaterial für den Tanzwettbewerb "Tanzplan Ost" und habe erst die Hälfte gesehen. Eine überwältigende Vielfalt von tänzerischem Ausdruck, der da vor mir liegt.

20. Dezember 2013

Die Reaktionen auf den Anlass in der Lokremise waren überwältigend. Das Thema einer eigenen Schule für Gestaltung scheint sehr viele zu bewegen, bis hinauf in die höchste Politik. Ich habe keine Ahnung, warum das Amt für Bildung und das Bauamt des Kantons derart nervös reagiert. Es macht den Anschein, wie wenn noch eine Bombe im alten Zeughaus lagern würde.

18. Dezember 2013

Ein legendärer Abend in der Kunstzone in der Lokremise in St. Gallen. Wir organisierten ganz spontan ein offenes Podium zum Thema: "Laut denken, Zukunft, Schule für Gestaltung?" Das Setting war so, dass alle Teilnehmenden fünf Minuten Redezeit in Anspruch nehmen konnten. Bis zum Schluss waren weit über 150 sehr engagierte und interessierte Leute aus der ostschweizer „Kreativwirtschaft“ in der Kunstzone.

Dabei wurden zwei Stunden lang interessante und engagierte Voten für die Schule für Gestaltung abgegeben. Den Anfang machte die engagierte Lehrgangsleiterin des Probedeutikum Susanne Albrecht. Sie votierte für Sorgfalt und Analyse und für eine Schweiz, weite Regelung der notwendigen Vorbildung für den Eintritt in Fachhochschulen im gestalterischen Bereich. Weiter spachen u. Anderem: HJ Bachmann , Oliver Ruess, Karl Führer, H.R. Fricker, Beathe Rudolf, Norbert Völkle, Paul Rechseiner, und viele andere.

Ich persönlich kannte nur ca. einen Drittel der Rednerinnen und Redner. Der ganze Anlass verlief in einer aufgestellten, ruhigen, aber engagierten Atmosphäre. Es gab sehr viele schriftlich vorbereitete Statements und auch einige ganz spontane Reden. Die spürbare Redefreude und die positiven Energien waren ein sehr erfreuliches Erlebnis. An diesem Abend hat sich wirklich etwas ereignet. Zur grossen Überraschung sprach dann auch der freigestellte Thomas Gerig. Er brachte die notwendige Sanierung der GBS ins Spiel und die Möglichkeit, vor den Renovierungsarbeiten die Schule für Gestaltung in das alte Zeughaus bei der Kreuzbleiche zu verlegen. Der Wunsch nach einer selbstständigen Schule für Gestaltung wurde von mehreren Votanten angeregt. Als Ergebnis wurde gestern ein „Freundeskreis Schule für Gestaltung“ gegründet. Diesem sind gestern ca. 100 Leute beigetreten. Der Freundeskreis wird sich Anfang Januar zu einer Aussprache treffen. Ich bin gespannt, was dabei heraus kommt und ich hoffe auf ein gemeinsames, konstruktives Weiterdenken.

17. Dezember 2013

Jahresessen mit dem Pädagogischen Beirat der Stadt St. Gallen im Baratella. Gut gegessen, viel diskutiert und viel gelacht.

16. Dezember 2013

 Alle Bürofreundinnen und Freunde von Monika waren bei uns zu einem Abschiedsessen eingeladen. Ich habe im Freien zwei Biohühnchen auf dem offenen Feuer, am Drehspiess, gebraten und immer wieder mit einem Zitronen-Senf-Jus übergossen. Ein heiteres Znächtle war das. 

15. Dezember 2013

Monika hat ein schönes Essen vorbereitet. Ein schönes Wochenende mit unseren Freunden Susi und Hugo, inkl. Spaziergang und vielen Gesprächen.

13. Dezember 2013

Am Abend besuchten wir ein sehr schönes Konzert in der Aula der Kantonsschule. Alte Schweizer Volksmusik, interpretiert von der Gruppe «Tritonus» und Volksmusik aus Anatolien. Organisiert hat den Anlass eine junge Kantischülerin, die zu diesem Thema die Maturaarbeit geschrieben hat. Ein voller Saal, unterschiedlichste Menschen, interessante Musik und überraschende Gemeinsamkeiten, mindestens in der Gefühligkeit der Musikerinnen und Musiker. Sehnsucht, Schmerz, Liebe und Tod. Immer ein Grund die Seiten und die Flöten zum Jammern zu bringen.

10. Dezember 2013

Brigitte Schmid Gugler hat einen tollen Artikel über die Verlagspräsentation und vor allem über das wunderschöne Buch von Laurenz Olivier Schmid im St. Galler Tagblatt veröffentlicht (Nachzulesen unter Vexer Presse). Das Telefon klingelt pausenlos und das Buch ist schon bald ausverkauft.

Um 11.00 Uhr fand eine Informationsveranstaltung für die Lehrgangsleiter und die Präsidenten der Fachkommissionen an der Schule für Gestaltung statt. Es ging um die Kündigung und sofortige Freistellung von Thomas Gerig. Es ist schon verrückt. Ich hatte den Eindruck, dass das Rektorat einen neuen Thomas Gerig sucht, aber einen absolut fehlerfreien natürlich.

Monika und ich feierten am Abend unsere gemeinsamen Geburtstage. Wir tranken eine gute Flasche Amarone und grillten zwei grosse Stücke Rindfleisch. Dazu machte ich geschälte und halbierte Kartoffeln im Backofen. (Etwas Salz drauf streuen genügt, Fett ist nicht nötig.) Und ganz frisches Gemüse, Pilze, Zucchini, Zwiebeln und viel Petersilie mit Salz, Pfeffer, Kardamomsamen und am Schluss ganz frischen Koreander darauf. Schön und gut war es.

9. Dezember 2013

Den ganzen Tag war ich mit Putzen und Zügeln beschäftigt. Nun ist mein Malatelier wieder benutzbar. Die Fotoserien von Roman Signer, Peter Liechti und von Flavio Micheli sind wunderbar gerahmt und zurück im Archiv. Ich bin gerüstet für das neue Jahr.

8. Dezember 2013

Die Verlagspräsentation gestern war wunderbar. Die Vorträge, Performances und die Lesung von Peter Liechti sind vom begeisterten Publikum sehr gut aufgenommen worden. Ein Höhepunkt war die Darbietung von Peter Schweiger und Petra Ronner. Sie haben eine wirklich starke DADA Aufführung zelebriert. Wer die neue CD «BALLADADA» noch nicht gehört hat, sollte das unbedingt nachholen. Insgesamt waren gegen 200 Leute hier im Haus. Das ganze Essen und der Wein wurden spielend und mit Genuss weggeputzt. Ein grossartiger Tag. Allen, die da waren, ein herzliches Dankeschön!

Am Nachmittag haben wir mit Vera einen eindrücklichen Spaziergang am Bodensee gemacht. Wir haben überall nach Bäumen gesucht, die von der Biberfamilie angeknabbert worden sind. Wir blinden Sumpfhühner haben nichts gefunden. Eine Biberfamilie habe sich am Altenheim gemütlich eingerichtet, erzählte uns der tierliebende Nachbar Hermann. Na ja, dann halt nächsten Sonntag.

6. Dezember 2013

Ich habe heute den ganzen Tag Werke gehängt von Flavio Micheli, Peter Liechti und Lorenz Olivier Schmid. Die Vorbereitungen für die Verlagspräsentation laufen auf Hochtouren. Am Abend habe ich auf dem kleinen Holzherd eine riesige Pfanne mit Kutteln gekocht. Monika ist gleichzeitig mit einem wunderbaren Linsengericht und einer sehr speziellen Kürbissuppe zu Gange.

5. Dezember 2013

Der Rauswurf von Thomas Gerig von der Schule für Gestaltung wirft hohe Wellen. Thomas hat in der Weiterbildung der Höheren Fachschule mehrere neue Klassen gegründet, u. a. für bildende Kunst, Fotografie, Typografie und neu soll noch Produktdesign dazukommen. Wurde hier ein initiativer Mitarbeiter kaltgestellt? Hat das Amt für Bildung von Regierungsrat Köliker durch den Rektor der GBS, Lukas Reichle, die Reissleine ziehen lassen? Wurde Thomas Gerig zu mächtig im trägen Bildungsapperat? Fragen über Fragen. An diesem Job von Thomas Gerig sind in den letzten fünf Jahren drei Personen gescheitert. Ist das ein Zeichen von organisatorischen Mängeln an dieser Schule? Ist das Management überfordert und sind die Kompetenzen unklar geregelt?

3. Dezember 2013

Ich habe soeben von Lukas Reichle die Meldung erhalten, dass er den Abteilungsleiter Thomas Gerig von der Schule für Gestaltung entlassen und per sofort freigestellt hat. Vor einer Woche das grossartige Resultat der Petition mit 4'600 Unterschriften für moderate Schulgelder beim Vorkurs für Erwachsene und jetzt der Rauswurf. Hallo, was ist passiert?

1. Dezember 2013

 Wir haben heute in St. Gallen das wunderbare Piano Konzert erlebt von Aki Takase und Alexander von Schipppenbach. Grossartig! Musik von Monk hörte ich erstmals in den Siebzigerjahren. Die Musik scheint mir heute noch sehr lebendig. Das Publikum ist aber eindeutig gealtert zu einem reifen, vielschichtigen Silbergrau mit bunten Tupfern.

November 2013

30. November 2013

Wir besuchten in der Lokremise die Verleihung des grossen Kunstpreises der St. Gallischen Kulturstiftung an Manon. Der Kunstkritiker Jörg Heiser aus Berlin hielt eine sehr stimmige Laudatio für Manon und erinnerte dabei an die Peinlichkeit Nr. 1, dass die Kunst von Frauen immer noch zu wenig präsent ist in den Museen und er erinnerte an die unverzeihliche Peinlichkeit Nr. 2, dass der deutsche Maler Baselitz immer noch findet, dass Frauen nicht so gut malen können und er doppelte im SPIEGEL ONLINE Interview noch nach "Das ist eine Tatsache". Na ja - er sagt ja auch, dass er es auch nicht kann, dass gute Künstler gar nicht gut malen können dürfen. Nach dieser Logik sind alle nicht so gut malenden Künstlerinnen eindeutig die besseren Künstler. Oder?

29. November 2013

Am Morgen früh hat Bettina Zeitz die ersten Bilderrahmen geliefert. Unter anderem die allererste Foto-Edition von Roman Signer «Einbruch im Eis» von 1985, die ich damals für die Kunsthalle St. Gallen herausgegeben habe, ist heute noch gleich frisch und aktuell. Endlich ist diese Arbeit würdig gerahmt.  

25. November 2013

Heute konnten wir im Betonwerk Stüssi drei neue Probegüsse der Beton Reliefs für das Stadtmuseum Aarau begutachten. Das sieht nun nach langem und bangem Warten sehr gut aus.

24. November 2013

Diese Woche war nicht so lustig. Monika war krank und musste trotzdem arbeiten, da sie ihre beiden super Jobs gekündigt hat und ab 2014 als freischaffende Organisationsentwicklerin arbeiten wird. Alles ist im Umbruch und das ist gut so. Ich habe die ganze Woche mein Atelier mit meinem Lehmofen geheizt. Der Raum ist warm, aber ich mache im Moment nur gedankliche Kunstsprünge. Ich habe das neue Buch von Peter Stamm gelesen, «Nacht ist der Tag». Peter Stamm müsste mal mit einem zeitgenössischen Künstler reden. Das Künstlerbild, das er beschreibt, ist so klischiert, dass keine rechte Freude hochkommt. Ich habe das Buch aber sehr schnell gelesen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich seit meiner Kindheit ein unbeschreibliches Interesse an speziellen Nasen habe. Der Schluss des Buches ist aber so trivial, dass ich richtig muffig und verärgert war. Diese malträtierte Nase hätte etwas besseres verdient.

20. November 2013

In den letzten Monaten habe ich einen ganzen Stapel aktueller Bücher von Schweizer Schriftstellern angeschafft. So richtig reingezogen hat mich bisher nichts. Vor ein paar Wochen kaufte ich dann ein Buch von Daniel Kehlmann mit dem Titel «F». Auf einem schwarzen Umschlag leuchtet ein grosses, verschobenes weisses "F". Der Buchstabe hat etwas blinkend - irritierendes, wie ein leuchtendes Warnsignal. F wie Zufall, F wie ungläubig, F wie Glück und Unglück. Das Buch handelt von  einem fresssüchtigen und glaublosen katholischen Priester, seinem Halbbruder, der fremder Leute Geld verbraucht oder in den Sumpf setzt und dessen Zwillingsbruder, dem Kunstkenner, Ästhet und genialen Fälscher. Das Schicksal scheint schon besiegelt, als die Kinder mit ihrem Vater an einem Wochenende zum Zeitvertreib die Show eines Hypnotiseurs besuchen. Das Buch erzählt die von einem launischen Gott vorgesehene Geschichte von drei Brüdern. Das Spiel der Gene weist den Weg bis weit in die Zukunft und darüber hinaus. Ein grossartiges Buch. Ich habe mich schon lange nicht mehr so lange an einem Text verkrallt. Ich las auch weiter, als mir schon lange die Arme eingeschlafen waren. Der Geist blieb wach bis zum Schluss.  

19. November 2013

Um 11:00 Uhr hat mir Dominic Anliker die letzten 17 Holzplatten zurückgebracht. In den letzten Monaten hat er alle Reliefs für die Fassade des neuen Stadtmuseums in Aarau in Matrizen gegossen. Nun ist alles bereit für den Betonguss. Am Nachmittag habe ich meine Arbeit für die 20 Jahre-Jubiläumsausstellung in der Galerie Paul Hafner fertig gemacht. Eine schwere Schachtel mit dem Titel «Wolke».

18. November 2013

Heute Morgen habe ich mit einem Grafiker frühe XYLON Nummern gegen einen Holzschnitt und ein «XYLON Jubelbuch» getauscht. Jetzt fehlen mir nur noch die Nummern 1-10 und 21 und 23. (Wer macht mir ein Angebot?)

Der Film über den Vexer Verlag ist schon online.

http://www.art-tv.ch/10404-0-Josef-Felix-Mueller-Vexer-Verlag.html

17. November 2013

Vera fliegt zurück nach Berlin mit einem schweren Bücherkoffer, kurzer Besuch bei Mutter, kleines Festchen bei Paul, der sechzig geworden ist.

16. November 2013

Lucie und Kurt feiern ihre 70. Geburtstage in Weissbad. Gute Gäste, gutes Essen, sehr feine Musik und viele Gespräche. Es war eine Freude. (Tanzen war auch schön.)

15. November 2013

Vernissage bei Christian Röllin. «Sangallensia V» mit Zeichnungen. Eine sehr schön und stimmig gehängte Ausstellung mit Beni, Othmar, Vanja, Vera, Hans, Birgitt, Felix und Oliver. Endlich wieder einmal etwas verhängt im August.

14. November 2013

Filmaufnahmen für ART-TV an der Haggenstrasse mit Carlos Luegstenmann. 

13. November 2013

Ein schöner Abend mit einem Essen für die Freunde der Kunsthalle mit der legendären Fischsuppe von Agathe Nisple.

12. November 2013

Haare schneiden.

9. November 2013

Beerdigung von Niklaus.

8. November 2013

Gedenkfeier für Ursula.

7. November 2013

Eröffnung der wunderbar freien Ausstellung von Lucy Schenker im Architekturforum in St. Gallen.

5. November 2013

Die Stadt St. Gallen hat mir den Anerkennungspreis 2013 für den Vexer Verlag verliehen. Der Abend im Palace war sehr stimmig. Rainer Stöckli hat eine literarische Laudatio für mich gehalten mit einigen spitzen Querverweisen. Das war eine richtige Performance. Ein spannender Abend mit interessanten Gesprächen und einem feinen Essen im Baratella. Mit dabei war auch die Kulturkommission und die meisten Stadträtinnen und Stadträte. Ich habe unglaublich viele Gratulationsschreiben für diesen Preis erhalten. Das ist ein richtiger Aufsteller. Jetzt freue ich mich auf neue Projekte und auf die Eröffnung vom Vexer Büro Berlin. Vera arbeitet schon intensiv daran.

Oktober 2013

31. Oktober 2013

Lange Tage der Trauer stehen bevor.

30. Oktober 2013

Gleich werden die Editionen von Flavio Micheli aus Italien angeliefert. Ich muss zur Haustüre, es klingelt.

29. Oktober 2013

 An diesem verlängerten Wochenende im Piemont habe ich mich mit der Sense durch grosse Felder von Brombeerstauden hindurch gemäht. Ich befreite junge Eichen, Buchen, Ahorn, Birken und viele Holunderbüsche von der erstickenden Kraft der langarmigen, tentakelnden Gewächse. Mit voller Kraft und aufkeimender Wut schwang ich die Sense gegen den dornenreichen, unkontrollierbaren Wildwuchs. Nun sehe ich aus wie ein kasteiter Glaubensbruder. Kollege Norbert stellte derweil Fallen und fing drei Schermäuse. Nun kämpfe ich mich zu Hause wieder durch meine Mailhaufen und über die Postberge.  

Am Abend besuchte ich die Lesung von Gerold Späth im Literaturraum. Gerold las aus seinem neuen Buch «Drei Vögel im Rosenbusch». Das passte sehr gut zu meinem dornigen Wochenende. Mir gefällt diese nicht zu stoppende, urige Kraftsprache von Gerold Späth. Das kleine Dorf Ernetschwil ist zufällig unser beider Heimatort. Dass dieses kleine Dorf, das immer dichter mit Einfamilienhäusern im Landhausstil zu wuchert, nun noch zu literarischen Ehren kommt, freut mich sehr. Als Kind verbrachte ich viele Ferienwochen bei meinen Grosseltern in Ernetschwil. Mein Grossvater war ein gewitzter Geschichtenerzähler, dem ich stundelang zuhören konnte.  

24. Oktober 2013

Gestern Nachmittag hatte ich endlich Zeit, die Ausstellung von Mona Hatoum im Kunstmuseum St. Gallen zu besuchen. Die frühen Videoarbeiten aus den 80er-Jahren sind sehr politisch und biographisch geprägt. Die Künstlerin mit palästinensischen Wurzeln verarbeitete die Trennung von ihrer Familie, den Krieg und das Leben im Exil. Im Gegensatz zu den sehr existentiellen frühen Arbeiten kommen die neueren Werke sehr nahe an ästhetische Fragen von Architektur und Design. Die Werkinterpretationen haben mich darum ehrlich gesagt etwas Ratlos gemacht. Ich weiss wirklich nicht, ob ich Handgranaten in Muranoglas geblasen so toll finden kann. 

Zum Schluss habe ich dann im Kunstmuseum das mit sehr viel Leerraum aufgefüllte Buch von Maria Eichhorn gekauft, das im Verlag der Buchhandlung Walther König in Köln erschienen ist und das die Arbeit «Die Zeitkapsel im Wasserfall der Steinach» dokumentiert.

Heute morgen habe ich im Internet ein bisschen recherchiert zur Arbeit von Mona Hatoum und fand einen spannenden Film auf Arte TV. Die Künstlerin erzählt sehr sympathisch über ihre tägliche Arbeit. Ihr freier und spielerischer Umgang mit Kunst hat mich wirklich überrascht.  

http://videos.arte.tv/de/videos/kuenstler_hautnah_mona_hatoum_ausschnitt_--3785846.html 

23. Oktober 2013

Ich plane zur Zeit die Verlagspräsentation «Schnäppchen und Häppchen II» für den Samstag 7. Dezember. Das Programm an der Brauerstrasse 27 b beginnt um 14 Uhr mit Laurenz Olivier Schmid, um 15 Uhr stellt sich Patricia London Ante Paris aus München vor, um 16 Uhr präsentiert Flavio Micheli seine neue Edition «TIME AND AGAIN», um 16 Uhr tragen Peter Schweiger und Petra Ronner Dadatexte vor von ihrer CD «BALLADADA» und um 18 Uhr wird das Programm abgeschlossen durch eine Lesung von Peter Liechti. Alle Beteiligten haben bereits zugesagt. Das ist toll! Nun kann ich schon bald mit Brötchen schmieren beginnen.

22. Oktober 2013

 Den ganzen Nachmittag habe ich Holz gehackt. Steinalte Eschen und Ulmenstämme von unvollendeten Skulpturen. Ich glaube etwas Härteres und Schwereres gibt es kaum.

21. Oktober 2013

Heute ist mir ein sehr schönes Strassenschild aus Emaille zugeschickt worden. Ich bestellte das Schild in Wien, um endlich die Häuser 27a und 27b besser zu kennzeichnen. In letzter Zeit sind oft Pakete ohne Meldung zurückgeschickt worden, weil der Pöstler unsere Hausnummer nicht gefunden hat. Damit ist jetzt Schluss! Das Schild ist montiert Herr Pöstler - Augen auf!

Am Nachmittag habe ich zusammen mit Hermann die Hecke geschnitten. Das ist immer sooooo ein Spass und man bekommt immer soooo viele Komplimente.

19. Oktober 2013

Wir erlebten einen wunderschönen Herbstnachmittag auf einem Kursschiff auf dem Hallwilersee. Emmi und Otto hatten zum Fest geladen.

18. Oktober 2013

Die Eröffnung der Ausstellung «Das schwache Geschlecht, Neue Mannsbilder in der Kunst» am Donnerstagabend war fulminant. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern ist wirklich gelungen. Ich bin sehr glücklich mit der Platzierung meiner Skulpturen im Raum mit Martin Disler und Paul McCarthy. Was mich besonders freut, sind die Texte, die Sarah Merten zu meinen drei Arbeiten geschrieben hat und die gelungene Publikation im Taschenbuchformat, die von Mirjam Fischer, Krispin Heé und Anna Haas konzipiert und gestaltet worden ist.

Am Nachmittag fuhr ich gemeinsam mit Monika von Bern nach Zürich. Monika fuhr direkt nach St. Gallen und ich schaute mir über Mittag die Ausstellung von Edvard Munch im Kunsthaus an. Eine sehr beeindruckende Präsentation von Malerei und Druckgrafik. Um 14:00 Uhr war ich verabredet in Dällikon, für eine Besprechung im Betonwerk. Das dauerte alles sehr lange und ich war erst um acht zu Hause.

17. Oktober 2013

Am Mittag fuhr ich mit Monika nach Bern. Wir waren in der netten Pension Marthahaus, in einem Wohnquartier in der Nähe des Hauptbahnhofs untergebracht. Wir spazierten am wild wuchernden Brunnen von Meret Oppenheim vorbei, durch die Altstadt zur Kunsthalle. Die Ausstellung des jungen Künstlers Kaspar Müller war bereits fertig aufgebaut aber noch nicht offiziell eröffnet. Eine irritierende Ausstellung bestehend aus vielen Zitaten. Man weiss nicht, ob man sich in einer Sammlung von Gegenwartskunst befindet. Das krasseste sind die sehr schönen Julian Opie Bilder, wo man nicht weiss, ob die nun echt oder nachgemalt worden sind. Man hat dauernd das Gefühl, alte Bekannte zu sehen. In einer mehrteiligen Fotoarbeit wird das sehr schön durchgespielt. An zwei gegenüberliegenden Wänden sind die genau gleichen Fotos von Kindern auf einem Spielplatz, in einem anderen Massstab und in einer anderen Reihenfolge direkt auf die Wände aufgezogen. Wenn man sich die Fotos anschaut, hat man dauernd das Gefühl, eins der Kinder schon einmal gesehen zu haben. Sehr schön ist auch der "Kunstspielplatz" mit dem gelben T-Shirt über einem Strassenpolder und dem blauen Kinderregenmäntelchen über einer kleinen Gasflasche. Herzig.

Vor der Previou im Kunstmuseum setzten wir uns auf die Terrasse im Hotel Bellevue. Ich sah das erste Mal die wunderschöne Bergkulisse mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Ich war schon so oft in Bern, aber das habe ich noch nie gesehen. Entweder war es immer neblig wenn ich da war, oder sonst muss ich vernebelt gewesen sein.

16. Oktober 2013

Um 6:00 Uhr musste ich aufstehen um den Zug nach Buchs-Dällikon zu erreichen. Ich hatte einen Termin für Farbproben im Betonwerk. Es gibt ein Problem mit der Saugfähigkeit des Betons. Der Beton soll hydrophobiert werden, damit die Oberfläche geschützt ist und diese Substanz muss in den Beton eindringen können um die Kapillaren zu schliessen. Wir müssen nun abklären, ob das Problem an der Betonmischung liegt oder eventuell an den Matrizen.

Um 14:00 Uhr habe ich mich beim HB St. Gallen mit Vincent Lieber verabredet. Er plant eine Ausstellung zum Thema "Mensch und Wald" im Historischen Museum in Nyon. Das war eine sehr gute Begegnung nach mehr als 25 Jahren. Ich machte damals einige ganz kleine Lithographien als EX-Libris für ihn.

14. Oktober 2013

Als Vorbereitung für eine thematische Ausstellung im Historischen Museum in Nyon, «Des hommes et la forêt», habe ich eine Auswahl von Malereien aus den letzten Jahren vorbereitet. Solche Präsentationen helfen mir immer, eine Ausstellungsidee zu entwickeln. Monika transportierte am Abend zusammen mit Hermann ein kleines Ausziehsofa nach Hause. Es ist erstaunlich, was alles in einem normalen Auto Platz hat. Ich habe derweil einen Gemüsekuchen gebacken, einen Salat vorbereitet und gleich auch noch Hansjörg Bachmann zum Essen eingeladen.

13. Oktober 2013

Ein wunderschöner Tag. Meine Gereiztheit und Moderikeit konnte ich aber auch bei einem schönen Spaziergang nicht abstreifen. Es gibt Tage, wo äusserlich eigentlich alles stimmt und trotzdem hängt ein trüber Sack am Rücken. Am Abend kochte ich für Vanja, Monika, Theo und mich wunderbare Omeletten mit einer feinen Hackfleischfüllung. Meine Stimmung hellte sich dann etwas auf.

12. Oktober 2013

Am Abend bringt mir Hilde vom Rahmenladen Winterthur die zwanzig gerahmten, floralen Malereien von Teresa Peverelli und eine kleine Landschaftsfotografie von Karin Bühler. Darauf freue ich mich sehr. Zudem habe ich von mir ein sehr frühes Pflanzengedicht aus dem Jahr 1974 einrahmen lassen. Diese Arbeit werde ich bei Christian Röllin zeigen. Das grosse Blatt hat sich in den letzten 40 Jahren selbständig weitergemalt. Irgendwann scheint jemand zwei Gläser Wein in die Zeichnungsmappe geleert zu haben und viele Ölspritzer von meiner Motorsäge bilden einen stimmigen Hintergrund.

11. Oktober 2013

Heute sind die letzten 19 Reliefplatten für die Fassade des Stadtmuseums Aarau bei mir im Atelier abgeholt worden. Die Matrizenherstellung bei der Ingold AG in Olten läuft sehr gut. 60 Negative sind bereits gegossen. Das neu entwickelte Gussmaterial scheint sich zu bewähren. Am Abend gibt es ein fulminantes Essen bei Andre und Ruth in Kriessern.

10. Oktober 2013

Am Abend habe ich Otto Heigold getroffen. Wir planen eine Edition mit neun Prägungen in einer kleinen Auflage. Als Erscheinungstermin haben wir den Frühling 2014 festgelegt. Nach dem wunderschönen Buch «Manual», das 2009 im Vexer Verlag erschienen ist, freue ich mich sehr auf eine neue Produktion. Es müssen ja nicht immer Bücher sein.

9. Oktober 2013

 Am Morgen früh brachte ich meine Beine zum Therapeuten. Mein Geist und der Restkörper schwebten nebenher. Anschliessend kümmerte ich mich zusammen mit dem Spezialisten um die Heizung im Nebenhaus. Nun haben alle wieder warm.

8. Oktober 2013

Ich war den ganzen Tag mit dem Herstellen und dem Versenden meiner Recyclingpakete beschäftigt. Jedes Buchpaket von Peter Liechti wird individuell bearbeitet, gestempelt und mit einer kleinen Zeichnung versehen. Meine momentan sehr gute Laune macht das möglich. (Ich hoffe dieser Zustand hält noch lange an.)

Am Abend traf ich die Gestalterin Krispin Heé, die seit kurzem wieder in St. Gallen lebt und arbeitet. Das ist eindeutig eine grosse Bereicherung für die "Buchstadt" St. Gallen. Krispin konnte einige spannende Buchprojekte für die Edition Patrick Frey gestalten und nächstens soll ein Buch von Andy Guhl in der Edition Periferia erscheinen. Andy hätte das Buch gerne im Vexer Verlag gemacht, aber ich konnte und wollte das nicht. Norbert Möslang und Andy Guhl haben eine so leidvolle Trennung in ihrer musikalischen Zusammenarbeit hinter sich, da hatte ich keine Lust mich für einen der beiden zu entscheiden. Ich kenne und schätze ja beide Musiker seit Mitte der Siebzigerjahre. 

Krispin Heé hat übrigens zusammen mit Anna Haas das Konzept und die Gestaltung für das Taschenbuch zur Ausstellung «Das schwache Geschlecht - Neue Mannsbilder in der Kunst» für das Kunstmuseum Bern gemacht. Da bin ich mal gespannt. Ich bin immer wieder überrascht, wie sich dauernd Kreise schliessen und mit neuen Inhalten und Menschen verbinden. Wir haben an diesem Abend wirklich einige spannende Themen für neue Vexer Produkte angedacht.

7. Oktober 2013

 Ich war um 11.00 im Kunstmuseum Bern mit Kathleen Bühler verabredet um meine drei frühen Holzskulpturen aus den achtziger Jahren zu platzieren. Nun ist ein stimmiger Raum entstanden mit zwei noch nie gezeigten Papierarbeiten von Martin Disler, zwei sehr grossen Arbeiten von Paul McCarthy und meinen Skulpturen «Mann mit Kind» und «Figur mit Kadaver». Die dritte, stehlen artige Skulptur aus der Sammlung Schweizer Kunst heute, steht in der Mitte eines Raumes mit Malerei. Es ist schon ein spezieller Moment, eigene Arbeiten nach 20 Jahren wieder zu sehen. Es ist wie mit alten Freunden, die man sehr selten trifft. Auf Anhieb ist wieder eine grosse Vertrautheit da und trotzdem fragt man sich, wer sich denn nun verändert hat, das selten gesehene Gegenüber oder das eigene Wesen ... Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen auf diese thematische Ausstellung «Das schwache Geschlecht - neue Mannsbilder in der Kunst». Zur Ausstellung erscheint ein Taschenbuch in einer sehr hohen Auflage zu einem sehr günstigen Preis. Über meine Arbeit hat Sarah Merten, die ich heute kennengelernt habe, einen Text geschrieben. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl, obwohl ich diesen Text noch nicht lesen konnte. Im Museum habe ich endlich auch Klossner Franticek kennengelernt. Von im wird eine frühe, sehr humorvolle, mehrteilige Fotoarbeit präsentiert.

Am Abend hat mich Monika überrascht mit einem neuen Regal für die alten Venylscheiben und den neuen Plattenspieler. Wärend sie zusammen mit Hermann das Regal zusammenbaute, bereitete ich einen wirklich gelungenen Gemüsegratin zu mit Krautstiel, frischen Karotten, Kartoffeln, Tomaten usw. Den Guss machte ich mit Eiern, Frischkäse und Kichererbsen Mehl, gemahlenen Mandeln, Ingwer und Kardamom. Dann schnitt ich die Rinde vom restlichen Sonntagszopf in kleine Stücke und ertränkte sie im Guss. Das Ganze kippte ich über das vorgekochte Gemüse. Das eingeweichte Zopfgebäck ergab dann eine wunderbar gebackene Kruste. Dazu tranken wir einen wunderbaren Wein, den Monika aus dem Piemont mitgebracht hatte und wir hörten uns zum Essen einige alte Platten mit afrikanischer Musik an. 

Ein ganz neues Lebensgefühl!

6. Oktober 2013

Ein schöner Spaziergang mit Monika und Vanja am Bodensee bei Gaissau. Ich musste mich richtig überwinden, um das Haus zu verlassen, aber es hat sich gelohnt. Anschliessend deckten wir uns in der Pasticceria La Vela in Rorschach mit süssem Gebäck ein und fühlten uns bei Theo und Ursula wie im Süden. Eine warme und offene familiäre Nähe.

5. Oktober 2013

Diese Woche war ich alleine und nutzte die ruhige Zeit um zu recherchieren und um vieles nachzulesen. 

3. Oktober 2013

Gestern war ich fast zwei Stunden mit dem Ausladen und dem Einladen meiner Holzreliefs beschäftigt. Heute habe ich einen Ganzkörper-Muskelkater. Am Abend gab es ein wunderbares Essen bei Hansjörg Bachmann. Ich war eingeladen, um endlich ein sehr frühes Bild von 1979 zu signieren. Hansjörg hat während seinem Japanaufenthalt wunderbare Schwarzweissftos gemacht.

Diese Woche ist wirklich lesen angesagt. Antiquarisch habe ich einige frühe Bücher von Hans Boesch gefunden. Bei meiner Recherche bin ich auf die Bogendrucke gestossen, die in den 50er-Jahren beim Tschudy Verlag in St. Gallen erschienen sind. Heute habe ich die vollständige Serie der 67 hortulus Zeitschriften von Hans Rudolf Hilty aus den fünfziger und sechziger Jahren bei Markus Comba gekauft, die auch im Tschudy Verlag erschienen sind. Hans Boesch wurde von Hilty stark gefördert und hat viele seiner Texte als Erstabdrucke veröffentlicht. Die hortulus Serie ist ein spannendes Zeitdokument der literarischen und der gestalterischen Entwicklung. Die Bogendrucke, die 67 hortulus Hefte, die 10 Vexer Hefte ab 1985 und die Erstlingsdrucke vom Sabon Verlag aus den neunziger Jahren ergeben eine erstaunliche Kontinuität im Umgang mit Texten. Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit Vera vom Vexer Büro Berlin diese Kontinuität weiterführen kann. Wir sind intensiv im Gespräch über individuelle Theorien und Vera arbeitet dafür mit Erik Steinbrecher an einem spannenden Pilotprojekt. Drucksachen erzeugen grossen Spass, sind aber teuer und machen Arbeit. (Karl Valentin hätte das sicher schöner formulieren können.)

September 2013

30. September 2013

Mein Tag begann sehr früh. Ich hatte einen Termin beim Physiotherapeuten. Anschliessend hatte ich vor, mit meiner Malerei weiterzumachen. Es kam alles ganz anders. Ich entschied mich für das Lesen.

29. September 2013

Monika und ich waren eingeladen bei der Kongregation der Ilanzer Dominikanerinnen vom heiligen Josef in Ilanz und wir sind schon um acht Uhr losgefahren. Meine Gotte feierte ihre 50-jährige Zugehörigkeit zum Orden. Ich war beeindruckt von der Ruhe, den dieser spirituelle Ort ausstrahlt. Für mich war es auch ein Moment des Erinnerns. Als Achtjähriger war ich vor fünfzig Jahren bei der Feier dabei, als Schwester Gerlinde in den Orden eingetreten ist. Ich war damals und heute sehr beeindruckt und irritiert von der Wahl zu einem solchen Lebensentwurf. Eine unerwartete und überraschende Zeitreise.

Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Ich nahm den Zug nach St. Gallen und Monika fuhr mit dem Auto direkt nach Italien.

28. September 2013

Heute war ich sehr früh im Atelier und habe eine kleine Ausstellung eingerichtet für die Gesellschaft zur Förderung des Stadtmuseums Aarau. Die grosse, sehr interessierte Gruppe traf um 10.30 Uhr bei mir ein und blieb bis nach 12 Uhr. Ich finde das immer sehr spannend, mit hochmotivierten Menschen über Kunst und Kultur zu diskutieren und zu referieren.

27. September 2013

 Ich habe per Post eine schöne Sendung von mehreren frühen Werken des Schriftstellers Hans Bösch erhalten, die ich antiquarisch gefunden habe. Hans Boesch ist für mich als Schriftsteller ein ähnliches Kaliber wie John Berger. Beide beschreiben eine bäuerische, einfache Welt, die so bald nicht mehr existieren wird. Von Boesch habe ich den ersten veröffentlichten Text «OLEANDER Der Jüngling» gefunden, der als Bogendruck 1951 bei Tschudy in St. Gallen erschienen ist. Grossartig.

26. September 2013

Heute wurde endlich das «Xylon Mappenwerk Nr. 2» angeliefert. Das Transportunternehmen DPD fand irgendwie meine Adresse nicht und brauchte fast eine Woche für dieses Paket. Am Nachmittag arbeitete ich weiter an der Bibliothek und an meinem Archiv. Das dauert und dauert, weil ich immer wieder an alten Briefen und Dokumenten hängenbleibe.

25. September 2013

Heute hat für mich ein intensiver Therapietag begonnen. Um 6.30 Uhr bin ich aufgestanden, um rechtzeitig beim Physiotherapeuten zu sein. Er hat die Aufgabe meinen "Morbus Ledderhosen" an beiden Füssen zu behandeln. Auf dem Schragen liegend habe ich mir überlegt, wie dieses Leiden wohl bei Frauen heisst. Der Fall ist klar, das muss der Morbus Dirndl sein. Der Therapeut meinte dann, das passe sehr gut in den Oktober hinein. Ozapft is ...

Nun bereite ich mich mental auf den nächsten Termin vor. Um 10.00 Uhr beginnt die Zahnreinigung. Ich höre schon dieses wahnsinnig hohe Geräusch der Schleifmaschine. (Schleifmaschine müsste eigentlich mit doppeläff geschrieben werden.)

24. September 2013

Die letzten zwei Tage war ich ans Haus "gebunden". Ich erwartete einen Transport, der aber nicht angekommen ist. Das erleichterte mir die Arbeit am PC, um meine Gartenfotos zu durchsuchen für die Zeitschrift "FERMENT". Monika hat am Abend eine grosse Auswahl der Fotos zusammengestellt. Nun bin ich gespannt, was die Bildredaktion dazu meint.

22. September 2013

Am Morgen früh verliess ich das Haus mit meinem "Vexer-Firmenwagen". Und das an einem Sonntag! Ein hässlicher Rolli, in dem ich aber locker 40 Bücher von Peter Liechti transportieren kann. Ich fuhr mit dem Zug nach Zürich, wo ich Thamar traf, die direkt von Düsseldorf einflog. Wir hatten ausgemacht, dass sie den Büchertisch betreut und das hat alles wunderbar funktioniert. Im Kino Riffraff war um 11.30 Uhr die offizielle Filmpremiere von «Vaters Garten, die Liebe meiner Eltern». Der Film wurde in Zürich viel emotionaler angenommen wie in St. Gallen. Peter war gut drauf und hat im Gespräch sehr treffend auf die inhaltlichen Dimensionen des Films reagieren können. Das Riffraff Team hatte alle Hände voll zu tun mit dem Kochen von St. Galler Würsten (Schüblig mit Senf) und wir haben uns so wohl gefühlt, dass eine kleine Gruppe von Freunden zusammen mit Peter, Jolanda, Carol, Gass und einigen anderen richtig gehend verhockt sind an den Gartentischchen der Riffraffbar. Thamar und ich erwischten dann erst den 19.07 Zug nach St. Gallen. Zu Hause sass ich dann nach einer rasanten Taxifahrt, mit den neusten Nachrichten aus dem Radio zur Bundestagswahl in Deutschland, mit Monika zusammen, draussen vor dem Feuer und wir erfreuten uns an Köstlichkeiten vom Grill, aus der Salatschüssel und aus dem Weinkeller.

Hui-hui.

21. September 2013

Es ist schon fast Mitternacht. Ich bin soeben nach Hause gekommen und ziemlich kaputt. In den letzten zwei Tagen habe ich mir ca. 10 Vorträge angehört am Typo-Kongress an der gewerblichen Berufsschule in St. Gallen. Das war alles sehr interessant. Ich habe viel erfahren und ganz unterschiedliche Vortrags- und Präsentationstechniken kennengelernt. Leoni von der Buchhandlung zur Rose hat mit ihrem Bücherstand zwei Tage lang ausgeharrt. Sie präsentierte viele Bücher zum Thema der typographischen Gestaltung und eine Auswahl von Vexer Büchern. Ich habe viele gestaltende Menschen und ihre Arbeiten kennengelernt und die Vorträge und Gespräche werden noch lange nachhallen. Was mich aber immer wieder irritiert, sind die in sich geschlossenen Interessengruppen. Das spartenübergreifende, vernetzte Denken scheint in den Ostschweizer-Kulturköpfen noch nicht angekommen zu sein. Das Abschlusskonzert von Manuel Stahlberger war tiefschürfend, witzig und abgrundtief Sankt Gallisch. Nach dem Meienberg schreibt jetzt eben ER, der Stahlberg-er in Reim-Form und frühlingshaft-er über unser Leben an der Grenze zum Wahnsinn.

19. September 2013

Heute Morgen haben wir 30 Holzplatten verladen für die Herstellung der Matrizen für die Fassade in Aarau. Anschliessend habe ich eine Ladung Bücher vorbereitet für den Büchertisch an der Typo 2013 an der GBS in St. Gallen. Und nun widme ich mich dem gestern gepflückten Holunder. Ich habe schon alle Beeren abgezupft. Jetzt koche ich ca. 12 Liter "Holderäzunä". Wir haben das früher als Kinder immer zu Omeletten, Chrazete, Griesauflauf, Hafer- oder Griesmus gegessen, meistens am Ende des Monats, wenn kein Geld mehr da war. Die Holunderbeeren werden aufgekocht mit ein bisschen Mehl, das im Milchwasser aufgeschäumt worden ist. Einfach dass das Mus etwas "gebunden" wird. Für sechs Liter Holunder nehme ich ein Kilo Zucker. Ich liebe den Holunder im Winter zum Frühstücksmüesli. (Das ist jetzt aber sehr privat, jetzt weisst Du alles über mich!) Diese Art von Speisen habe ich künstlerisch verarbeitet im Buch «Mama - eine Szene» von Wolfram Lotz. (Vexer Verlag, gleich zwei mal signiert und ein mal nummeriert)

Nachher muss ich noch einige Buchpakete zur Post bringen und die Buchhandlung zur Rose beliefern.

18. September 2013

Ich war vorhin beim Orthopäden wegen meinen malträtierten Füssen. Er hat "Morbus Ledderhosen" diagnostiziert. Das klingt zwar sehr lustig, ist es aber gar nicht. Anstelle von Ferien sind nun Therapien angesagt.

17. September 2013

Im Moment kommen immer wieder Angebote für thematische Gruppenausstellungen. Ich finde das spannend, aber es gibt auch viel zu tun. Für jede Ausstellung müssen die richtigen Werke ausgewählt werden. Da stehe ich dann im Archiv herum und sinniere vor mich hin. Die Tage vergehen im Nu. Heute habe ich spontan ein Pflanzengedicht vom Sommer 1974 für eine Zeichnungsausstellung ausgewählt. Mit achtzehneinhalb entwickelte ich eine Schrift aus Pflanzen und Gräsern. Mit dieser Schrift schrieb ich dann Gedichte. Ein ganz grosses Blatt aus dieser Zeit ist noch erhalten. Interessanterweise hat sich die Arbeit selbständig weiterentwickelt. Die Zeichnungsmappe stand immer am falschen Ort in meinem Atelier. Im Laufe der Zeit haben Ölspritzer der Motorsäge einen Grundraster über das Blatt gelegt und mindestens zwei Gläser Rotwein, die irgend jemand in die Zeichnungsmappe geschüttet hat ergaben eine spannende figurale Zeichnung. Kurz entschlossen bin ich nach Winterthur gefahren, um das Blatt einrahmen zu lassen. Diese frühe Pflanzenzeichnung gebe ich Christian Röllin für seine «sangallensia V» Ausstellung in diesem Winter.

15. September 2013

Mit dem Zug sind wir am Mittag losgefahren nach Basel. Zugfahrten bieten immer wieder die Möglichkeit, Texte, die schon länger liegengeblieben sind, nachzulesen. Wir besuchten als Erstes die Ausstellung von Allyson Vieira in der Kunsthalle Basel. Wir haben sie und ihr Werk vor ein paar Wochen im Gastatelier im Sitterwerk in St. Gallen kennengelernt. Allyson präsentiert im Obergeschoss eine raumfüllende Installation. In letzter Zeit staune ich immer wieder über junge Künstler und Künstlerinnen, wie sie es schaffen, mit ganz einfachen Mitteln enorme skulpturale Wirkungen zu erzielen. Allyson liess in ca. vier Meter Abstand von den Längswänden, fünf Meter hohe Leichtmetallelemente aufstellen, wie sie für den Bau von Rigipswänden verwendet werden. Diese in einem regelmässigen Raster aufgebauten metallenen Grundgerüste liess sie dann einige Meter vor dem Ende des Raumes gegen die Wände kippen und zurrte sie mit Gurten hoch oben an den Querstangen, die den Raum zusammenbinden, fest. Durch diesen Kippeffekt verwandeln sich die zwei Metallgerüste versetzt auf beiden Raumseiten zu zwei elegant gewellten, skulpturalen Formen, die den Besuchern wie riesige Absperrgitter den Weg durch den Raum weisen. Im Zentrum der Installation stehen die "drei Grazien", «Schönheit, Freude und Überfluss», die aus Ziegelsteinen aufgemauert und mit dem Winkelschleifer zurechtgeschnitten wurden. Als gemeinsamer Kopf dienen ihnen zwei quer über den Skulpturen liegende Zementröhren. Man kann also auf der Kopfebene gleichzeitig, wie durch ein Fernrohr, durch die zusammengefügte Röhre schauen. Die "Grazien" selber sind bei diesem Durchblick aber nicht durchschaubar. An den Längswänden stehen Reliefs, die aus dem Abfall des Werkprozesses in Blechschalen zusammen gepflastert wurden. Die Dimensionen der "Kunstkuchenbleche" entsprechen übrigens der Körpergrösse der Künstlerin.

In den kleinen Räumen am Schluss der Ausstellung wird auf unnötig komplizierte Weise ein Film gezeigt aus der Optik der Schaulustigen, die sich von den Bauarbeiten am neuen One World Trade Center in New York beeindrucken lassen. Es wird einem schmerzlich bewusst, dass nicht nur alle Grazien dieser Welt der Vergänglichkeit ausgesetzt sind. Werden-Sein und Vergehen ist auch für jedes Bauwerk vorprogrammiert.

Am Abend genossen wir vor allem das Werden und das Sein. Das Fest zum 130-jährigen Geburtstag von Diego Stampa und Thomas Spielmann mit vielen interessanten Freundinnen und Freunden war einfach ein Hammer. Der Anlass dauerte bis in den frühen Morgen hinein und Dank des guten Weins war auch der Sonntag immer noch sehr angenehm.

Beim Frühstück im Hotel Krafft staunten wir nicht schlecht, trafen wir doch (zufällig?) auf eine weitere Schar von Freunden, die sich am Samstagabend die Tanzperformance von Alexandra Bachzetsis in der Kaserne angeschaut hatten.

Wir genossen die Zugfahrt zurück nach St. Gallen und legten uns zuhause direkt ins Bett. Ich bin dann heimlich abgeschlichen und besuchte um 17 Uhr ein Orgelkonzert in der Kathedrale von St. Gallen. Ein Vorarlberger komponierte ein unwahrscheinliches Orgelwerk für sechs Hände. Ich musste immer wieder an Schlafer Bruder denken. Ein dichtes einstündiges Klangwunder mit grossartigen Variationen. Höchste Klangflitzer, die sich über die Zuhörerinnen und Zuhörer ergossen wie ein strahlender Sternenregen und tiefe Klänge, die an eine Herde von verletzten Urtieren erinnerten, lösten sich ab mit brummender Wut, glucksender Verwunderung, wohliger Verzückung, tiefer Trauer und sich ergiessender Erleichterung. Oh - oh - oh weh, jetzt klingt das Alles etwas sehr euphorisch. Es war ein wirklich starkes Stück. ich bin anschliessend völlig befreit  und ganz langsam durch den Regen gegangen, und völlig durchnässt mit dem Bus nach Hause gefahren.

13. September 2013

Der Bibliotheksraum im Atelier wird sehr schön. Die Ordnung wächst dank Thamar täglich. Am Nachmittag besuchte ich zusammen mit Monika die Ausstellung von Andrea Vogel im Architekturforum. Die Künstlerin hat eine Rolle Plastikabsperrband von mehr als einem Kilometer Länge zu einer flächigen, ca. 180 cm hohen Absperrplane verwoben. Die verwobenen rot weissen Streifen ergeben ein raffiniertes Muster in unendlicher Vielfalt und sich nicht wiederholenden Formen.

Paul Hafner zeigt in seiner Galerie neue Arbeiten von Julia Bornefeld. Sie bearbeitete einen Konzertflügel auf brachiale Weise. Reste davon hängen als Objekte im Ausstellungsraum. Zentral steht zudem eine grosse Skulptur mit zwei überdimensionierten Küchenmessern, die durch eine Holztüre gerammt sind. Auffällig ist, dass bei Bornefeld Teile des Pianos von der Decke hängen und in der Kunsthalle hängt die Flöte von David Renggli. Im Kunstmuseum stehen überdimensionierte Gemüseraffeln von Mona Hatoum und bei Paul Hafner riesige Küchenmesser von Bornefeld. Manchmal ist der Zufall ein gemeiner, herrenloser streunender Hund.

12. September 2013

Am Nachmittag besuchte ich Christian Röllin in seiner Galerie. Ich brachte ihm einen Stapel Bücher für Vera und das neue Büro Berlin. Vera wird schon bald den Verkauf der Vexer Bücher in Deutschland ankurbeln.

Roellin zeigt zur Zeit eine Auswahl von Bildern des Malers Willi Oertig. Eine sehr gelungene Ausstellung mit überraschenden Bildern. Die sachlichen, vereinfachten Bildfindungen zeigen Räume, geometrisierte Stadtlandschaften, Bahnhöfe, Strassenschilder und unspektakuläre Orte in einem speziellen Licht. Dieser Maler ist nicht einzuordnen in die gängigen Kategorien der Kunst. Er ist aussergewöhnlich in seiner Wahrnehmung und eigenwillig in der Umsetzung der Motive. 

11. September 2013

Früh am Morgen erwartete ich im Atelier Dominik für den Transport von 20 Holzplatten nach Olten. Um neun gab es eine Besprechung mit Helmuth Sennhauser. Wir diskutieren verschiedene Möglichkeiten, die 134 Relief Platten abzudrucken. Die Kunst liegt darin, die Platten nicht direkt einzufärben, damit das Mammutbaumholz nichts von seiner Farbigkeit  und von der sägerohen Ursprünglichkeit verliert. Irgendwann im Herbst werden wir die ersten Druckversuche machen, damit ich mich für ein Druckverfahren entscheiden kann.

Anschliessend begann ich mit Thamar meine Bibliothek neu einzuordnen. Als Ausnahmen gelten die Serie von NSB-Büchern der Kunstgeschichte, die mir meine Mutter, als ich 15 Jahre alt war, bestellt hat. Monatlich kam per Post ein Buch für mich, von Cézanne, van Eyck, Goya bis Picasso und anschliessend noch die ganze Russische Literatur. Für diesen Bildungsschub in der Bauernfamilie bin ich meiner Mutter heute noch sehr dankbar. Die weiteren Ausnahmen sind die Bücher von Picasso, John Lennon und Yoko Ono, Joseph Beuys und Andy Warhol. Diese künstlerischen Positionen waren für mich prägend und haben mich bildungsmässig sozialisiert.

Am Mittag zeigte ich meine frisch gewaschenen Füsse dem Herrn Doktor von der Swica. Der wiederum sucht nun einen Orthopäden zur sachkundigen Abklärung meiner geschundenen Sehnen. Das ist gar nicht so einfach, denn alle Orthopäden haben einen vollen Terminkalender. Es scheint so zu sein, dass in der Ostschweiz tausende von Menschen mit einem defekten Gehwerk in der Gegend herumstolpern.

Am Nachmittag besuchte ich das Herbstforum der Direktion Schule und Sport in der Olma Halle zum Thema der Medienkompetenz. Ein spannender Vortrag von Prof. Urs Gasser brachte nicht sehr viel Neues. Einige wissenschaftlich abgestützte Erkenntnisse und einige für mich sehr spannende Gedanken zum Thema Medienkompetenz verblüfften mich aber schon. Mir war zum Beispiel nicht wirklich bewusst, wie viel kreative Kompetenz durch den bewussten Umgang und den Gebrauch von sozialen Foren erarbeitet werden kann. Spannend finde ich auch, dass Jugendliche ihr Handy als ihr persönlichstes und privatestes Gut empfinden. Der Verlust eines Handys ist heute wirklich enorm. Fotos, Adressen, Telefonnummern, persönliche Kontakte und Korrespondenz können in die falschen Hände geraten. Da sind die persönlichen Poesiealben aus unserer Kindheit richtig harmlos und doof.  

10. September 2013

Die harte körperliche Arbeit der letzten Monate hat Spuren hinterlassen. Ich habe meine Sehnen an den Füssen überstrapaziert. Am Nachmittag hatte ich die zweite osteopathische Behandlung. Der Therapeut beendete die Sitzung nach einer halben Stunde und riet mir, einen Spezialisten aufzusuchen. Was wird das nun? 

9. September 2013

Eigentlich wollte ich heute nach Aarau fahren für den Abschied von Hugo Suter. Dann sass ich aber im Atelier und musste auf einen Transport warten. Ich benutzte die Gelegenheit, in meinem Archiv alle Kataloge, Bücher und die Korrespondenzen mit Hugo zu durchstöbern. So nutzte ich die Zeit zu einem ganz persönlichen Abschied.

8. September 2013

Ein Sonntags-Jässchen war angesagt, mit Eveline und Roman. Monika und ich waren in wunderbarer Spiellaune und der Sieg schien uns gewiss. Irgendwann kippte das Spiel und wir mussten harte Schläge einstecken. Zwischendurch ergab sich noch ein aufgeladener, kulturpolitischer Disput zwischen Eveline und mir. Die Argumente flogen wie Schellen, Schilten und Eicheln kreuz und quer über den Tisch. Entzündet hat sich die Diskussion an der extremen Kürzung des kantonalen Beitrages an den Ausstellungsraum in der Lockremise, der vom Kunstmuseum bespielt wird. Ich vertrete ganz klar die Meinung, dass bei Sparübungen in der Kultur alle Institutionen einen gleichen prozentualen Anteil leisten sollten, das Theater inklusive. Sparmassnahmen gäbe es auch bei den immer üppiger werdenden Massenverköstigungen bei kulturellen Anlässen. Die kulturelle Nahrung scheint schon lange nicht mehr zu genügen, um das Vernissage-Publikum zu befriedigen. Na ja, wo die Kunst ist, kommt halt auch ein Hüngerchen - gell.  

7. September 2013

Ich bin immer noch am Verdauen von einem riesigen Stück Rindfleisch. Wir haben gestern Abend zusammen mit Margrit und Ralph, die Ruth und den Hermann zum Argentinischen Essen eingeladen. Die beiden sind sechzig geworden. Gleich über der Grenze in Fussach, sechs Kilometer vor Bregenz, befindet sich das Argentinische Restaurant Gaucho. Eine Türkische Familie, die lange in Argentinien gelebt und gearbeitet hat, führt nun ein Argentinisches Restaurant in Österreich, nahe von der Schweizergrenze. Ein echter internationaler Fleischaustausch mit grenzüberschreitender Verdauung. Es hat Spass gemacht! 

6. September 2013

Im Moment steht viel organisatorische Arbeit an. Alle Abläufe für die Herstellung der Betonelemente für die Fassade des Stadtmuseums in Aarau müssen geplant werden.

Gestern Abend besuchte ich das Konzert von Christoph Gallio (Saxofon) und seiner Band «Day & Taxi» mit dem Bassisten Silvan Jezer und dem Schlagzeuger David Meier in der Kunsthalle St. Gallen. Ein sehr schönes klassisches Jazzkonzert mit gelungenen Kompositionen, musikalische Geschenke, die Christoph Gallio unter Anderem Silvia Bächli, Beat Sreuli und anderen Freunden gewidmet hat. Das Konzert fand im Foyer der Kunsthalle statt, vor der grossen Hinterglasmalerei und der skulpturalen, hängenden Riesenflöte von David Renggli. Die Werke entwickelten wieder eine ganz neue Dimension durch die musikalische Intervention.

Als ich nach Hause kam, schaute ich mir als Erstes das letzte Heft von Typodron an, das Manuel Stahlberger gewidmet ist. Monika war am Konzert im Grüningerstadion. Ein klug gewählter Ort für einen politisch denkenden Musiker. Roland Stieger von TGG hat die Publikation sehr schön gestaltet. Wenn man das Buch öffnet, entsteht durch das harte Vorsatzpapier ein interessanter Klang, der beim Blättern des dünnen Papiers des Inhalts in ein zartes Wispern übergeht und beim Schliessen des Buches mit einem feinen "Plop" endet. Für mich ist das  ein richtig musikalisches Buchwerk. 

Die Diskussionen mit Vera waren sehr anregend. Wir sind voller Tatentrang. Wir haben uns entschlossen, im März 2014 an der Buchmesse in Leipzig teilzunehmen.

2. September 2013

Am Morgen hatte ich eine Besprechung mit Thamar, um die anstehenden Arbeiten zu organisieren und um mir ihre Erlebnisse als "reisende Buchvertreterin" anzuhören. Der Buchhandel funktioniert sehr zäh und ist von grosser Vorsicht und Ängstlichkeit geprägt. Und gerade deshalb gibt es momentan neue  Entwicklungen, die sehr vielversprechend sind und die viele neue Möglichkeiten für zukünftige Projekte eröffnen.

Am Mittag kam Vera direkt vom Flughafen. Wir diskutieren zur Zeit intensiv über die Gründung eines "Büros" in Berlin. Wir sind beide überzeugt, dass heute alle Aktivitäten vernetzt, optimiert und breiter abgestützt werden müssen. Es gibt so viele ungenutzte Energien, die wir gemeinsam orten und erschliessen wollen. 

1. September 2013

Monika hatte für ein abgeschlossenes Projekt einen Gutschein für ein Sonntagsbüffet auf dem Säntis geschenkt bekommen. Es war kalt, neblig und es regnete in Strömen. Es war trotzdem ein unterhaltsamer Morgen. Eigentlich wollten wir noch ein Stück wandern. Das Wetter war aber so schlecht, dass wir uns entschlossen haben, nach Teufen zu fahren. Die Ledi-Wanderbühne steht zur Zeit neben dem Grubenmannmuseum. In einer Sonderausstellung werden unter anderem Landschaftsbilder gezeigt. Ein ganz kleines Ölbild von Zeller mit einem gelblich schimmernden Licht hat mich sehr begeistert. Ja und die Fotografien von Verena Schoch wirken sehr mystisch und die Modelle der Brückenbauer Grubenmann sind Weltklasse.

August 2013

31. August 2013

Um 11.00 Uhr war die Eröffnung der Ausstellung von Jiajia und Anastasia im Kornhaus Rorschach angesagt. Ich schrieb bis 10.40 Uhr an meiner Rede. Die Werke der beiden Künstlerinnen haben mich sehr angeregt und ich glaube, den beiden ist wirklich eine stimmige Zustandsskizze der Jetztzeit gelungen. (Meine Rede kann nachgelesen werden unter Texte von JFM.)

Anschliessend hat uns Michael Lüscher und Irene zusammen mit Laurin zu einem mehrgängigen und vielstimmigen Essen auf dem Balkon mit Bodenseesicht eingeladen. Fulminant und wunderbar!

30. August 2013

Ein spezieller Tag. Am Morgen früh fuhr ich mit dem Zug nach Buchs-Dällikon. In das Betonwerk Stüssi. Wir konnten die ersten zwei Probegüsse der Betonelemente anschauen. Es ist erstaunlich, wie fein sich die Strukturen des sägerohen Holzes des Mammutbaums und die Einfräsungen der Motorsäge im Betonguss abzeichnen. Es gibt aber immer wieder neue Denkaufgaben. Eine sehr wichtige Frage wird sein, wie die Betonelemente ohne Schaden zu nehmen gelagert, transportiert und montiert werden können.

29. August 2013

Ich war den ganzen Tag mit Bücherpacken und mit Schreiben beschäftigt. Am frühen Abend traf Vanja ein. Wir mussten alles besprechen und den Büchertisch für Peter Liechti vorbereiten. Um 20:00 Uhr war die Filmvorpremiere im Kinok angesagt. Der Film «Vaters Garten - Die Liebe meiner Eltern» ist mir echt unter die Haut gegangen. Ich hatte den Film vorher nie gesehen. Ich hatte keine Möglichkeit, Anfang Jahr die Berlinale zu besuchen, wo der Film das erste Mal an einem Festival gezeigt wurde. Zum Glück war Vera vor Ort. Sie hat mich in meinem Vorhaben bestärkt, die Interviews von Peter mit seinen Eltern herauszugeben. Ohne den Film zu sehen, war es für mich schwierig zu entscheiden, ob das Sinn macht oder nicht. Nun ist das Buch ein ganz eigenständiges Werk geworden. "Ein Sprachmonument der Liebe ..." , wie Ruth Schweikert im Klappentext geschrieben hat. Der Buchhandel hat am Anfang zögerlich reagiert auf das Buch. Wenn meine Praktikantin Thamar in Buchhandlungen angerufen hat hiess es unisono - der Peter Liechti sei zu speziell. Nun bestellen alle, aber wirklich alle.

28. August 2013

Am Nachmittag fuhr ich nach Rorschach, um den Stand der Aufbauarbeit der gemeinsamen Installation von Anastasia Katsidia und Jiajia Zhang im Kornhaus anzuschauen. Alles war noch ein bisschen chaotisch aber ich hatte schnell das Gefühl, dass die Inszenierung gelingen kann. Ich wurde von den beiden Künstlerinnen angefragt für die Eröffnungsrede. Zwei junge sympathische Weltreisende mit Migrationshintergrund, das lohnt sich über die Arbeiten nachzudenken.

26. August 2013

In den letzten Wochen habe ich sicher schon 200 selbstgebastelte Verpackungen aus Altkarton zusammengebaut. Ich habe ein neues Label: "Vexer Packet Recycling". Alle, die beim Vexer Verlag ein Buch bestellen, bekommen eine von mir hergestellte recyclierte  Kartonverpackung. Das wird eines meiner umfassendsten Kunstprojekte und das zum Nulltarif, einfach aus Spass am Spass!

24. August 2013

Wir sind früh aufgestanden. Wir waren um 11:00 Uhr verabredet zu einem Treffen mit der Familie Müller auf einer Alp auf dem Rickenpass. 52 Familienmitglieder hatten sich angemeldet. Wir mussten einiges an Kleidern zusammenpacken, denn am Abend waren wir zu einer Gala im Kunsthaus Aarau eingeladen. Auf der Autofahrt gab es viel zu erzählen zum Bücherabend in Appenzell und zu all den Gesprächen die wir geführt hatten.

Das Treffen auf der Alp Egg war sehr speziell. Ein richtiges Familienbiotop - ein ideales Umfeld für einen jungen Tümpelforscher. 

Um 17 Uhr waren wir bereits im Hotel Aarauerhof und um 19 Uhr beim Apéro im Kunsthaus Aarau. An dieser Gala wurde der Um- und Neubau von Herzog & de Meuron gefeiert, der vor zehn Jahren zusammen mit Remy Zaugg geplant und gebaut wurde. Roger Diener hatte einen Tisch reserviert. Eingeladen waren Christine Binswanger, Gilli und Diego Stampa, Albert Kriemler, Katalin Deér, Peter Handschin und Monika und ich. Ein Höhepunkt war der Auftritt und die Rede von Christine, der Juniorpartnerin von Herzog & de Meuron, in ihrem atemberaubenden Kleid von Akris und am späteren Abend das Konzert von Dieter Meier mit zwei jungen Musikern. Ich wusste gar nicht, dass Dieter Meier eine solch ausserordentlich gute Stimme hat. Zudem ist er ein brillanter Erzähler und Unterhalter. Ein gelungener Abend mit vielen guten Begegnungen.

23. August 2013

Ich hatte den ganzen Tag etwas den "Flatteri". Ich musste einiges vorbereiten für die Buchvernissage von Peter Liechti. Um 17:00 Uhr packte ich das Auto von Monika voll mit Büchern. Ich neige eher zur Übertreibung und bin ein unverbesserlicher Optimist. Es ist doch peinlich, wenn man nicht für alle Fälle gewappnet ist. Es könnte ja sein, dass eine literarisch interessierte Wandergruppe aus dem Süddeutschen Raum auftaucht und gleich fünfzig Bücher braucht. Um 19:00 Uhr waren wirklich schon sehr viele interessierte Menschen da und es wurde immer offensichtlicher, dass längst nicht alle Platz finden werden im Gewölbekeller des Bücherladens. Schön, dass auch Vera mit dabei sein konnte. Sie hatte an der Berlinale den neuen Film «Vaters Garten» von Peter gesehen und mich in meinem Vorhaben bestätigt, das Buch mit den Interviews von Peter und seinen Eltern unbedingt herauszugeben. Der Abend wurde zu einer der berührendsten und grossartigsten Buchvernissagen, die ich je erlebt habe. Peter war körperlich sehr schwach. Er setzte aber mit seinem starken Geist eine unglaubliche Energie frei. Im wunderbar geführten Gespräch durch Thamar Ette  entwickelte sich eine selten erlebbare inhaltliche Dichte und die anschliessende Lesung von Peter war sehr berührend. Peter war nachher mindestens eine Stunde mit dem Signieren von seinen Büchern beschäftigt. Agathe Nisple erwies sich einmal mehr als kulinarische Göttin des Appenzells und zusammen mit Carol Forster, der Schutzpatronin des gut sortierten Buchhandels kommt einfach alles gut. Herzlichen Dank auch an das grossartige Publikum und an alle gemeinsamen Freundinnen und Freunde, die an diesem Abend dabei sein konnten.

22. August 2013

Heute erschien ein sehr guter Artikel über das neue Buch von Peter Liechti im St. Galler Tagblatt. Brigitte Schmid-Gugler ist begeistert von dieser Neuerscheinung. Ich verpackte den ganzen Tag «KLARTEXT» Bücher. Erst am Nachmittag wurde ich darauf hingewiesen, dass am Morgen um 7.45 Uhr im Radio DRS 2 eine tolle Besprechung von Angelika Schett gesendet wurde. Ein wunderbarer Auftakt und eine sehr gute Werbung für die Buchpremiere, die morgen im Bücherladen in Appenzell stattfindet.

Madeleine Herzog von der Fachstelle für Kultur bat mich um einen Rückruf und eröffnete mir dann, dass der Stadtrat gestern beschlossen habe, mir für meine Verlagstätigkeit den Anerkennungspreis 2013 der Stadt St. Gallen zu verleihen. Die Preisverleihung soll am 5. November um 18 Uhr im Palace stattfinden. Da seid ihr natürlich ALLE eingeladen zum Feiern. Ich schwebe auf Wolke sieben und das kurz nach Vollmond und nach 28 Jahren Vexer Verlag. Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern der Kulturkommission, die mich unterstützt haben und bei allen, die in der langen Verlagsgeschichte mit Begeisterung dabei waren. Dazu gehören natürlich auch alle, die die Vexer-Bücher und Editionen sammeln. Jetzt gönne ich mir ein gutes Glas Wein, mache ein schönes Feuer und schaue was es darauf zu braten gibt. Olleee - oleole - ollee ...

Am Abend habe ich erfahren, dass meine Arbeit von der Baukommission von Aarau mit Begeisterung abgenommen worden ist. Nun können wir mit voller Energie an den Vorbereitungen und  der Ausführung der 134 menschengrossen Betonelemente weiterarbeiten.

21. August 2013

Um 11 Uhr war ich beim Bahnhof mit einer jungen Journalistin vom Aargauer Tagblatt verabredet. Sie schreibt einen Artikel zu meiner monumentalen Arbeit für das Stadtmuseum in Aarau. Am Abend traf sich die Fachkommission HF bildende Kunst zu einer Besprechung des Lehrplans der Kunstklasse. Ein anregender und spannender Abend. Nun sind auch Kathrin Dörig und Heidi Schöni mit dabei. Ich bin sehr froh, dass dieser Studiengang mit zwanzig Studierenden durchgeführt werden kann.

20. August 2013

Am Nachmittag kam Vera mit ihrem schweren Koffer bei uns an. Sie ist für ein paar Tage in der Schweiz. Am frühen Abend fuhren wir zum Sitterwerk. Die Amerikanerin Allyssen Vieira präsentierte ihre skulpturalen Arbeiten im Gastatelier. Die neuen Werke werden im September in der Kunsthalle Basel präsentiert. An der Wand hing eine beeindruckende, vielschichtige Bildhauer-Zeichnung, die trotz des geometrischen Rasters erstaunlich lebendig und körperlich wirkte. Allyssen vermauerte ganze und schräg zugeschnittene Backsteine zu drei körperhaften Stehlen und verwendete den Abfall aus diesem Arbeitsprozess für die Ausformung von Reliefs, die wiederum wie eine Serie von Topografien von Landschaften wirken. Der Leiter der Kunsthalle Basel, Adam Szymczyk hat mit dieser Künstlerin wirklich eine Entdeckung gemacht. Wir waren am Wochenende mit ihm zusammen  in Champfèr und ich hätte gerne über diese Arbeiten gesprochen.

Anschliessend wollte ich unbedingt die Ausstellung der Talentschule im Schulhaus Engelwies besuchen. Karin Bucher, Eva Lips und das ganze Team dieser neuen Förderklasse haben mit den Kindern interessante Ergebnisse erarbeitet. Ich finde es sehr wichtig, dass in den St. Galler Talentschulen nicht nur Sport und Musik, sondern auch die Gestaltung gefördert wird.

Das waren berührende Seherlebnisse.

19. August 2013

Der ganze Tag war voller Hektik. Viele Telefonate, Bestellungen und Anfragen zum neuen Buch von Peter Liechti. Ich liebe diese Verlagstage. Am Abend fuhr ich mit dem Zug nach Winterthur für eine Sitzung der Arbeitsgruppe "XYLON DRUCK". Ich war etwas zu früh bei Kaspar Toggenburger. Aus dem Atelier drang laute Musik. Nach einem kurzen Zögern trat ich ein und staunte. Der Gesang wurde nicht im Radio gespielt. Der Sänger war Kaspar. Mein Staunen spornte ihn richtig an und er sang nur für mich ein wunderbares Lied. Ich erlebte das erste Mal, dass ein Sänger durch das Singen an Volumen und an Körpergrösse zunimmt und richtig über sich hinaus wächst. WAU!

18. August 2013

Monika und ich erlebten ein sehr schönes Wochenende in Champfèr. Wir waren eingeladen, die fertiggestellten, ersten Holzhäuser von Diener & Diener Architekten zu besichtigen und das erste Mal da zu übernachten. Zur Zeit sind vier Maler an der Arbeit, um die riesigen Holzfassaden aus zwei Hebebühnen heraus noch einmal weiss zu bemalen. 20 Tausend Laufmeter Holzbretter wurden für die Fassade verbaut. Ich entwickelte dafür ein Muster, inspiriert von einem künstlerisch begabten Borkenkäfer, der sich durch das ganze Holz frisst. Als Türdrücker für die zwei Eingangstüren schnitzte ich zwei Astgabeln aus einem grossen Baumstamm, die ich dann in der Kunstgiesserei in St. Gallen in Bronze giessen liess. Es ist ein sehr schönes und verbindendes Gefühl, dass alle Besucher der Häuser diese Astgabeln beim Eintreten berühren. Für die Abdeckungen der Pfähle auf den Loggias schnitzte ich Holzstücke mit Borke, mit einer schrägen, geschliffenen Schnittfläche. Die insgesamt 12 Teile sind in Shanghai in Bronze gegossen worden. In die polierten Schnittflächen liess ich 12 reale Sternbilder eingravieren. Für jedes Sternbild habe ich einen eigenen Stern dazuerfunden und Monika hat ihnen die Namen gegeben.

Am Sonntagnachmittag sind wir über den Albula zurückgefahren und waren begeistert wie ein Holländisches Paar, das zum ersten Mal in die Berge fährt.

17. August 2013

Wir machten uns zeitig auf den Weg nach Champfèr im Engadin. Nach einem Halt bei meiner Mutter in Oberriet fuhren wir nach Chur um die Ausstellung von Steiner-Lenzlinger im Bündner Kunstmuseum zu sehen. Das Künstlerpaar hat einen Nationalpark eingerichtet. Im Eingangsbereich können die Besucher Utensilien für die Kunstwanderung auslesen. (Rucksack, Kämpferanzug, Fischerrute, Affen oder Bärenmaske, Sonnenbrillen, Hüte und vieles Lustiges mehr.) Ich bin ein Animations-Muffel. Mir sträuben sich schon bei den kleinsten Anweisungen und Aufforderungen im Kunstbetrieb die Nackenhaare. Eltern mit Kindern, egal in welchem Alter, scheinen das zu mögen. (Oft noch mehr wie die mitgeschleppten "Kleinen".) Diese Ausstellung, in den zum Abbruch freigegebenen Räumen, ist sicher ein kluger Einfall und ein populärer Schlusspunkt vor dem geplanten Neubau. In den sehr gut bestückten Salons des Museums war dann aber grosse Stille und Menschenleere. Starke, aber nicht so bekannte Bilder von Augusto Giacometti, Giovanni Segantini und Ferdinand Hodler sind hier zu entdecken.

Im Untergeschoss sahen wir uns die interessante Ausstellung über nicht bewohnbare Räume an. Die kleinen, fensterlosen Ausstellungsräume lösten bei mir klaustophobische Zustände aus. Ich musste schnell wieder raus aus diesem Haus und habe mir überlegt, wer in den 70er-Jahren (?) fähig war, so unwirtliche und beengende Räume für Kunst zu konzipieren. In diesen Räumen kann man höchstens ein Getränkelager unterbringen.

Unser Tom Tom führte uns dann wegen einem Unfall auf der Autobahn zweimal rund um Chur herum. Unser Ziel, die Videoausstellung im Palazzo Castelmur in Stampa erreichten wir erst um 16 Uhr. Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Selten habe ich eine so dichte, unterhaltsame und technisch brillante Videoausstellung auf kleinstem Raum gesehen. Die Videoarbeiten sind speziell für die Räume im Palazzo geschaffen worden und beleben diesen historischen Bau mit seiner Geschichte auf eine wunderbare Weise.

16. August 2013

Um 17.45 waren wir in der Kunsthalle St. Gallen, um die Ausstellung von David Renggli anzuschauen. Im Eingangsbereich hängt eine überdimensionierte Blockflöte von der Decke. Die Kunstflöte ist aus verschiedenen Gründen nicht spielbar. Sie ist nicht ausgebohrt, die angebrachten Löcher sind rundherum platziert und liegen soweit auseinander, dass es die Hände einer Grossfamilie brauchen würde um die Flöte zu halten, zu blasen und die Löcher mit den Handflächen zuzuhalten. Als Betrachter fühlt man sich wie ein kleines Kind, das eben zu klein ist, um mit dem begehrten Stück zu spielen. Diese Riesenflöte verändert auch die Dimension der stattlichen Hinterglasmalerei im musealen Rahmen, zu einer abstraken Skizze in Flöten-Grösse.  

Im grossen Ausstellungsraum sind acht Neonskulpturen platziert, wie grosse Werbestehlen. Die bunten Neon-Buchstaben bilden Worte, die nicht sofort lesbar sind. SAEBEL, LIBIDO, IRGEND, SORRY, NUDE, usw. (Die anderen Worte habe ich bereits vergessen.) Diese "Signs" sind sehr gut geeignet, per iPhone fotografiert und als Kurzbotschaft verschickt zu werden. Sie leuchten, sind rätselhaft schön und dadurch für viele Zwecke verwendbar. Das gilt auch für die gegossenen Betonbänke, die mit grossen Flusssteinen und Halbedelsteinen geschmückt und mit Vertiefungen versehen sind, in die exakt Schweizermünzen hineinpassen. (Hier werden sympathischer- oder ironischer Weise keine Dollars verwendet.)

Nach einer Quelle, bestehend aus einer grossen, leeren Schnapsflasche (?) im kleinen Zwischenraum gelangt man in die letzte Zone, wo zwei elektronisch gesteuerte Roboter-Flöten, behaucht von einem Kompressor, unaufhörlich und sehr dilettantisch ein Duett spielen. Mit Schmerzen in den Ohren erinnert man sich an die stundenlangen Übungen von Kindern, die wiederholt versuchen, zweistimmig eine erkennbare Melodie zu spielen. Eine schöne, humorvolle und intelligente Ausstellung.

(Ich überlege mir gerade wie ein Zusammenspiel zu dritt, mit meiner 540 cm langen Hirtenflöte klingen würde, die ich vor einigen Jahren in ein massives Brett eines Mammutbaumes geschnitten und als Holzschnitt abgedruckt habe.)

Um 19 Uhr waren wir schon in der Propstei in St. Peterzell. Ich konnte letztes Jahr an diesem Ort den Vexer Verlag präsentieren und ich wollte unbedingt die zweite Ausstellung von Ramon Lenherr anschauen. Er hat eine sehr schön gestaltete, selbstreflektierende Ausstellung über das Neckertals konzipiert. Es stellt sich aber natürlich immer wieder die Frage, was für Ausstellungen an solch abgelegenen Orten auf dem Lande sinnstiftend sein könnten. Nach drei Ansprachen, Volksmusik, Häppchen und Wein sind wir wieder nach St. Gallen gefahren und haben uns in der Kunsthalle einmal mehr sehr wohl gefühlt. Ein lustiger Abend, mit inspirierenden Gesprächen mit Patrick Frey, Dorothea Strauss, Christoph Doswald, Beat Huber, Yvette Sanchez, Giovanni Carmine, Maren Brauner und vielen mehr.

 15., August 2013

Ich stand früh auf und fuhr mit dem Fahrrad zum Bäcker, um frische Brötchen zu holen. Die Laugengipfel sahen aus, wie wenn sie mir die Zunge herausstrecken würden. Als ich die Verkäuferin mit meiner Beobachtung konfrontierte, erklärte sie mir, dass die Gipfeli das nicht persönlich meinten. Das Gebäck sei einfach nicht schön auf das Blech gelegt worden und dann schauen sie eben so aus. Ich musste einen Büro- und Organisationstag einschalten und das verlangte nach einem üppigen Frühstück, also kaufte ich zwei Stück von dem fröhlich lallenden Gebäck.

14. August 2013

Um 10.30 war ich mit Stefan Rohner verabredet. Wir konnten nun endlich das dritte Bild von Fribourg fotografieren. Um 11.48 fuhr mein Zug nach Olten. Ich war verabredet mit Lukas Metternich, dem Matrizenhersteller um die ersten Proben der Negative anzuschauen. Mit dabei war auch der Architekt Christian Severin von Diener & Diener und der Chef des Betonwerks Stüssi aus Dällikon. Ich war total fasziniert von den präzisen Abgüssen meiner Motorsägen-Zeichnungen. Ich hatte immer die Meinung, dass ich ein gutes Vorstellungsvermögen habe, aber die Negative sehen verblüffend "anders" aus. Die Zugfahrt nach St. Gallen nutzte ich, um das Buch von Nils Röller «Roth der Grosse» zu lesen. Wer Dieter Roth mag, wird dieses Buch lieben. Es ist erschienen im KLEVER Verlag und beschreibt die fiktive Begegnung von Roth mit Lenin im Niederdorf Zürich . 

Am Abend besuchten wir die Feier für die Ladenerweiterung von Mode Weber. Inge und Erich machen das super. Gespräche, Wein, Häppchen und Modeschau. Das hat richtig Spass gemacht und ist gar nicht viel anders als eine Ausstellungseröffnung. Die Menschen sind einfach etwas besser angezogen und die Frauen sind eindeutig in der Überzahl. 

Am Abend besuchten wir die Feier für die Ladenerweiterung von Mode Weber. Inge und Erich machen das super. Gespräche, Wein, Häppchen und Modeschau. Das hat richtig Spass gemacht und ist gar nicht viel anders als eine Ausstellungseröffnung. Die Menschen sind einfach etwas besser angezogen und die Frauen sind eindeutig in der Überzahl. 

13. August 2013

Heute Morgen musste ich sehr früh im Atelier sein wegen dem erwarteten Bildertransport. Die Strasse war komplett verstopft. Für die Busse gab es kein Durchkommen. Ich rannte kurz entschlossen zum Bahnhof St. Fieden, um doch noch rechtzeitig in Haggen anzukommen. Alles hat bestens geklappt. Das Bild ist nun da und vom Keilrahmen abgespannt. Heute Abend fahre ich mit meinem neuen Dampf-Bügeleisen (speziell für Männer geeignet) noch einmal ins Atelier, um die zerknitterte Leinwand herzurichten. Der sehr versierte Deutsche Verkäufer sagte mir, dass dieses Bügeleisen einen so starken Dampfstrahl habe, dass man sogar senkrecht an einer Wand bügeln könne. Ich fragte mich dann einfach, was man denn flach an der Wand bügelt.

12. August 2013

Ich habe einen wunderbaren Tag im Garten verbracht. Die Steinplatten auf dem Sitzplatz mussten neu ausgefugt werden und die Sandsteintreppe im Steilhang war völlig überwuchert und die Fugen durch den starken Regen völlig ausgeschwemmt. Ich war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, die Treppe und die Trockenmauern wieder herzurichten. Am Abend ging ich vom vielen Sand und Steine schleppen ziemlich gebückt durch die Landschaft. 

11. August 2013

Der gestrige Abend war wirklich sehr speziell, hoch über den Dächern in der St. Galler Altstadt. Ab 22:00 Uhr fängt in den Gassen ein Murmeln der Menschen an, das immer mehr anschwillt.

Heute erwartete ich Besuch im Atelier von Roger Diener, Christine Binswanger und von Albert Kriemler. Ich präsentierte meine 134 Menschenbilder, die ich in den letzten Monaten mit der Motorsäge in die Holzplatten vom Mammutbaum aus Aarau gesägt habe. Dieser Nachmittag war ein echter Höhepunkt in meiner bisherigen künstlerischen Laufbahn. Bei uns Zuhause hatte Monika ein sehr feines Essen vorbereitet. Die unwahrscheinlich spannende aber harte und anstrengende Arbeit der letzten vier Jahre hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und das gemeinsame Essen war eine sehr schöne Abrundung dieses Tages.  

10. August 2013

Eigentlich sollte heute das dritte Bild von Fribourg fotografiert werden. Der Termin fällt aus. Am Abend sind wir zusammen mit unseren Nachbarn bei der Stadt-Ruth eingeladen. Das wird sicher ein feines Essen und eine lustige Runde.

9. August 2013

Heute um 10 Uhr holte mich Matthias Strupler ab, damit wir im Atelier gemeinsam die neuen Bücherregale aufbauen konnten. Um 11 Uhr traf schon der Bildertransport aus Basel ein. Über die Mittagszeit öffnete ich die riesige Bilderrolle. Geliefert wurde nicht ein Bild, sondern drei Bilder und dazu noch die drei falschen. Nun muss weitergesucht werden im Lager. Um halb zwei ist Thamar ganz begeistert zurückgekommen von ihrem ersten Kontakt mit Carol Forster vom Bücherladen Appenzell. Sie werden gemeinsam die Buchpremiere von Peter Liechti organisieren.

Um 15 Uhr waren die Regale aufgebaut. Eine Erweiterung der Bibliothek um 30% ist nun möglich. Um 17 Uhr konnte ich tief durchatmen. Das dritte Werk aus der Gruppe «Drei Nächte, drei Bilder» von 1981 ist gefunden worden. Am nächsten Dienstag werden die drei Leinwände wieder beisammen sein und fotografiert werden können.

8. August 2013

Heute hatten Thamar und ich ein Treffen mit Anita Zimmermann und dem Grafiker Yvo Egger im Franz im Linsenbühl. Anita plant ein spannendes Buch, exklusiv für die Kinder des Gerhalden Schulhauses als Kunst am Bau Projekt. Sie wollte meine Meinung zum Papier, zur Bindung, zum Umschlag etc. einholen und hat uns zum Essen eingeladen. Das neue Restaurant ist sehr schön gemacht und bringt wieder ein bisschen Grossstadtgefühl nach St. Gallen. Der Ort ist Franz Kafka gewidmet, der am 3. August 130 Jahre alt geworden wäre. Er kaute konsequent an jedem Bissen 32 mal herum und nervte damit seinen Vater bis aufs Blut. Er war ein absoluter Ess- und Trinkmuffel. Ich denke, Kafka hätte beim dargebotenen Essen im Franz kuriert werden können. Nun ist es zu spät, da gibt es nichts mehr zu kauen und zu spülen für Franz im Franz.

7. August 2013

  Heute Mittag hatte ich ein schönes Telefongespräch mit Vera. Sie hat mir von ihren neuen und riesigen Malereien erzählt und versprochen einige Fotos an mich zu mailen. Ich bin sehr gespannt.

6. August 2013

Heute werden alle restlichen Reliefplatten von Stefan fotografiert. Wenn alle Fotos aufbereitet sind, kann ich endlich sehen, wie die Fassade  ungefähr aussehen wird.

5. August 2013

 Ab 9:00 Uhr telefonierte sich Thamar mit Erfolg durch alle Kulturredaktionen der Schweizer Presse. Am Mittag um eins erwarteten wir Peter Liechti und auch er ist begeistert vom neuen Buch. Ein druckfrisches Werk in den Händen zu halten ist ein wirklich emotionaler Moment.

Am Abend musste ich zusammen mit Monika meine uralten Skandalbilder von 1981 im Lager heraussuchen, damit die Werke in einer guten Qualität fotografiert werden können. Ein französischer Verlag plant die Herausgabe eines Buches zum Thema "les procès de l'art". Wir mussten sehr viele riesige Bilderrollen öffnen. Am Schluss stand fest, dass ein Bild fehlt. Ich hatte eine richtige Krise, bis mir eingefallen ist, dass das Bild im Lager bei Josy Kraft in Basel sein muss. Das hat sich dann zum Glück auch bestätigt. Monika und ich hängten die zwei grossen Bilder auf. Wir haben diese frühen Arbeiten sehr lange nicht mehr gesehen. Der erste Eindruck war eher schwierig. Nach und nach konnte ich mich aber wieder in die Zeit und die Wut der frühen 80er-Jahre versetzen.

Erst sehr spät konnten wir essen. Ich hackte am Nachmittag einen grossen Bund Petersilie, Rosmarin, Oregano und Isop, schnitt einige Tomaten in kleine Stücke und mischte das Ganze zu einer Kräuterpampe. Ich schnitt  frische, grosse Stangenbohnen in 5 cm lange Stücke, viertelte kleine frische und ungeschälte Kartoffeln und kochte das ganze mit etwas Salz und Knoblauch im Dampf mit einem Kräutersud. Dazu lege ich immer die Stengel und das Holzige der Kräuter ins Wasser. Am Abend, als wir fix und fertig nach Hause kamen, machte ich sofort ein Feuer und bereitete eine kleine Glut vor. Das leicht aufgewärmte Gemüse mit den Kartoffeln legten wir dann in kleine Bratpfännchen, gaben die gehackten Kräuter mit Tomaten darüber, legten einige frische Zwiebelringe und je ein Stück Raclettekäse darauf. Auf der Glut gebraten wird das Ganze zum kulinarischen Erlebnis, vor allem, wenn dann der Wein auch noch stimmt. Wir wählten einen Sangiovese von Parmoleto. Ohhh ...

4. August 2013

Ein tolles Frühstück, ein bisschen Aufräumen und etwas Sport auf dem Sempachersee. Monika entdeckte für sich das "Padelbrett".  Keine Ahnung wie das richtig heisst. Sie paddelte zuerst leicht schwankend und mit der Zeit immer sicherer auf dem See herum. Wir fuhren dann über den Ricken zurück nach St. Gallen. Eine richtig schöne Sonntagsfahrt.

Der Kühlschrank zuhause war fast leer. Ich fand eine gelbe und eine rote Peperoni, fünf recht verschmörzelte Pilze und einige Oliven. Im Garten pflückte ich ohne Konzept einige Kräuterbüschel und in der Küche lag auch noch eine Zwiebel. Das Ganze zerlegte ich nach bestem Können und ich warf alles in die Bratpfanne mit einer gehörigen Portion Tomatenpüree, das ich stark angebraten habe. Gleichzeitig setzte ich einen grossen Topf mit heissem Wasser auf (Solarerhitzt) und harrte der Dinge. Im Schrank lag ein halber Pack Spaghetti und spontan entschied ich mich, noch den Rest einer angebrauchten Packung "Kurznudeln" in das kochende Wasser zu schütten. Diese ungewöhnliche Nudelmischung war ein richtiger, kulinarischer Stimulator und alles war gut.

3. August 2013

Mit frischer Energie bin ich früh aufgewacht. Die neue Regendusche habe ich bewusst auf kalt, ehrlich gesagt, eher auf leicht kühl eingestellt, oder doch fast ein bisschen warm? Auf jeden Fall bin ich fröhlich aufgestanden und genüsslich in den Tag hineingerutscht. Meine Abmachung war, in meiner neuen Badehose um 15.10 Uhr in Sursee anzukommen und abgeholt zu werden. Ich sass dann relativ lange auf einer Bank beim Bahnhof. In Sursee gibt es keine Telefonkabine, kein Restaurant, keine Auskunft, keine Busse, keinen Streichelzoo, keinen Kiosk, keine Einkaufszone, keine Kuschelecke und keine Menschen, die man etwas fragen könnte. Ich habe mich entschlossen, ganz entspannt zu warten. Das hat sich gelohnt. Hanna und ihr Freund Mo haben mich dann zum Glück gefunden.

Das Fest am Sempachersee war einmal mehr wunderbar. Viele, ganz unterschiedliche Musiker aus der Berner Szene, erzeugten eine musikalische Grundstimmung, die ich in der Ostschweiz so nie erlebt habe.

2. August 2013

Ein wunderbarer Moment nach langem Warten und der Ungewissheit, ob alles gelungen ist. Eine Sendung mit zwei Paletten Bücher ist im Atelier eingetroffen. Die Nase in ein druckfrisches Buch hineinlegen, die Augen schliessen und den ölig-tranigen Duft geniessen, der die Kraft hat, mich in die Nähe des Ozeans zu wehen.

1. August 2013

 Nationalfeiertag. Wer ist wer und wo ist wo? Den ganzen Tag habe ich an meiner Adresskartei  gearbeitet, begleitet vom Knallen und Zischen von zu früh abgeschossenen Krachern und Raketen. Am Frühen Abend fuhr ich nach Arbon an ein kleines privates Fest. Beim Sonnenuntergang erlebte ich das erste Mal diese unglaublichen Farbstimmungen der Seebilder von Adolf Dietrich. Wir ruderten zu dritt ein Stück auf den Bodensee hinaus, der sich farblich trennte in Flächen von Tag- und Nachtfarben. Strahlendes, schimmerndes Weiss mit Zitronengelb, Orange und Grün und auf der anderen Seite, Richtung Osten, kaltes Blau, Rot und Violett, umhüllt von aufkommender Dunkelheit. Dazu die quecksilbrige Oberfläche des Sees. Wir glitten mit dem Boot fast lautlos durch das Wasser. Bei der Rückfahrt war der Alpstein mit dem Säntis koloriert wie eine alte Postkarte. Ich empfand ganz unerwartet eine grosse Leichtigkeit, Schönheit und Unendlichkeit bis zu dem Moment als das Boot am Ufer wieder im Schlamm auffuhr. Dann in der Dämmerung ein kleines, von Fredi inszeniertes Feuerwerk, ein feines Essen mit frischem Fisch und viel Getöse und BUM - BUM von all den Festanlässen am See. Ein Abend der Farben.

Juli 2013

31. Juli, 10 2013

00 Uhr, 2013: Heute habe ich Kunst-Post bekommen von Patricia London Ante Paris aus München. Für die LAp Mitglieder zeichnet oder malt Patricia immer ein Originalblatt. Ich liebe diese Arbeiten und bin darum Doppelmitglied, damit ich dann zwei fast gleiche Kunstwerke bekomme. Heute waren es zwei sehr schöne Aquarelle mit dem Titel «Hunger». Wie ich diesen Titel «Hunger» lese, merke ich, dass mein Magen knurrt. Ich muss mir dringend etwas kleines kochen. Morgen, am 1. August ab 19 Uhr, findet im Atelier von Patricia, an der Schluderstrasse 45 in München, die Video- und Performance-Nacht «NACHTPULS» statt. Von mir zeigt sie den frühen Super 8 Film «BAD» von 1983. Monika und ich geniessen in diesem Film ein Bad im Dachstock unserer damaligen Wohnung an der Bleichestrasse 3 in St. Gallen. (Genau da, wo sich heute der rote Platz von Pipilotti Rist befindet.) Dem friedlichen und gemütlichen Badefilm ist ein sehr ungemütlicher, finsterer Text von mir unterlegt. Den Filmschnitt und die Musik machte damals an einem Nachmittag Muda Matthis. Die Kamera wurde von Flavia Jäggi bedient. Der Film entstand ganz spontan für die Buchpremiere meines ersten Buches «Kreuzernachtigall» in der Buchhandlung Comedia. Den Film spielten wir am Abend draussen auf der Stasse ab. Eine ziemlich wilde Sache war das und schön aufregend.

Nach dem sehr frühen Mittagessen musste ich mich eine Weile hinlegen. Das nützt immer um die Gedanken neu zu ordnen. Dabei habe ich bemerkt, dass die Glyzinie mit ihren grünen Schlingarmen schon fast die Bettpfosten erreicht. Das hatte etwas beängstigendes und ich beschloss, diese Pflanze mal richtig kräftig zurück zu schneiden. Um 15.00 Uhr hatte ich eine Besprechung mit dem Dachdecker. Das Dach, die Dachrinnen und die Guggeren müssen dringend kontrolliert und repariert werden. Unter den Solarmodulen müssen Schneehacken angebracht werden, damit der Schnee im Winter keine Katze erdrückt. Es gibt immer etwas zu tun.

30. Juli 2013

Heute hat die Druckerei Bescheid gegeben, dass die Bücher von Peter Liechti bereits am Freitag geliefert werden. Das ist natürlich super. Alles passt. 

29. Juli 2013

Pünktlich um 9 Uhr traf Thamar ein. Sie macht ein Praktikum bei mir für zwei Monate. Wir haben einige mögliche Projekte für diese Zeit besprochen. Es gibt viel zu tun. Thamar wird vor allem das neue Buch von Peter Liechti betreuen, Werbung, Vertrieb, Buchpremiere usw. Ein weiteres Projekt ist die Neuorganisation meiner Bibliothek. Ich bestellte gleich den Schreiner Matthias Strupler, um den Weiterbau der Regale zu organisieren. Zum Glück hat er Zeit. In zehn Tagen wird bereits alles eingebaut. Dann kann ich endlich wieder Bücher kaufen.

28. Juli 2013

Die Tage im Piemont waren sehr erholsam. Ich habe viel geschlafen und gelesen. Der Mammutbaum Felice, den ich letztes Jahr im Kastanienwald gepflanzt habe, gedeiht prächtig. Am Sonntagnachmittag brachte mich Monika nach Domodossola. Ich konnte nur ein Ticket nach Brig lösen, der PC am Bahnschalter wollte nicht mehr. Alles war sehr hektisch wegen einer Baustelle an den Gleisen. Ich musste auf den Schienenersatzbus warten. Lustigerweise haben wir hier eine alte Bekannte getroffen, die nach Bern reiste. Andreas, der Sohn von Maya Fröhlich, besuchte Anfang der 80er-Jahre die gleiche Spielgruppe wie unsere Tochter Vera. Durch so eine Begegnung wird man unverhofft in eine ganz andere Zeit versetzt und man erinnert sich plötzlich an die damalige Rolle als junge Eltern. Gleichzeitig tauchen in der Erinnerung alle gemeinsamen Freunde aus dieser Zeit wieder auf.

Schlussendlich hat mit der Reise alles geklappt und ich war um 19.30 Uhr wieder in St. Gallen.

25. Juli 2013

Ich bin schon um sechs Uhr aufgewacht und schreibe noch einige E-Mails. Um acht Uhr fahren wir los Richtung Italien.

24. Juli 2013

Um die Mittagszeit erwarte ich Sandra Gysi und Ahmed von Donkeyshot und Bärbel Gysi und Martin Steinemann aus Aarau im Atelier. Ich habe mir vorgenommen für die Filmaufnahmen die Holzplatte zu bearbeiten, die beim Gebäude direkt rechts neben der Eingangstüre platziert werden wird. Ich sehe da schon lange einen Mann mit Hund. Die Anspannung ist bei mir immer sehr viel grösser, wenn ich vor Publikum arbeite. Der Mann und der Hund sind da und ich bin völlig verschwitzt. Nach einer Kaffeepause rede ich noch eine Stunde über meine bisherige Arbeit an diesem Projekt. Wir brauchen das für den Off-Text. Ich glaube, das ist ziemlich gut gelungen. Am Nachmittag habe ich die letzten fünf Reliefs geschnitten. Es wird Zeit für ein paar Tage Erholung.

22. Juli 2013

Heute kommt Monika aus Berlin zurück. Am Morgen mache ich die letzten Vorbereitungen für das Filmteam, das mein Kunst am Bau Projekt begleitet. Am Mittwoch muss alles bereit sein.

Für das Begrüssungsessen habe ich einen feinen Argentinischen Malbec, vier Lammkoteletts und ein schönes Stück Rindfleisch eingekauft. Dazu werde ich grosse halbierte Kartoffeln mit Butter und Kräutern in der Folie direkt im Feuer braten.

21. Juli 2013

Ich hatte schon mein Frühstück gegessen, als Monika aus Berlin telefonierte. Sie lag noch im Bett mit ihrem Handy. Eigentlich finde ich solche Gespräche immer eher schwierig aus solchen Distanzen. Ich fühle mich so extrem an einem anderen Ort. Es ist ja auch so. Aber es war trotzdem schön, die Stimme von Monika zu hören. Es war für mich zu nebensächlich, ihr zu erzählen, dass ich zwei Frühstückseier gekocht hatte und dass beide Eier überhaupt nicht optimal gelungen sind. Eins ist ausgelaufen und das zweite Ei war einfach nicht genug gekocht. Monika ist mit den Frühstückseiern immer sehr kritisch. Die Note sechs bekomme ich aber fast jeden Sonntag. An jedem Zweiten ist es eine bis sechs. Meine Parole lautet: "Kein Sonntag ohne Frühstücksei." Heute waren es zwei halbe.

Dann habe ich viel gelesen und viel Romantik im Fernseher gesehen. (Und etwas Fussball.) 

Nun kochte ich aber wunderbar. Ich bereitete draussen ein Feuer vor. Holzhacken am Sonntag ist immer spassig. Aber mein Lammfleisch von der Coop-Tankstelle  wollte ja gegrillt werden. Die zwei Fenchel im Kühlschrank machten einen so erbärmlichen Eindruck auf mich, dass ich sie sogleich zubereiten musste. Gemeinsam mit zwei Kartoffeln, die ich in Schnitze geschnitten habe, kochte ich das alles im Dampf mit Liebstöckel und Rosmarin. Am Schluss sah das so traurig aus, dass ich richtig viel Curry dazugegeben habe. Das Essen ist richtig gut gelungen. Nachbar, der wunderschöne Kater von nebenan, schaute mit beim Essen zu. Er knurrte und schnurrte und verstand sehr wohl, dass es nichts zum Teilen gab.

Jetzt hat gerade Sandra eine E-Mail geschrieben. Sie ist mit dem Auto  kurz vor dem Gotthard und wird am Mittwochmorgen um elf Uhr in St. Gallen sein. (Hoffentlich)

20. Juli 2013

Jetzt habe ich gerade einen Salat der Völkerverständigung für mich ganz allein gemacht. Griechischer Salat mit Cervelat. Den frischen Salat habe ich bewusst im Garten der Nachbarn gegessen, damit der alte Kater "Tiger" nicht vereinsamt. Er ist dauernd um meine Beine herumgeschlichen und miaute mir etwas vor. Nach dieser strengen Woche hatte ich Lust auf Gesellschaft und wollte nicht alleine essen. Ich habe dem Tiger also ziemlich alles erzählt und versucht zu erklären was so abgeht bei mir und in St. Gallen. Meine strenge aber erfüllende Arbeit, die vielen Menschen in meinem Atelier und vor allem mein Schreck als heute morgen um 5.30 Uhr die Erde bebte. Es war wirklich speziell. Ich hatte das Gefühl, dass mein Bett und das ganze Haus mit einem Ruck ins Tal gestossen wird. Ich rannte sofort auf den Balkon und rundherum standen auf allen Terrassen Menschen in Unterhosen oder ähnlich Spärlichem. Ein spezielles Bild. Das Erdbeben war menschgemacht. Das Experiment mit der Geothermie scheint doch nicht so harmlos zu sein. Der zuständige Stadtrat Fredi Brunner wird heute Nacht sicher nicht so gut schlafen. Nächste Woche sieht ja eventuell alles wieder ganz anders aus. St. Gallen hat eine einträgliche Gasquelle und der Gewinn daraus wird für eine lebendige Buchstadt verwendet. Und nur dafür!

Nun schaue ich mir im Bayerischen Rundfunk den Film «24 Milchkühe und kein Mann» an. Schluss jetzt - ich bin fix und fertig. Melken tu i nimmer heut.

16. Juli 2013

Die gestrige Besprechung hat mich beruhigt und angespornt. Diese Woche muss etwas gehen. 

15. Juli 2013

Am Nachmittag hatte ich eine ausführliche Besprechung mit Lukas Metternich von der Modellbaufirma Ingold AG. Er wird die Negativformen der Holzplatten in Olten giessen. Er wird fünf bis sechs Arbeitstische vorbereiten, auf denen die Platten montiert und fixiert werden können. Die ersten sechs Platten sind nun schon unterwegs in die Werkstatt, damit die ersten Versuche gemacht werden können.

Monika hat geputzt, gewaschen und gepackt. Sie fliegt für eine Woche zu Vera nach Berlin. Ich fahre mit zum Flughafen und nehme gleich den nächsten Zug zurück. Das lässt Raum zum Plaudern und zum Nachdenken. Ich meine natürlich auf der Hinfahrt. Die Rückfahrt bietet keine Möglichkeit zum Plaudern. 

14. Juli 2013

Die verschwundene Mutter scheint bei mir am Samstag eine Magenverstimmung ausgelöst zu haben. Ich kochte mir literweise Haferschleimsuppe, lag im Bett, konnte viel schlafen und vor mich hin sinnieren. Hafer hilft bei mir immer. Am Abend war ich fit genug, das erste mal das Blues/Rock Openair in Bühler zu besuchen. Ein spezieller Abend. Ich habe gestaunt, wie viele Alt-Hippies mit Kindern und Kindeskindern immer noch in dieser Region leben. Ein enorm viel rauchendes und trinkendes Publikum feierte enthusiastisch die Sololäufe ihrer alternden Stars. Die Sängerin Maggi Bell und nach ihr der Australische Gitarrist Rob Tognoni waren auch für mich absolute Highlights an diesem Abend.

12. Juli 2013

Ein freier Nachmittag im Rheintal. Eigentlich wollte ich meine Mutter in Oberriet besuchen, aber sie öffnete die Wohnung nicht. Das konnte nur heissen, dass sie überraschend für einen Ausflug abgeholt wurde, oder dass ihr etwas zugestossen war. Meine Mutter ist 86 Jahre alt und verlässt das Haus nur noch ungern und sicher nicht alleine. Ich ging einen Kilometer zu Fuss um meinen Bruder zu informieren. Er hat einen Wohnungsschlüssel. Gemeinsam öffneten wir die Wohnung und konnten erleichtert feststellen, dass alles in Ordnung war, aber die Mutter war verschwunden.

Am Abend hat sich alles aufgeklärt. Meine ältere Schwester hatte meine Mutter für einen Ausflug abgeholt. Ich persönlich kann nicht Autofahren und besitze kein Handy. In solchen Momenten der Ungewissheit ist das schwer zu ertrage und zu begründen. Was soll's. Später, beim Jassen mit den Schwiegereltern, haben Monika und ich dann auch noch verloren. Was macht man nicht alles an einem freien Nachmittag.

11. Juli 2013

Schon wieder ein guter Tag. Madeleine Herzog von der Fachstelle Kultur der Stadt St. Gallen hat mich heute informiert, dass das neue Buch «KLARTEXT» von Peter Liechti unterstützt wird. Nun kann die Produktion beginnen. Super.

Heute wollte ich mich erholen von meiner harten körperlichen Arbeit. Am Morgen besuchte ich das Kunstmuseum in St. Gallen um endlich die Retrospektive von Dan Flavin anzuschauen. Eine baulich sehr aufwändige Ausstellung. Um die Verkabelung der Leuchtstoffröhren zu verdecken, wurden sehr viele Wandflächen aufgedoppelt. Das Ganze ist nicht nur eine Lichtinstallation. Das hohe Gesirre und tiefe Brummen der Röhren legt einen richtigen Klangteppich in die Räume. Die eindrücklichste Rauminstallation von Dan Flavin sah ich vor einigen Jahren in Houston. Die permanente Präsentation ist installiert in einer grossen Halle der Menil Collection.

Anschliessend bin ich nach Winterthur gefahren um eine vielteilige Arbeit von Teresa Peverelli einrahmen zu lassen. Darauf freue ich mich. Vor der Besprechung besuchte ich das Reinhard Museum. Eigentlich wollte ich die Kreidefelsen von Caspar David Friedrich besuchen. Dann entdeckte ich wunderbare Landschaften von Caspar Wolf und Alexandre Calame, die Villa am Meer von Böcklin, frühe Hodler, usw. Da muss ich wieder hin.

Das Kunstmuseum Winterthur präsentiert das Werk von Giuseppe Penone. Es ist schon sehr interessant, dass ein Künstler plötzlich wieder so präsent ist. In einem Jahr habe ich sicher schon fünf seiner Baumarbeiten gesehen. Überraschend waren für mich seine frühen Arbeiten mit Zündschnur und Wachs von 1968. Die Idee, den natürlichen Wachstumsprozess der Natur für die Kunst zu nutzen, ist sehr interessant. Beim Betrachten der verschiedenen Werkphasen bekommt man das Gefühl, dass sich sehr viele Künstler bei Penone mit Ideen bedient haben. Die Arbeiten haben einen hohen sinnlichen Reiz. Teils Atemberaubend schön und teilweise grenzwertig esoterisch.

Um 17.30 kontrollierte ich bei TGG die Druckbogen für das neue Buch von Peter Liechti und erteilte das Gut zum Druck. Spontan habe ich mich dann entschieden, auf dem Höhenweg bis zu den drei Weiern zu spazieren. Auf diesem Weg stehen richtige Baumriesen, Pappeln, Linden und Eschen. Nach der Ausstellung von Penone fährt das richtig ein.

10. Juli 2013

Der Buchantiquar Markus Comba hat heute eine grosse Anzahl Bücher im Atelier vorbeigebracht, die ich bei ihm ausgewählt habe. Es wird langsam Zeit, dass ich ein Sammlungskonzept für meine Bibliothek erstelle. Das wird aber schwierig werden, denn das Uferlose gefällt mir sehr. Am Nachmittag befragte mich eine Firma im Auftrag einer Kreditversicherung telefonisch nach meiner finanziellen Lage. Ich versicherte dem jungen Mann treuherzig, dass alle meine Lieferanten grosse Freude an mir und meiner Zahlungsfähigkeit hätten. Stimmt doch - oder?

9. Juli 2013

Ich kann kaum mehr gehen und stehen. Die Arbeit mit der Kettensäge ist extrem anstrengend, aber die Arbeit für Aarau geht kontinuierlich weiter. Ich bin sehr beruhigt. Das Zeichnen mit der Motorsäge ist nicht so einfach. Enge Kurven können einen schnell aus der Bahn werfen. Bis jetzt ist alles gut gegangen. Wie bei den Ausserrhodener gibt es auch in meiner Arbeit Schöne, Hässliche und Schön-Hässliche. Ich kann mir die Menschen ja nicht aussuchen, die mir begegnen. Schwups sind sie einfach da und schauen mich an. Bei manchen Figuren muss ich mich zuerst eine halbe Stunde hinsetzen und vorsichtig überprüfen, wer sich in mein Atelier geschlichen hat und mich anschaut.

Jeder Tag wird zu einem Fest. Monika hat sehr gut gelagertes Fleisch aus Schaffhausen mitgebracht. Dazu koche ich in einem alten Schwarzblech verschiedene Gemüse auf dem Feuer. Köstlich. Mit etwas Wein lockern sich auch meine Rückenmuskeln langsam und ich kann wieder aufrecht gehen.

6. Juli 2013

Die letzten zwei Tage war ich beschäftigt mit der Kunstklasse der Schule für Gestaltung in St. Gallen. Am Donnerstag konnten wir an der Kommissionssitzung mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass alle 16 Studierenden das Diplom erhalten werden und gestern Abend fand im Festsaal des Hauptbahnhofs die würdevolle Diplomfeier statt. Die Forderung nach einer Kunstklasse wurde im Umfeld des Vereins Kunsthalle schon in den 80er-Jahren gestellt. Nach rund dreissig Jahren ist es nun endlich soweit. Ich hoffe natürlich, dass sich diese Kunstklasse langfristig im Ostschweizer Bildungsangebot etablieren kann. Die beste Werbung für dieses Anliegen liegt nun in den Händen der frisch diplomierten Künstlerinnen und Künstler, denen ich herzlich gratuliere und viel Erfolg wünsche.

4.Juli 2013

Ich freue mich nun sehr auf das neue Buch von Peter Liechti.  Die Finanzierung scheint gesichert, alles ist aufgegleist. Im August wird sich Judith Thamar Ette aus Düsseldorf exklusive um dieses Buchprojekt kümmern. Sie studiert zurzeit Kunstgeschichte und Romanistik (M.A.) an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Als Verlagsassistentin wird sie die Werbung, Vermarktung und Vermittlung begleiten.

Am Nachmittag habe ich bei Markus Comba im Buchantiquariat einen riesen Stapel Neueingänge angeschaut und sehr viele Bücher gefunden, die in meine Sammlung passen.

3.Juli 2013

In den letzten Tagen habe ich sehr viel Material für meine Menschensammlung zusammentragen können. Skizzen, Fotos, Zeitungsausschnitte, usw. Morgen wage ich mich wieder an eine neue Serie von Reliefs. Heute Mittag assen wir im schwarzen Engel. Es ist lustig, dass es seit dreissig Jahren immer wieder junge Menschen gibt, die sich für diese Genossenschaftsbeiz einsetzen. Alle sind sehr engagiert und voll motiviert. Nach dem Essen musste ich zu TGG, um zusammen mit Jessica Frey die Schlusskorrekturen für das Buch von Peter Liechti zu machen und um die Werbekarte zu gestalten. Ich sass bis 18 Uhr vor dem Computer und benahm mich wie ein richtiger Verlagsdirektor. Das war alles sehr anstrengend aber es hat Spass gemacht. Die letzten Details brauchen immer sehr viel Zeit. Nun ist alles im Kasten. BRRRR ...

2. Juli 2013

Heute musste ich wieder einmal einen Büro-Tag einlegen, mit Peter Liechti die Werbestrategie für sein neues Buch «Klartext» besprechen, mit Carol Forster die Buchpremiere vorbereiten, mit Kasper Kobel die Gestaltung des geplanten Erzählbandes von Wolfram Lotz verfeinern, mit Wolfram Lotz über einen möglichen Partnerverlag in Deutschland sinnieren, einen Stapel saftige Rechnungen begleichen, das Tagebuch nachtragen, bei Farben Müller ein schönes Grau für die Garagentore mischen lassen, die zwei Türen der Garagen streichen, das Nachtessen vorbereiten, (Kartoffeln, Brokkoli und Krautstiel mit vielen frischen Kräutern und dazu separat gebratene Pilze) dann ein Feuer vorbereiten für die Glut um den Racletteekäse zu schmelzen. Gemeinsam essen und früh ins Bett.

1. Juli 2013

Am morgen früh wurde ich von Stefan Rohner abgeholt. Er fotografierte die zweite Serie meiner Menschenbilder für Aarau. In zwei Stunden trug ich mehr als eine Tonne Holzplatten durch mein Atelier. Ich scheine zum Schleppen geboren worden zu sein. Am Nachmittag habe ich im Garten zwei Birken zurückgeschnitten. Zu meinem Erstaunen war ich plötzlich auf der Höhe des dritten Stockwerks vom Nachbarhaus und konnte so vom Baum aus auf der gleichen Ebene mit Lilian plaudern. Die Birken habe ich vor ca. 20 Jahren gesetzt. Ich habe sie damals im Rheinvorland bei Kriessern als kleine Bäumchen ausgegraben.

Juni 2013

30. Juni 2013

An diesem Sonntag wurde uns ein kulinarischer und literarischer Nachmittag der Sonderklasse geboten bei Agathe Nisple in Appenzell. Carol Forster vom Bücherladen feierte mit den Helferinnen und Helfern und den Sponsoren den Abschluss des Projekts «Bücher laden ein». Lojze Wieser, der Verleger, Autor, Koch und Geniesser  füllte unsere Mägen und das Hirn mit dem Feinsten. Als wir am Abend über den Bahnhofplatz in St. Gallen trollten, bot sich uns ein sehr spezielles Bild. Der ganze Platz, die Busse und die Menschen waren völlig verdreckt. Die Festivalbesucher vom Openair verwandelten die Stadt in einen Acker. Dieses von Erde verkrustete Stadtbild war ziemlich lustig und ungewohnt. Am Rand des Unterstands bei der Bushaltestelle standen ganz einsam zwei ordentlich abgestellte, weiss getupfte Gummistiefel.  

29. Juni 2013

Um 10 Uhr fuhren wir in das kleine Städtchen Saint-Marie-aux-Mines. Hier wurde früher Silber geschürft. Nun findet hier seit 50 Jahren eine der grössten, internationalen Edelstein und Mineralien- Messen statt. Trotz strömendem Regen fanden wir einige sehr schöne Steine. Ich kaufte unter anderem einen riesigen Kristall aus dem Himalaya Gebirge, der vor kurzer Zeit am Fusse des K2 gefunden wurde. Der Strahler wickelte den Stein in ein grosses Tuch und ich trug das 20 Kilostück wie ein brutal schweres Baby durch den Regen.

Auf der Rückfahrt in die Schweiz stieg ich in einen Zug nach Zürich, um Vanja bei der Verlagspräsentation zu helfen. Ich wollte sie mit den schweren Koffern nicht allein lassen. In einer Bierkneipe im Niederdorf waren alle Verleger und Helferinnen zum Essen eingeladen. Das Schnipo schmeckte ausgezeichnet. Um halb zwölf war ich wieder Zuhause. Bis um Eins beantwortete ich meine Mails und sackte anschliessend müde ins Bett.

28. Juni 2013

Cefi chauffierte uns über Land nach Colmar. Als erstes besuchten wir die Kathedrale St. Martin, um das Bild von Martin Schongauer anzuschauen. «LA VIERGE AU BUISSON DE ROSES» ist ein wirklich eindrückliches, malerisches Werk. Bei der Betrachtung dieses Bildes passierte in meiner Wahrnehmung etwas sehr eigenartiges. Ich sah plötzlich den Bauch eines männlichen Körpers auf der Stirne der Jungfrau. Beim längeren Schauen dachte ich, dass man diese Erscheinung auch als Herzform oder mit etwas Fantasie als Eichel interpretieren könnte. Die unbefleckte Empfängnis scheint förmlich in die Stirne von Mutter und Kind hineingemalt zu sein. Mit meiner verzückenden Interpretation des Bildes blieb ich aber allein. Meine Begleiter fanden meine Sichtweise ziemlich absurd. Na ja.

Am Abend assen wir in einem sehr guten Restaurant. Um 21.45 Uhr war aber Schluss mit lustig. In Colmar scheinen alle sehr früh ins Bett zu gehen. Uns blieb nur das Jassen in der Hotelloby. Auch an diesem Abend hatten die Frauen beim Spiel keinen Hauch einer Chance.

27. Juni 2013

Heute um 10.48 Uhr bin ich mit dem Zug nach Zürich gefahren. In zwei Koffern transportierte ich ca. 100 Kilo Bücher. Beim Aussteigen in Zürich knackste es im Koffergriff. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten. Zum Glück konnte ich die zwei Koffer aber ohne Zwischenfall bis ins Helmhaus ziehen. Nun sind die Bücher dort und Vanja wird am Samstag den Büchertisch stressfrei aufbauen können. Um 14 Uhr war ich bereits wieder zurück in St. Gallen. Ich musste packen für unseren Ausflug ins Elsass. Gegen Abend fuhren wir zuerst nach Schaffhausen um den Geburtstag von Coni zu feiern. Sie offerierte uns einen Reissalat nach dem Rezept ihrer Mutter, mit Fleischkäse, von dem Coni riesige Stücke abschnitt und auf unsere Teller legte. Ein Traum. Die anschliessende Jassrunde gewannen Cefi und ich auf eindrückliche Art. Ich glaube, der hervorragende spanische Wein schwächte die Damen ein bisschen.    

26. Juni 2013

Die letzten zwei Tage sass ich in der Hauptpost und hörte mir alle Gespräche von der Prüfungsjury an. Über die Arbeiten der 16 abschliessenden Studierenden der Höheren Fachschule Bildende Kunst in St. Gallen sprachen Corinne Schatz, Una Szeemann, Britta Polzer, Thomas Müllenbach, Markus Gossolt und Patrick Riklin. Die Ausstellung wurde sehr clever und einfühlsam kuratiert von Maren Brauner von der Kunsthalle St. Gallen. Für mich war das eine wohltuende Weiterbildung in Sachen Kunstbetrachtung. Es ist immer wieder erstaunlich, wie verschieden Kunst wahrgenommen und interpretiert werden kann. Die Studierenden waren teilweise sehr nervös und die Jurymitglieder brillierten in ihren sich gegenseitig steigernden Ausführungen. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass alle  komplett andere Werke sehen oder in ihrer überbordenden Fantasie ganz andere Werke aus den bestehenden schaffen wollten. Das waren aber nun wirklich zwei geistig angereicherte Tage und ich habe ganz neue Fassetten der mir bekannten Jurymitglieder entdecken können. Una und Britta kannte ich vorher nicht persönlich und ich bin sehr glücklich, dass ich zwei Tage lang zwei so brillanten Menschen zuhören dürfte.  

 24., Juni 2013

Ein Ateliertag im Haggen. Meine Menschengruppe wächst jede Woche weiter. Die Nervosität legt sich langsam. 

23. Juni 2013

Ein ruhiger, verregneter Sonntag.

22. Juni 2013

Am Nachmittag sind wir zum Badhüslifest bei Elsbeth und Hansueli in Arbon eingeladen. In St. Gallen ist es kalt, aber am Bodensee wärmt die Sonne den See, die Wiese, die Gäste und die Musiker rund um Willi Häne. Ich habe die Gelegenheit endlich einmal ein Gespräch mit Lika Nüssli zu führen. Sie bemalt seit einiger Zeit einen Raum in der Hauptpost und am Samstag findet dort ein Konzert statt. Ich hätte mir das gerne angehört, aber wir sind im Elsass. Im Sommer zeigt sie Arbeiten im Schloss Dottenwil. Da werde ich an einem Wochenende mal dahin spazieren um zu Essen, zu Kauen und zu Schauen. Es war auch wirklich schön, nach langer Zeit an diesem Ort  mit Pius Knüsel, dem Ex von Pro Helvetia zu plaudern. Mir ist einmal mehr klar geworden, was es für einen Menschen bedeutet, eine öffentliche Person zu sein. Ich habe den Eindruck Pius hat wieder zu sich gefunden und geniesst die Momente danach.

Den Abend haben wir bei Ralph und Margrit am Schattenhang von St. Gallen verbracht mit gutem Essen, feinem Wein und hitzigen Diskussionen. Es ist immer wieder schön, die sich rasant entwickelnde Stadt aus dieser Höhe zu betrachten. Felix Sigrist hat in den letzten dreissig Jahren als Architekt immer wieder interessante Baugründe in St. Gallen gefunden. Wenn man dann in diesen Wohnungen quer durch die Stadt Freunde besuchen kann, sind das immer wieder wunderbare Einblicke in ganz persönliche, politische und kulturelle Entwicklungsgeschichten. Gegen halb eins sind wir zum Marktplatz spaziert und haben uns gewundert wie viele Menschen noch in der Stadt unterwegs sind. Es fährt lange Zeit kein Bus, wir nehmen ein Taxi und der Fahrer ist so dankbar für die zwei Franken Fünfzig Trinkgeld, dass ich denke, von jetzt an fahre ich nach Mitternacht nur noch mit dem Taxi nach Hause. Ein Tipp an die SVP Politiker: spart nicht bei den Schulen und bei der Kultur, spart doch bitte bei den Kotzbussen in die Aglo.

21. Juni 2013

 Heute Abend fand die Eröffnung der Ausstellung der Schule für Gestaltung St. Gallen im Hauptpostgebäude statt. Erstmals werden die Abschlussarbeiten von allen Studiengängen gemeinsam präsentiert. Das beginnt bei den Vorbereitungskursen für die gestalterischen Vorkurse, Typographie, Grafik, Signalethik, Farbe, Form, Raum und dem HF Bildende Kunst. Bei diesem dreijährigen neuen Studiengang wurden unter der Leitung von Adrian Notz und vielen Dozierenden erstmals 16 Studierende in bildender Kunst ausgebildet. Ich bin beeindruckt von der Präsentation und vor allem von der Entwicklung im künstlerischen Ausdruck, die sich die Studierenden im Laufe der letzten drei Jahre erarbeitet haben. Ich hoffe doch sehr, dass sich in St. Gallen eine Kunstklasse an der Höheren Fachschule für Design, Gestaltung und Kunst etablieren kann. Die Basis ist gelegt. Die Aufbauarbeit kann weitergehen. Es wird interessant, wie sich dieser Studiengang weiterentwickeln wird. Die gesamte Ausstellung im Posthauptgebäude ist ein einmaliger Einblick in das kreative Potenzial einer ganzen Region. Es ist wichtig, dass sich die Schule für Gestaltung in Zukunft stärker als  Kreativzentrum positionieren kann und in der Öffentlichkeit präsenter wird.

Maren Brauner von der Kunsthalle St. Gallen hat in den letzten Monaten intensiv mit den Studierenden HF Bildende Kunst gearbeitet und die Ausstellung dieses Studiengangs kuratiert. Das Resultat ist mehr als sehenswert. Ich wünsche allen Studierenden dieses Studiengangs viel Erfolg.

Stephanie Amstad, Margit Bartl, Anna Beck-Wörner, Hansjakob Büchi, Simon Gehrig, Hans Guggenheim, Rita Harder, Angie Hauer, Daniel Mata, Melanie Lutz-Maurer, Gertrud Metzger, Hanspeter Nüesch, Norbert Parpan, Claudia Wälchli, Hapiardi Wild und Stefanie Zellweger.

19. Juni 2013

Wir haben die letzten Abende sehr genossen im Garten. Am Dienstag waren wir in der Kunsthalle eingeladen mit dem Sponsorenclub zu einem Gala Diner zu Ehren von Roman und Alexandra Signer. Giovanni Carmine hat eine Führung durch die Ausstellung gemacht, ich habe einiges über die 80er-Jahre im Bezug zu Roman Signer erzählt und Hilar Stadler hat anschliessend auf sehr originelle Art das Museum im Bellpark in Kriens vorgestellt. Anschliessend sassen wir im Innenhof der Kunsthalle und mussten nach einer halben Stunde wegen starkem Regen die ganze Tischgesellschaft in die Ausstellung zügeln. Das bewirkte eine totale Veränderung der Sitzordnung und hat die ganze Gesellschaft aufgelockert und aufgemischt. Eine empfehlenswerte Methode bei jedem grösseren Dinner. (Es empfiehlt sich das Besteck in die Hosentasche zu stopfen und das Glas nicht aus der Hand zu geben.)

15. Juni 2013

Heute hat mich Stefan Rohner zuhause abgeholt, um alle neuen Reliefplatten zu fotografieren. Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie die 26 Menschen nebeneinander wirken. Eine bunt gemischte Menschenschar. Nächste Woche folgt die zweite Reihe. Alles läuft rund.

Am Abend hat Monika zwei richtig schöne Bodenseeforellen mit Gemüse und Gewürz umwickelt und auf dem offenen Feuer gebraten. Martin und Peter hatten spontan Zeit für ein gemeinsames Essen. Schön und gut war es.

14. Juni 2013

Heute am frühen Morgen montierten ein grosser und ein kleiner Elektriker das neue Licht im Bildhaueratelier. Dazu brauchten sie eine grosse und eine sehr grosse Leiter. Nun kann ich auch in der Nacht arbeiten, wenn ich das will.

13. Juni 2013

Diese Woche ist viel gelaufen. Am Montagabend sind wir von Wien zurückgeflogen. Als erstes muss ich immer Berge von Post abarbeiten. Am Dienstagmorgen früh wurden die letzten Arbeiten im neuen Bad gemacht. Anschliessend habe ich mich um meine Menschenbilder gekümmert. Bis am Mittwochabend habe ich richtig hart und konzentriert gearbeitet. Heute besuchte ich die Art in Basel. Schon am Bahnhof traf ich die ersten Freunde aus St. Gallen. An der Art Unlimeted habe ich die wunderschöne, mehrteilige Arbeit aus gegossenem farbigem Glas von Roni Horn gesehen. Ein nachhaltiger Kunstgenuss. Der Besuch der Kunstmesse hat sich schon für diese Arbeit gelohnt. Ich hatte viele gute Gespräche und Begegnungen und bekam sehr viele Komplimente für meine neue, grosse Malerei, die in der Galerie Stampa präsentiert wurde.

9. Juni 2013

 Wir freuen uns auf ein Sonntagmorgenfrühstück im Museumsquartier. Anschliessend wollen wir die Retrospektive von Albert Oehlen im MUMOK besuchen. Die Spiegelbilder aus den frühen 80er-Jahren sah ich erstmals 1982 in der Kunsthalle Basel. Die gemalten, braunen, versifften Kellergewölbe werden durchbrochen durch Spiegelglas, beziehen dadurch die Betrachter mit ein und öffnen den Bildraum in die Jetztzeit. Die Malereien der 90er-Jahre sind clever platziert und entfalten eine nie gesehene Leuchtkraft. Alte Zeichnungen und kleine Collagen werden neuen monumentalen Bildmontagen gegenübergestellt. Hier arbeitet ein deutscher Künstler weiter an der noch jungen amerikanischen Kunstgeschichte von Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Cy Twombly etc. Die totale Anglikanisierung scheint nicht nur in der Sprache, im Film, im internationalen Geschäftsleben und im Weltmachtsanspruch, sondern auch im Kulturbetrieb angekommen zu sein. Wer sich für den amerikanischen Markt rüsten will muss Teil davon werden und Englisch büffeln. Eine beeindruckende Ausstellung die viele Denkräume öffnet. Mercy Albert!

Anschliessend haben wir die Ausstellung von Meret Oppenheim im Kunstforum besucht. Eine umfassende Präsentation, die mir schmerzlich bewusst macht, wie wenig bekannt die Werke dieser Künstlerin sind. Die Pelztasse fehlt zwar, ist aber im Kopf dauernd omnipräsent. Die Fotos von Man Ray von der sehr attraktiven, jungen  Meret sind wohlbekannt. Auf jeden Fall viel bekannter wie die Malereien, Zeichnungen, Texte und Objekte der lange unterschätzten Künstlerin. Damals war vor allem die schöne Muse gefragt. Kunst machten ja schliesslich die Männer.

Nach diesen alt-neuen Bildwelten sind wir in einen Park gelegen, ich habe etwas gezeichnet und Monika hat gelesen. Ein warmer und erfüllender Sonntagnachmittag mit einem wunderbaren Essen in einem Wiener Restaurant mit einer Weinhandlung in der man wirkliche olfaktorische Entdeckungen machen kann.

8. Juni 2013

Nach langem Schlaf haben wir am Nachmittag die Zeichnungsausstellung «Bosch, Breugels, Rubens, Rembrandt» in der Albertina besucht. Ein wirklicher Hochgenuss mit teilweise absolut verblüffenden Werken. Die Zeichnung als Möglichkeit, Meisterwerke zu notieren, zu transformieren und für weitere Generationen zu sichern. Ein Besucher hat konsequent mit seinem Handy die ganze Ausstellung durchfotografiert. Blatt für Blatt, inklusive der Texte. Ich finde abzeichnen wäre sinnlicher.

Unverständlich ist für mich die Retrospektive von Helnwein. In den 80er-Jahren war mir Helnwein bekannt als Grafiker, Plakatkünstler, Illustrator und Aquarellist. Als bildender Künstler bearbeitet er Tabuthemen in einer unerträglich Illustrativen Art und scheint sich um die wesentlichen Unterschiede von Fotografie und Malerei nicht zu kümmern.

Am späten Nachmittag besuchen wir die neuen Ausstellungsräume von Ernst Hilger in einer ehemaligen Brotfabrik. In ersten Stockwerk gab es eine Messe für Fotobücher. Wir staunen über den Besucherandrang. Hunderte junge Gestalterinnen und Fotografinnen tummeln sich hier, um die Produktion der neusten Fotobücher zu sehen. Bei Hilger ist eine kleine improvisierte Ausstellung zu sehen von Studenten der Fotografin Anastasia Khoroshilova von der Rodtschenko Akademie in Moskau. Wir lernen Alla Afonina, Vera Lamponkina, Ekaterina Anokhina und weitere Studenten kennen. Wir kaufen alle Bücher und einige signierte Fotos. Der Stand wird regelrecht gestürmt von Interessierten. Am Abend gehen wir alle zusammen zum Heurigen im naheliegenden Böhmischen Prater. Mit Drehorgel, Hähnchen, Haxen, Wein etc. Wunderbar!

7. Juni 2013

Heute sind wir von Altenrhein nach Wien geflogen und dann direkt in die Galerie von Ernst Hilger gegangen. Ich war natürlich sehr gespannt, wie sich meine neuen Arbeiten in diesen Räumen präsentieren. Das schöne an Ausstellungen ist ja, dass man selber die eigene Arbeit neu beurteilen kann. Für mich ist es meistens so, als würde ich Bilder eines Onkels als Aussenstehender betrachten. Ich bin sehr beruhigt über die Ausstellung. Dieser Onkel hat für mich alles recht gemacht.

Um 18 Uhr war ein Treffen in der Galerie vereinbart. Wir verbrachten anschliessend einen schönen Abend mit Freunden und Sammlern von Ernst Hilger in einem italienischen Restaurant an der Dorotheergasse.

5. Juni 2013

In den letzten Wochen zeichne ich überall Menschen, wenn ich auf etwas warten muss, wie sie dastehen, warten, schwatzen oder telefonieren. Ich habe lange Zeit das Zeichnen total vernachlässigt. Nun brauche ich dringend Skizzen, um die geplanten 134 Reliefs vorzubereiten. Heute um halb vier ist das Filmteam ins Atelier gekommen und ich habe direkt mit der Motorsäge zwei Figuren ins Holz geschnitten. Es war sehr anstrengend. Wenn jemand zuschaut bei der Arbeit, braucht es noch viel mehr Konzentration. Ich bin erleichtert. Die Filmaufnahmen sind geglückt und ich kann ohne Druck in den Sommer hinein weiterarbeiten.

Am Abend habe ich im Garten Ananassalbei, Melisse, Brokkoli, Fenchel, Selleriestangen und einen Kürbis gepflanzt. Das macht Freude.

Nun bin ich total auf der Schnauze. Noch ein paar Texte lesen und dann lege ich mich flach.

4. Juni 2013

Ich bin den ganzen Tag mit Farbproben beschäftigt für eine Gebäudebeschriftung von Diener & Diener Architekten auf dem Richti Areal in Wallisellen. Das Gebäude heisst FAVREHOF. Ich suche einen idealen Blau- und einen Grauton. Es macht grosse Freude, einmal "nur" Farben auf Papier zu malen. Für diese Arbeit liebe ich meine Ölfarben und ich glaube ich habe die Farbklänge gefunden.

3. Juni 2013

Ausklingender Familientag. Um 16 Uhr bringe ich Vera zum Hauptbahnhof. Sie fliegt heute zurück nach Berlin. 

2. Juni 2013

Am Sonntagmittag besuchten wir die Eröffnung der Ausstellung von Vanja Hutter im Frauenpavillon im Stadtpark St. Gallen. Wir waren wegen leichter Übermüdung etwas spät dran und verpassten darum die halbe Eröffnungsrede von Nadia Veronese. Ich war noch nie in diesem Raum. Der frisch renovierte Pavillon ist mit den rot gestrichenen Wänden, der heruntergehängten Decke und den dominanten Wandlampen nur bedingt für Kunstausstellungen geeignet. Vanja hat eine starke Arbeit für diesen Raum ersonnen. Ihre Zeichnungen hängen nicht an den Wänden. Sie hat einen "Kunstschalter" eingerichtet. Nach der Wahl einer selber bestimmten Nummer werden die Besucher und Besucherinnen einzeln zum Kunstgenuss aufgerufen. Eine feine, mit Schnüren gezogene Umzäunung muss geöffnet werden, um den Schalterraum betreten zu können. Die Künstlerin steht hinter einem improvisierten Tisch mit zwei übereinander montierten Tischplatten. Auf der unteren Platte liegen geordnet viele kleine Stapel von Zeichnungen. Vanja legt ganz behutsam für jede Besucherin und jeden Besucher eine sorgfältig ausgewählte, individuelle Folge von Texten und Zeichnungen auf den Tisch. Jeder Rezipient sieht nur einen kleinen Teil von den Werken. Alle Besucher werden zu exklusiven Erinnerungsträgern eines sehr persönlichen Moments. Das Gesehene können sie nur beschreiben und erzählen als etwas Eigenes, selbst erlebtes.

Anschliessend machten wir eine Fahrt durch das überschwemmte Rheintal nach Kriessern zu einem friedlichen Familienfest. Arthur ist 85 und Theo 57 geworden und beide sind sehr gut drauf.

1. Juni 2013

 Heute musste ich den ganzen Tag Bürokram erledigen. Am Abend fuhr ich mit dem Zug nach Rorschach, um die Ausstellung von Teresa Peverelli und Mirjam Kradolfer im Kornhaus anzuschauen. Unter dem Begriff «Gewächskammer» präsentieren die beiden Künstlerinnen eine gelungene Installation zu einem Thema, das mich schon sehr lange beschäftigt. Kunst als ein natürlicher, stetig wachsender Prozess. Dabei gibt es immer wieder Zeiten, in denen man daraus Früchte ernten, Essenzen gewinnen oder Destillate herstellen kann.

Anschliessend bin ich im strömenden Regen an die Geburtstagsparty von Ruth und Hermann im Restaurant Schweizerhof gegangen. Das war ein sehr lustiger Abend, mit einem Vorgeschmack auf zukünftige Feste in Altersresidenzen. Wilde, ältere Herren, die mit oder ohne Gebiss, mit oder ohne Hörapparat hemmungslos laute Musik machen und mit grosser Entschlossenheit versuchen, ihre Mitbewohner zu unterhalten. 

Mai 2013

31. Mai 2013

Am Morgen früh mache ich schon auf Krise. Die zwei neuen und teuren Matratzen hängen durch. Die Unterlage ist viel zu weich. Ich beharre darauf, dass das Problem sofort gelöst werden muss, mit der Drohung, dass ich sonst ins Hotel ziehe. Nach dieser Ankündigung fahre ich ins Atelier, schneide zwei wirklich schöne Menschen in grosse Holztafeln und warte auf Stefan Rohner. Wir wollen alle bisher entstandenen Holztafeln fotografieren und schauen, ob es möglich ist, durch eine digitale Bearbeitung auf Photoshop, die Holztafeln in fertig gegossene Betonplatten zu verwandeln. Mit dem Resultat bin ich überglücklich und zufrieden. Am Mittag fahren Monika und ich zum Interio und kaufen zwei billige Lattenroste, die ich anschliessend mit dem Kombitaxi nach Hause transportiere und im Bettrahmen einbaue.

Um 17.30 Uhr gehe ich zu einem angekündigten Apéro im Saiten Verlag, um auf das neue Heft anzustossen, für das ich einen Artikel über Roman Signer geschrieben habe. Ich bin einen Tag zu spät, auf der Einladung stand Donnerstag 31. Mai und ich sah nur die Zahl. Ich treffe aber auf zwei weitere zu spät Gekommene, nämlich auf Harry Rosenbaum und Ruth Erat. Peter Surber offeriert uns einen Wein und wir essen die übriggebliebenen Salzstangen und Erdnüsse vom Vortag.

Monika fährt mich anschliessend nach Herisau. Auf der "Ledi-Die Wanderbühne" erleben wir eine wunderbare orchestrierte Lesung mit Dorothee Elmiger, Hannes Becker, Roman Ehrlich, Carlos Adrian Hidalgo, Judith Keller, Wolfram Lotz und Sascha Macht. Gefeiert wird im Appenzellischen 500 Jahre AR.AI. Der Text beschäftigt sich mit Geschehenem in der Zeit vor 500 Jahren, in Bezug auf heute. Der Auftritt der "Leipziger Truppe" um Dorothee Elmiger war wirklich stark und sehr lustig. Man konnte sich amüsieren trotz der Kälte, im clever geplanten Pavillon von Ueli Frischknecht. Ich mag die Appenzellerinnen und Appenzeller und würde mich sofort für einen Kanton Säntis engagieren.

Die Kälte treibt uns nach Hause. Ich mache ein Feuer und Monika zaubert etwas kleines zum Essen. Nach einem guten Wein bin ich gespannt auf den zweiten Matratzentest.

30. Mai 2013

Organisieren, telefonieren, E-Mails schreiben, Rechnungen tippen, Bücher einpacken, Kaffee trinken, nachdenken, zum Bahnhof gehen, Alix Stadtbäumer abholen, ins Atelier fahren, Druckplatten für die neue XYLON Zeitschrift anschauen und besprechen. Punkt zwölf Uhr telefoniert Stampa wegen der Art Basel. Wir entscheiden uns, das 2 x 3 Meter grosse neue Bild «Überlicht I» zu zeigen. Nun muss ich dringend  die Verpackung und den Transport organisieren. 12.15 Uhr mit der S-Bahn in die Stadt, Mittagessen im Engel zusammen mit Monika, dann die Ausstellung in der Lockremiese zum zweiten Mal anschauen, wieder ins Atelier fahren, weiter an den Druckstöcken arbeiten und dann alles für die Spedition vorbereiten.

Dann eine Busfahrt in die Stadt, ein Besuch mit Alix in der Kunsthalle, ein angenehmes Gespräch mit Raphael Liebi über die Ausstellung von Roman Signer und vielen weiteren jungen Künstlern, eine geraume Zeit auf Monika warten, über den roten Platz von Pipilotti schlendern, einige kurze Blicke in die Kathedrale werfen, schnöden über die kommenden Umbauten für den Altar und dann endlich einen Apéro nehmen im National, nachher in einer grossen Schlaufe Alix zum Bahnhof bringen, nach Hause fahren, etwas kleines Essen und ein erstes Mal die neuen  Matratzen ausprobieren.

29. Mai 2013

Wieder einer dieser Tage, wo ich auf Handwerker oder auf einen Transport warten muss. Heute werden zwei neue Matratzen geliefert zwischen 9 und 11 Uhr. Mein Rücken freut sich jetzt schon. Ich nutze die Wartezeit um das Haus zu putzen. Am Abend kommt Monika von ihrem Wellness-Urlaub zurück. Ich weiss nicht, ob ich das aushalten würde. Eine ganze Woche im weissen Bademantel herumschlurfen und den anderen zusehen, wie sie älter werden. Am Nachmittag arbeite ich an meinen Menschenbildern weiter. Ohne Bademantel und Schlarpen. 

27. Mai 2013

Heute morgen habe ich alle Bilder verpackt. Die werden morgen früh abgeholt. Die Einladungskarten für meine Ausstellung bei Ernst Hilger in Wien sind auch angekommen und ich habe gleich 100 Stück verschickt. Den Rasen habe ich auch schon gemäht und am Abend gibt's ein schönes Stück Fleisch bei Hermann. Bei uns im Osten lässt es sich sehr gut leben!

26. Mai 2013

Gestern Abend habe ich Oliver Stäudlin und Annina Frehner bekocht. Anschliessend haben wir gemeinsam mit Bayern München das Fussballspiel gewonnen. Der Abend hat richtig Spass gemacht. Heute habe ich mich informiert über die Arbeit von Annina. Sie konnte letztes Jahr für die Kulturlandsgemeinde in Appenzell Ausserrhoden eine grosse Raumarbeit realisieren und residiert zur Zeit im Gastatelier im Sitterwerk. Sie hat zusammen mit Asylbewerbern Sichtkanäle in Räume gebaut. Die Arbeit ist dokumentiert in einem Sonderheft von Obacht Kultur. Das muss ich mir gleich bestellen. Am frühen Abend habe ich das Konzert von Werner Aeschbacher bei Kleinaberfein besucht. Eine wunderbare Stimmung, mit vielen Örgeli Fans. Seine Musik macht richtig Freude und hat etwas sehr Versöhnliches und Verbindendes.

24. Mai 2013

 Auf 16.00 Uhr hat sich Stampa für einen Atelierbesuch angemeldet. Nachher gehen wir gemeinsam zur Eröffnung der Ausstellung zu Ehren von Roman Signer in der Kunsthalle. Die Idee von Giovanni, die Ausstellung von Roman in der ersten Kunsthalle von 1988 zu rekonstruieren gefällt mir. Da liegt ein viertel Jahrhundert dazwischen und viele der Besucher die nun da sind und den Künstler feiern, haben damals noch über die Arbeiten von Signer gelacht. Eine spannende Ausstellung mit vielen jungen, noch zu entdeckenden Künstlern als Gäste. Am Schuss des Abends haben wir uns noch einen Absacker im Lagerhaus gegönnt. Eine spannende Runde mit Bernard Tagwerker, Karin Bühler, Peter Hubacher, Patrick Rohner, Michael Bodenmann und Barbara Signer. Ja und Peter hat mir von einem einzigartigen Text über das Abendrot erzählt, von Claude Levi-Strauss.

22. Mai 2013

 Jeder Tag ein Abschied - jeder Tag ein Neuanfang. Im Atelier habe ich die neue Bildserie «Abend I-VIII» installiert und mit einer interessanten Besucherin besprochen. Sie wird einen Text für den geplanten Katalog für die Ausstellung in der Galerie Hilger in Wien schreiben. An diesen Bildern habe ich nun mehr als ein Jahr gearbeitet. Die ersten  Fotos habe ich letztes Jahr (oder war es das Vorletzte?) bei einem Besuch bei Peter Liechti im Bierli in Wald gemacht. Abendstimmungen wechseln sehr schnell und sind unberechenbar.

Am Nachmittag hat Giovanni Carmine 55 Bücher von Roman Signer abgeholt, die genau vor 25 Jahren gedruckt worden sind. In meinem Alter gibt es fast täglich ein Jubiläum zu feiern. Heute ist mein Festmotto: "40 Jahre Rasur". Wenn ich rechne 40 x 350 Rasuren pro Jahr, gibt das die stolze Zahl von 14 tausend Rasuren in meinem bisherigen Leben. Das ist doch eine echte Leistung. 

Vera hat geschrieben, dass sie Wein-Etiketten machen kann für den Bio-Wein 2012 von Walenstatt. Sie hat ein Foto angefügt, wie sie als Kind in einer hellblauen Manchesterjacke neben Martina Hanimann in diesem Rebberg sitzt. Vor bald dreissig Jahren. Ist das wirklich lustig? Wie die Zeit vergeht? Diesen Wein werde ich sicher bestellen und lange nicht trinken, um die Zeit aufzuhalten.

20. Mai 2013

Wer räumt sein Archiv am Pfingstmontag? Wer sucht verzweifelt nach wichtigen Dokumenten? Wer findet sie ganz bestimmt? Wer ist am Abend überglücklich? Richtig! Sein Name ist Felix.

19. Mai 2013

Endlich! Heute Morgen kurz vor dem Aufwachen hatte ich die entscheidende Idee, wie ich meine Arbeit für die Fassade des Stadtmuseums in Aarau visualisieren kann. Es stimmt eben doch: "An Pfingsten geht es am Ringsten!" Nun geht es los! Aus lauter Freude bin ich früh aufgestanden und zum Flughafen gefahren. Mir ist eingefallen, dass auf Bahnhöfen und auf Flughäfen die Menschen so schön ruhig herumstehen. Eine ideale Situation, um zu zeichnen. Nach zwei Sunden fuhr ich nach Winterthur und arbeitete dort weiter. Am Abend hatte ich eine reichhaltige Serie von kleinen Zeichnungen. Das nächste Ziel ist der Bahnhof Aarau. Auf diesem Bahnhof ist es ratsam keinen Hut und keine Kappe zu tragen. Der Luftzug der durchbrausenden Züge ist trügerisch. 

18. Mai 2013

Um 8.30 Uhr klingelte  es schon an meiner Haustüre. Ich wurde abgeholt, um nach St. Peterzell zu fahren. Zusammen mit der Familie des Kurators Ramon Lenherr haben wir bis um 14 Uhr die gesamte Ausstellung «Felix der Verleger» abgebaut. Für die grosse Arbeit von Roman Signer hatte ich spezielle Schachteln anfertigen lassen. Auf der Fahrt ins Toggenburg war das ganze Auto total vollgestopft. Die Mutter von Ramon war nicht mehr sichtbar unter all den Schachteln. Nun sind die Kostbarkeiten wieder in meinem Vexer Archiv. Lustigerweise habe ich beim Einräumen das lange vermisste «Multiple Taschenlampe» von Roman Signer wieder gefunden. Da ich die Batterien der zwei an den Leuchtflächen zusammengeklebten Lampen nicht entfernt hatte, ist das Objekt komplett verrostet. Der Zeitfaktor spielt ja in der Arbeit von Roman eine grosse Rolle. Das passt.

Als Abschluss haben wir bei mir im Garten spontan ein kleines Essen veranstaltet.

17. Mai 2013

Ab 10 Uhr war ich heute bei TGG, um das geplante Buch von Peter Liechti zu gestalten. Zusammen mit Jessika Frey sass ich vor dem Bildschirm und wir bearbeiteten Seite um Seite. «Klartext. Fragen an meine Eltern» wird im August erscheinen anlässlich der Schweizer Vorpremiere vom Film «Vaters Garten». Für den Schutzumschlag verwenden wir eine Skizze der Figurenbauerin Eva Ruch. Den Klappentext wird Ruth Schweikert schreiben. Geplant ist ein flaschengrüner Leineneinband mit Prägeschrift und einem dreiseitigen, rüebliroten Farbschnitt und zwei Lesebändeln in Schürzenblau und Kragenweiss. Das Vorsatzpapier wird Obergine. Wir haben ohne Unterbruch bis 14 Uhr durchgearbeitet. Nun sind die wichtigsten gestalterischen Entscheidungen gefallen. Das wird ein tolles Buch.

16. Mai 2013

Heute Nachmittag war ich zu einer EXPO Schweiz, 2027 Sitzung in Herisau an die Schützengasse eingeladen. Die alte Kaserne wurde sehr schön renoviert und umgebaut. Sie dient nun als Staatsarchiv. Im Eingang hängt der Holzschnitt Bloch von Markus Gossold und Johannes Hedinger. Schräg gegenüber ist die sechsteilige Fotoserie Waldschrat von Peter Liechti platziert. Sehr schön gerahmt, macht sich der durch den Wald hüpfende und durch eine Warmbildkamera aufgenommene H.R. Fricker sehr gut.

15. Mai 2013

Am Dienstag reiste ich nach Basel um zusammen mit Gilli und Diego Stampa mit Sammlerfreunden zu feiern. Das Sammlerpaar hat letztes Jahr eine riesige, frühe Zeichnung von mir dem Museum Folkwang in Essen geschenkt. Als Dankeschön schenkte ich den Sammlern nun eine kleine Zeichnung, Erinnerung an einen Wald. Ein wunderbares Essen, Guter Wein und schöne Gespräche. Übernachtet habe ich in einem Hotel in der Nähe vom Messeplatz. Der Neubau von Herzog & de Meuron ist gigantisch. Mit einem sehr langen und 10 Meter hohen Baukörper wird ein neues Eingangstor zum Messeplatz geschaffen. Zudem entsteht ein neuer zentraler Platz mit einem runden offenen Schlund zum Himmel, der mit seinem Sog die Messebesucher gleich am Anfang in höhere Sphären katapultiert. Der vor ein paar Jahren von Hotz entworfene Messeturm wirkt nach diesem gelungenen architektonischen Eingriff immer noch schön aber etwas klein und verloren.

Heute Nachmittag habe ich meine Mutter besucht. Wie immer in den letzten Jahren um diese Zeit habe ich einen kleinen Tomatenstock auf ihrem Balkon eingepflanzt. Mutter pflegte früher immer einen grossen Gemüsegarten zu unserem Wohl. Mich bezeichnete sie als Kind immer als den besten Pflanzer, wohl wissend dass ich die Gartenarbeit nach so einem Lob noch viel eifriger ausführen würde. Die Tomaten geben der Mutter das Gefühl immer noch einen Garten zu betreuen und sie kann bis in den Herbst hinein fast täglich ernten. Dazu gehört natürlich auch Schnittlauch und Petersilie für die Suppe und Pfefferminze für den Tee.

Als Aufheiterung brachte ich auch das Buch «MAMA - Eine Szene» mit. Die dicken Buchseiten haben sie sichtlich irritiert. Das Gesicht aus Brei und Holunderkompott erinnerte sie an meine nicht zu bremsende Lust, als Kind dauernd für Unruhe und Unterhaltung bei den gemeinsamen Familienessen zu sorgen.

Einmal drückte ich beim "Znüni" den Senf direkt auf den Tisch anstatt in den Teller, mit der Begründung, dass Mutter so viel weniger Abwasch habe. Mein Vater wurde so hässig, dass er seine volle Kaffeetasse quer über den Tisch nach mir warf. Ein Jahr später drückte die ganze Familie den Senf direkt auf den Küchentisch und das blieb so. 

13. Mai 2013

Die Schlussveranstaltung in der Propstei St. Peterzell war ein voller Erfolg. Viele Interessierte aus der ganzen Schweiz reisten am internationalen Museumstag in die Provinz, um die Vexer Verlagspräsentation zu sehen und den ersten Film von Peter Liechti zu geniessen. «Sommerhügel», eine Inszenierung der Appenzellischen Landschaft in 10 Akten entstand 1984. Mitwirkender war unter anderem auch Roman Signer, der am Anfang des Films ein an einer Gummischnur befestigtes Taburettli von der Ganggelibrücke im Haggenquartier ins Sittertobel wirft. Mich hat es sehr gefreut, dass Roman an diesem Nachmittag anwesend war. Er hat ja für diese Ausstellung die wunderbare Arbeit «Vexer-Necker-Skulptur» realisiert. Unter seinem Beisein haben wir letztes Jahr 112 seiner Bücher «Skulptur» im Necker gewässert und im Dachstock der Propstei ein Jahr lang luftgetrocknet.

12. Mai 2013

 Am Samstagabend besuchte ich mit Monika, Vera, und Eri die Lesung bei Felix Falkner. Er und eine schreibende Kollegin lasen Texte zum Thema Mutter, Mütter und Mütterchen. Ich staune immer wieder, wie neu man einen bereits bekannten Text empfinden kann, wenn er von jemandem vorgelesen wird. Durch eine andere Stimme, durch einen anderen Menschen entfaltet und entwickelt sich auch der Text. In einer Gruppe von Menschen spürt man direkt, dass alle Anwesenden mit ihren Gedanken in ihrer eigenen Weise um das Gehörte herumkreisen.  

11. Mai 2013

Das war ein wirklich schöner Abend in Zürich. Am Bahnhof hatten wir zwar grossen Ärger. Kein Taxifahrer war bereit uns an die Holzgasse zu fahren und wir wussten nicht mehr genau wo die Strasse ist. Das war richtig mühsam. Ich kenne keine Stadt, wo so etwas passiert. Ich dachte immer, Taxis sind dazu da, um Passagiere zu befördern und nicht um blöd am Bahnhof herumzustehen. Na ja. Dafür wurden wir etwas später bekocht von Petra und Peter mit einem exzellenten Kabeljau mit Kräuterkruste, Frühlingszwiebeln und Kartoffelstampf. Als Dessert frische Erdbeeren, Rhabarber und Vanilleeis. Das Leben kann so überraschend und gut gewürzt sein. Nun freue ich mich auf die Lesungen von Felix Falkner heute Abend. Ich bin sehr gespannt, wie er den «MAMA-Text» von Wolfram Lotz lesen wird und natürlich Jelinek und Mayröcker, und, und, und ...

 

10. Mai 2013

Gestern hatten wir eine schöne, internationale Gästerunde. Hermann hat im Garten  eine wunderbare Paella gekocht für Freunde aus der Schweiz, Deutschland, Taiwan und Argentinien. Heute fahren wir nach Zürich zu Petra und Peter. Gut Essen, fein trinken und über die neue CD «BALLADADA» reden ...

8. Mai 2013

Ein strahlender Tag. Ich freue mich schon darauf, das von den Sonnenkollektoren aufgewärmte Wasser über mich regnen zu lassen. Wir haben seit ein paar Tagen eine Regendusche - oder sagt man dazu Regenschauer? Am frühen Nachmittag ist Vera für einen Besuch angereist. Gegen fünf habe ich Peter Liechti getroffen. Er hat die 50 DVD seines ersten Films «Sommerhügel» von 1984 signiert. Dann diskutierten wir die Buchgestaltung der geplanten Publikation «Klartext». Ich bin sehr froh über all die Entscheidungen. Das Buch wird sehr schön. Um 22 Uhr gab Norbert Möslang ein fulminantes Konzert im Palace. Unheimlich lauter Sound, vibrierende Bilder und Lichtblitze, die den ganzen Körper in Wallung gebracht haben. Durch die Bässe spürte ich alle meine Organe und entdeckte noch einige dazu.

7. Mai 2013

Ein Tag wie man sich das so vorstellt. Um 7.30 Uhr steht der Elektriker vor der Türe. Er will uns schon Helle bringen, bevor wir einen starken, dunkeln Kaffee getrunken haben. Gegen Mittag ist alles repariert, erneuert und Strom auf allen Leitungen. Am frühen Nachmittag holt Matias meine neuen Bilder ab, die ich im grossen Atelier aufhängen und kontrollieren will, bevor sie für meine Ausstellung in Wien abgeholt werden. Anschliessend gehe ich spontan zum Grafikatelier TGG, um die Buchumschläge und die Schriften für das neue Buch von Peter Liechti zu besprechen. Es ist sehr anregend, mit Roland und Jessica zusammen zu arbeiten. Um sieben Uhr bin ich mit einem Stapel Kopien zu Hause und schaue alles noch einmal durch. Ich muss die Entwürfe herumliegen lassen bis eine Entscheidung fällt. Um acht kommt Ramon, um gemeinsam eine Schrift für ein Gebäude zu Entwickeln. Seit ich unser neues Bad gestrichen habe, möchte ich am liebsten alles in einem feinen Petrol sehen. FAVREHOF heisst das Gebäude. FAV - REH - OF ist mir spontan eingefallen. Das ist gar nicht so einfach.

6. Mai 2013

Flach liegen und lesen. Erica Pedretti hat mir als kleine Retourkutsche auf meine Glückwünsche zum Literaturpreis ihr Buch «fremd genug» mit einer Widmung zugeschickt. (Insel-Bücherei Nr. 1329.) Das Büchlein ist sehr zu empfehlen und wunderbar zu lesen. Es beschreibt aus der erinnerten Erinnerung einer zurückblickenden Frau heraus die Kindheit am Ende des Krieges, auf der Flucht, die Überquerung der Grenze in St. Margrethen, die Zeit bei der Grossmutter, die Aufenthalte in verschiedenen Kinderheimen, ihre Stationen in Balgach und in Amerika. Fremd sein und heimisch werden an den Orten, an denen sie versuchte bei sich selbst zu sein. Erica hat dem Rheintal einige Sätze mehr geschenkt wie dem fernen Amerika. Wissen die Rheintaler eigentlich, dass sich eine Literaturpreisträgerin auf ihrem Talboden bewegt hat? Ich habe Erica vor 33 Jahren kennengelernt und sie hat damals eine wunderbare Ausstellung in meiner St. Galerie eingerichtet mit Flügelobjekten. Wenn es etwas zu gratulieren gibt, sende ich in letzter Zeit immer das neue Buch «Anthologie Bd. 1» von Lorenz Oliver Schmid. Dieses wunderbare Blumenbuch ersetzt jeden vergänglichen Wiesenstrauss. Ich habe das Buch auch an Eva und Walter Reimann von der Hirslanden Buchhandlung geschickt. Die beiden haben dieses Jahr den Preis für die beste Buchhandlung bekommen. Walter Reimann hat mir eine Dankes-Mail geschrieben. Darin steht "Vielen herzlichen Dank ... ein wunderschönes Buch. Ich habe Ihre Website angekuckt und die gefällt mir, ihr Tagebuch ist toll. Ich denke, es braucht auch viel Zeit, es zu schreiben. Ich könnte stundenlang darin lesen, wie bei Thomas Mann, «Tagebücher»." Ja, bei solchen Komplimenten kann ich mich ja richtig aufbauen, auftürmen, über mich hinauswachsen, über den Berg sehen, weiterschreiben und fast platzen vor Freude. Schluss jetzt ... Ich muss ja schon wieder wunderbare Blumenbücher zur Post bringen.

5. Mai 2013

Ein heiterer Sonntag, der  mit etwas Gartenarbeit beginnt. Am Nachmittag haben wir uns überwunden, die Vernissage von Veronika Spierenburg im Sitterwerk zu besuchen. Veronika zeigt in der Bibliothek sehr schöne Videoarbeiten zum Thema Buch. Im Zentrum des Raumes steht ein eigens für diese Ausstellung gebautes Bücherrad. Die Künstlerin verbrachte sehr viel Zeit mit dem Bücherschatz dieser einzigartigen Sammlung. Entstanden ist in dieser Zeit ein wunderbares Buchprojekt mit Buchseiten von 1-500. Für jede Seite der neuen Publikation mit dem Titel «In Order of Pages» wurde stellvertretend eine Buchseite aus den Beständen der Bibliothek ausgewählt. Der daraus entstandene Bilderbogen vermittelt ein ganz eigenes Bild der ästhetischen und inhaltlichen Vorlieben und Interessen der Künstlerin. Ein spannendes gedankliches Kreisen und persönliches Aneignen von Kultur. Das Buch ist bei Kodoji Press erschienen. Super!

4. Mai 2013

Heute Abend haben wir unsere allererste Aktionärsversammlung besucht. In der Militärkantine mitten im Park der Kreuzbleiche soll ein neues Restaurant mit einem Hotelbetrieb aufgebaut werden. Das anschliessende Fest ist gelungen und ich habe mich sehr gefreut, dass es in St. Gallen und Umgebung möglich ist, so viele Menschen zu finden, die bereit sind, eine kulturelle Initiative finanziell mit zu tragen. Hier versammelte sich nicht der übliche St. Galler-Kuchen. Es scheint, dass sich die Basis für solche Projekte vergrössert hat. Ich habe auf jeden Fall sehr viele neue Gesichter gesehen. Das Tanzen hat mich richtig beflügelt.

1. Mai 2013

Heute ist ein guter Tag. Ein vielversprechendes Gespräch mit einer guten Freundin für eine Sponsoring Idee. Dann am Mittag ein langes und spannendes Telefongespräch mit Vera. Ich freue mich immer wieder auf Neuigkeiten aus Kreuzberg. Heute am 1. Mai ist Vorsicht angesagt. Wer an diesem Tage arbeitet, scheint verdächtig. Ich weiss zwar nicht, ob das auch für Künstler gilt. Ich habe heute nur mit weisser Grundierung  gemalt und bin dann prompt auf eine rote Tube Ölfarbe gestanden. Es hat bis zum Kinn gespritzt. Sauerei. 

April 2013

30. April 2013

Heute hat Stefan Rohner alle «Abendbilder» fotografiert. Ich bin sehr erleichtert und freue mich nun sehr auf den geplanten Katalog. Gestern habe ich mit Monika einen Dialog notiert als Grundlage für die Textarbeit. Und das Thema für meine neue Bilderserie steht auch schon fest. Am Mittag habe ich Roland Stieger getroffen, um das geplante Buch «KLARTEXT» von Peter Liechti zu besprechen. Roland hat schöne Schriftmuster mitgebracht und ich habe ein schönes altes Buch gefunden als Idee für die Ausrüstung.

29. April 2013

Ein geruhsamer Sonntag. Die Wochentage sind so dicht, dass ich manchmal kaum Ruhe finde. Malend in meinen Bildern herumspazieren macht bei diesem Wetter sowieso mehr Spass wie mit kalten, nassen Füssen durch den Sumpf zu stapfen.

28. April 2013

Gestern hatten wir einen lustigen und interessanten Abend mit Inge und Erich. Monika hat einen wunderbaren Rehrücken gebraten. So schläft es sich gut ...

25. April 2013

Eigentlich hatten wir geplant, am Freitag früh nach Italien zu fahren. Die Wetteraussichten sind aber so schlecht, dass wir keine Lust haben. Wann gibt es das schon. St. Gallen: 17-19 Grad, Piemont: 12-14 Grad. Na ja, es gibt viel zu tun hier. Ich werde am Wochenende meine Bilderserie «Abend» fertigstellen für die Ausstellung in der Galerie Ernst Hilger in Wien. Die Eröffnung ist am 7. Juni.

23. April 2013

Seit heute Mittag habe ich endlich wieder Internetzugang und ein funktionierendes Telefon. Aus unerfindlichen Gründen hat mir die Swisscom letzten Donnerstag die ISDN Leitung gekappt. Diese Woche ohne Festnetztelefon, ohne funktionierenden Mailkontakt und ohne Internet hat mich ziemlich an den Rand gebracht. Eigentlich hatte ich mit Swisscom die schriftliche Abmachung, dass das System ab dem 10. Mai auf Glasfaser umgestellt wird und dass der technische Dienst vor Ort alles einrichtet. Nun haben sie als kleines Dankeschön gleich alle Leitungen gekappt. Wenn so ein Fehler passiert, frage ich mich immer, wie das Menschen machen, die jeden Tag zur Arbeit ausser Haus gehen müssen. Ich war eine Woche lang damit beschäftigt, mit dem Abo-Service von Swisscom hin und her zu telefonieren und auf verschiedenste Techniker zu warten. Eine solche Kacke wünsche ich niemandem. Nun funktioniert fast alles, ausser dem Fernsehempfang. Das nennt sich Vivo Casa. Der Name klingt ja schon sehr gut. So viel Leben war schon lange nicht mehr im Haus. Vivo Merda wäre aber doch stimmiger.

15. April 2013

Um 10.30 Uhr erwartete ich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtmuseums von Aarau. Ich hatte speziell für diesen Anlass eine kleine Präsentation aufgebaut, um mein Projekt für die Fassade des neuen Museums zu erläutern. Das Interesse der ganzen Gruppe hat mich sehr motiviert. Das Erzählen, Diskutieren und Beantworten von Fragen dauerte volle zwei Stunden. Das war ein gelungener Starteranlass für meine Arbeit.

14. April 2013

  Endlich ein wunderbar langer, warmer Tag. Am frühen Abend kochte Monika feine Bodenseeforellen mit allem Drumherum für uns und unsere Nachbarn Thomas und Ursina. Ein richtig schöner Sonntag für alle Sinne. Insbesondere für Magen, Geist und Herz.

13. April 2013

Wieder eine von diesen ganz schnellen Wochen. Einer der kulturellen Höhepunkte war der Besuch der Kunsthalle St. Gallen. Die Arbeiten von Irene Kopelmann und von Stefan Burger interessieren mich sehr. Beide versuchen Zusammenhänge von Natur, Gesellschaft und Kultur in einer Art Puzzle zusammenzuführen und durch verschiedene Arbeitsmethoden verständlich zu machen. Das Buch «sehr sehr dünne suppe» von Stefan Burger musste ich gleich kaufen. Als erstes bin ich auf die Arbeit Seite 34/35 zur Abwassernutzung des «Höllentors» von August Rodin gestossen. Anlässlich meiner Führung für die Mitglieder des Vereins für Originalgrafik zu diesem Werk vor einer Woche, ist mir die spezielle Abwasserführung auch sofort aufgefallen.

Auf Einladung von Menga und Fredi waren wir am Abend Gäste an der langen Tafel von Matias Stebler. Ein angenehmer und anregender Abend.

12. April 2013

Der exzellente Kaffee beim Zahnarzt heute Morgen war ein echter Genuss.

7. April 2013

Das waren dichte Tage. Am Freitagabend hatten wir eine gelungene Informationsveranstaltung für den neuen Lehrgang HF Bildende Kunst. Ich erzählte 45 Minuten lang über meinen beruflichen Werdegang als Künstler und Verleger. 58 Jahre im Schnellgang. Anschliessend stellte Adrian Notz das geplante Lernprogramm vor. Hoffentlich melden sich viele interessierte für die Kunstklasse an. Ich war sehr in Eile, Monika holte mich ab, um mich zu schminken für den Maskenball von Martin Leuthold. Er feierte seinen sechzigsten Geburtstag im Grubenmann Museum in Teufen mit einem berauschenden Fest. Ein wunderbar gestalteter Festsaal, viele interessante Menschen in fantasievollen Kostümen, gute Musik zum Tanzen und Essen vom Feinsten. Man kann sich auf die Neueröffnung der Militärkantine freuen. Martin Kappenthuler und sein Team sind einfach Spitze. 

Am Samstag Abend fand die Hauptversammlung vom Verein für Originalgrafik statt. Zu diesem Anlass referierten verschiedene Künstler über ein Werk aus der Sammlung des Kunsthauses Zürich. Ich sprach draussen in der Kälte über das «Höllentor» von August Rodin. Die Auseinandersetzung mit diesem Werk hat mir persönlich sehr viel gebracht. Ich bin auf interessante Zusammenhänge gestossen. Es wartet viel Lesestoff auf mich. Anschliessend verbrachte ich einen sehr lustigen Abend mit Georg Gatsas und Claudius Krucker. Im Speisewagen machten wir noch eine Berufsberatung für die Kubanische Kellnerin. Ich habe ihr geraten Schriftstellerin zu werden. In St. Gallen kam ich dann etwas zu spät zu einem feinen, privaten Jazz Konzert vom Kimm Trio bei Brigitte und Felix. Das war ein sehr anregender und langer Tag mit grossartigen Gastgebern und interessanten Menschen. 

4. April 2013

In den letzten Tagen seit Beginn der Sommerzeit spüre ich doch etwas wie Frühling. Eine Stunde früher aufstehen, bringt meine Sensorien durcheinander. Mein ganzer Körper sehnt sich nach Wärme. Frierend bin ich am Organisieren. Durch Malen, Zeichnen, Lesen und Schreiben versuche ich meine nächsten Aufgaben in den Griff zu bekommen. Ich muss mir etwas einfallen lassen für das Freitagsgespräch, das am 5.4. um 19.00 in der ehemaligen Stickfachschule an der Fürstenlandstrasse 142 in St. Gallen stattfindet. Als Präsident der Fachkommission HF Bildende Kunst werde ich über meinen Werdegang als Künstler und Verleger erzählen. An diesem Abend macht Adrian Notz eine Informationsveranstaltung zum neuen Lehrgang HF Bildende Kunst. In der legendären Küche wird Max Bottini bereitstehen. Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele interessierte, zukünftige Studentinnen und Studenten anwesend sein werden.

Zudem beschäftige ich mich mit dem «Höllentor» von Rodin, das seit 1947 beim Eingang des Kunsthauses Zürich platziert ist. Ich mache am Samstag dazu einen kurzen Vortrag vor dem Werk in Zürich.

März 2013

31. März 2013

Seit heute weiss ich, warum bei uns die Ostereier bunt bemalt werden müssen. Man würde sie sonst im Schnee nicht finden.

30. März 2013

Bei Dauerregen sind wir am Morgen nach Aarau gefahren. Der erste Akt ist immer ein Besuch im Kunsthaus. Die Ausstellung «Stille Reserven» bietet Einblick in einen grossen Fundus von unbekannten oder selten gesehenen Malereien. Für mich ist der Maler Hans Emmenegger eine grosse Entdeckung. Die Präsentation von «Stille Reserven» ist anders, weil die Ausstellung auf zwei ganz verschiedenen Sammlungen basiert. Erstens auf dem, was der Basler Künstler, Sammler und Autor Peter Suter nach dem eigenen Interesse und Geschmack über Jahrzehnte zusammengetragen hat und andererseits auf den Schlüsselwerken zur Schweizer Kunst aus den Beständen des Kunsthauses Aarau.  

Im Untergeschoss wird in einer weiteren Sammlungspräsentation der Frage nachgegangen: "Was ist grau genau?" Hugo Sutter hat sich mit dieser Frage ein Künstlerleben lang befasst. In dieser Ausstellung steht die sehr spät entdeckte Künstlerin Maya Aeschbach (1928) im Mittelpunkt. Ich frage mich, warum das erstaunliche Werk der 85-Jährigen Künstlerin erst jetzt gebührend gewürdigt wird. Es scheint auch in unserer Zeit der totalen Vernetzung noch unentdeckte schwarze Löcher zu geben. Zu meiner Überraschung hängen auch zwei kleine, frühe Werke von mir in dieser Präsentation.

Kurz vor Mittag habe ich in der Buchhandlung Kronengasse die drei bestellten Bücher von Lorenz Oliver Schmid vorbeigebracht. Hauslieferdienst macht immer Spass. Anschliessend haben wir die Baustelle für die Sanierung und Erweiterung des Stadtmuseums besucht. Es ist interessant, wie sich ein Platz durch einen baulichen Eingriff verändert. Im Moment sieht alles eher klein und kompliziert aus. Wenn das Bauwerk fertig ist, wird sich hier ein neuer, grosszügiger Platz befinden. Ich versuche mir vorzustellen, wie dann meine 134 lebensgrossen, in Beton gegossenen Menschenbilder an der Fassade wirken werden. Bis zur Vollendung dieses Werks bleibt noch ein langer Weg.

Nach dem Mittagessen beim Italiener fahren wir weiter nach Küttigen. Wir besuchen Lorenz, um die Restauflage seiner Anthologie abzuholen. Er wohnt und arbeitet in der alten Papiermühle. Ein eindrücklicher frühindustrieller Bau, der 1822-24 erbaut worden ist. Hier entstanden schon sehr früh die ersten Vorzeige - Lofts in der Schweiz.

29. März 2013

Heute Morgen hat mich eine Kindheitserinnerung eingeholt. Im Tankstellenshop habe ich zwei Pakete Fischstäbchen und einen grossen Sack Ofenfrites gekauft. Als Kinder freuten wir uns immer, dass am Karfreitag kein Fleisch gegessen werden durfte, denn unsere Mutter tischte an diesem Tag immer einen riesen Berg Fischstäbchen auf. Mit Fasten war da gar nichts. Heute Mittag kommt Vanja Hutter zum gemeinsamen Essen. Ich bin gespannt auf alle ihre neuen Projekte, die sie an der Hochschule in Luzern gemacht hat. Vor zwei Tagen hatten wir gar keine Gelegenheit lange zu reden. Bei der Buchpremiere waren so viele Leute anwesend und ich musste um 20 Uhr bereits zurück. 

28. März 2013

Gestern Mittag bin ich nach Luzern gefahren und habe mir die Ausstellungen im Kunstmuseum angeschaut. In der Ausstellung «NEUNZEHNHUNDERTSIEBZIG» werden sehr schöne Arbeiten aus der Sammlung präsentiert. Überraschendes von John Armleder, Rolf Winnewisser, Aldo Walker und ein schönes Wiedersehen u.a. bei Hanna Villiger, James Lee Bayers oder Helmuth Federle. Seine Bergzeichnung sah ich in den siebziger Jahren an einer Eidgenössischen Stipendiumsausstellung. (So hiess das damals noch.) Im Eingangsbereich des Museums hängt ein unbeschrifteter Block mit Papierarbeiten. Ich dachte, dass es sich um frühe Arbeiten von Rolf Winnewisser handelt. In der Ausstellung wurde ich überrascht durch die grosszügige plastische Umsetzung dieser Zeichnungen und es zeigte sich, diese Werke stammen nicht von Winnewisser, sondern vom Argentinischen Künstler Jorge Macchi. 

Anschliessend suchte ich die Produzentengalerie zur Vorbereitung der Buchpräsentation der Anthologie von Lorenz Oliver Schmid, die ich im Vexer Verlag herausgegeben habe. Ein guter Raum, sehr schöne Arbeiten von Lorenz, ein toll gestaltetes und produziertes Buch und ein riesiger Andrang von interessierten Leuten. Alles wunderbar gelaufen!

26. März 2013

Im Haus rumoren die Handwerker. Eine neue Dusche wird eingebaut. Zum Glück sind wir schon gestern Abend nach Hause gefahren. Es gab einige Fragen zu klären auf der Baustelle. Eigentlich wollte ich heute an meinen Reliefs arbeiten, aber es ist einfach zu kalt. Nun sitze ich schon den ganzen Tag im Büro und beschäftige mich mit Papieren aller Art ... Am Abend diskutieren wir im Pädagogischen Beirat der Stadt über die Frage, wie Schulkindern ein adäquater Umgang mit neuen Medien vermitelt werden kann.

25. März 2013

Vier Tage Waldarbeit im Piemont. Ich habe einige Bäume gefällt und ein ganzes Waldstück aufgeräumt. Der Brennholzvorrat wirkt beruhigend. Ab dem Sonntag war es regnerisch und sehr kalt. Eine lustige, eingespielte Truppe war mit dabei. Wunderbares Essen und guter Wein - das hat Spass gemacht. Dem kleinen Mammutbaum, den ich letztes Jahr gepflanzt habe, geht es prächtig. Der lange Winter hat ihm nicht zugesetzt. Heute Morgen hat uns Markus Allemann einen spontanen Obstbaum Schneidekurs gegeben. Jetzt habe ich endlich einiges verstanden. Die Wetteraussichten waren so schlecht, dass wir uns am Mittag entschlossen haben nach Hause zu fahren. Die Heimreise war sehr angenehm bis nach dem San Bernardino. Da kam der Regen und im Rheintal begann ein richtiger Schneesturm. Zuhause erwarteten mich ein richtiger Postberg, den ich verzweifelt abzubauen versuchte.

21. März 2013

Morgen müssen wir um 5.30 aufstehen. Wir fahren nach Italien.

19. März 2013

Heute Morgen musste ich mich spontan einem bildhauerischen Prozess unterwerfen. Die neue Dentalhygienikerin von Marco Stefani hat mich zur Zahnreinigung aufgeboten. Ich habe zwar keine Goldzähne, aber mir ist während der Behandlung eingefallen, dass dieser Beruf eine gute Grundlage für Goldschmiede sein könnte. Broschen aus Amalgan, Perlen aus Keramik und ab und zu einen Fingerring aus einem alten Goldzahn schmieden ... autsch ... Spülen bitte ...

17. März 2013

Ich freue mich auf heute Abend mit Vera und auf ihre Neuigkeiten aus Berlin. Monika wird einen wunderbaren Zander aus dem Bodensee schmoren mit Currykartoffeln und einem Gemüsegratin. Wenn ich ein Anderer wäre, würde ich mich beneiden.

16. März 2013

Stefan Rohner hat heute Morgen meine neue Bilderserie «Abend» fotografiert. An dieser Serie arbeite ich schon mehr als ein Jahr. Die Bilder werde ich im Sommer in der Galerie Hilger in Wien präsentieren. Am Abend sind wir bei Anita Zimmermann eingeladen. Vor einer sehr komplizierten Operation möchte sie in diesen schwierigen Tagen noch einmal alle Freunde sehen. Ich bewundere die Haltung von Anita. Sie holt sich die Unterstützung der Menschen, die sie mag.

15. März 2013

 Heute Morgen sind wir nach Schaffhausen gefahren zum Waldfriedhof. Die betagte Mutter einer lieben Freundin ist gestorben. Das war ein sehr schöner und würdiger Abschied. Auf Wunsch der beiden Töchter der Verstorbenen sangen wir in der Kirche das Lied: "Es isch mir alles ei Ding, ob i lach oder sing ..." Der Pfarrer war leicht irritiert. Er hat dann aber die richtigen Worte gefunden. 

14. März 2013

Die Woche ist so schnell vorbei, wie wenn es sie nicht gegeben hätte. Milenco hat im oberen Stockwerk den Boden aufgefräst. Wir wollen eine neue Dusche einbauen. Es gibt viel zu diskutieren und zu organisieren.

11. März 2013

Ich habe unruhig geschlafen und bin um 6 Uhr aufgestanden. Ich musste rechtzeitig im Atelier in Haggen sein. Ich sperrte  die Zufahrt und die Parkplätze, damit der erwartete Sattelschlepper dann auch zu meinem Atelier fahren konnte. Mit dem Holztransport hat dann auch alles sehr gut geklappt. Matias Stebler, Martin Steinmann und das Filmteam von donkeyshot waren bei diesem beeindruckende Moment dabei. Heute ist genau ein Jahr nach der Fällaktion der ganze Mammutbaum in Form von verleimten Brettern zu mir nach St. Gallen geliefert worden. Neun Paletten mit je 18 Brettern aufeinandergelegt. Das sind neun absolut kompakte Holzblöcke von rund 2000 x 950 x 810 mm. Das ist Minimal Art der Urzeit. Das Mammut ruft. Dieser ganze Prozess, der schon 2009 mit den ersten Planungen begonnen hat, eröffnet mir einen ganz neuen Zeitbegriff.

9. März 2013

Um 13 Uhr haben wir uns im Kinok in der Lockremise den Film «Vergiss mein nicht» von David Sievekind angeschaut. Der Satz von der an Alzheimer erkrankten Mutter: "Lass uns an einen Ort sitzen wo man nicht stirbt", hat mich nachhaltig beeindruckt. Ein sehr berührender Film über eine beeindruckende und wunderschöne Frau, die durch ihre Krankheit die gelebten Ideale in einem anderen Licht erscheinen lässt und ihre Familie komplett neu aufstellt.

Das Kunstmuseum präsentiert in der Lockremise eine eindrückliche Lichtinstallation von Anthony McCall. Mich faszinierten als Kind immer wieder die Lichtspiele in der Scheune, wenn durch ein Astloch scheinendes Sonnenlicht den ganzen Heuboden mit einer hellen Linie durchflutete. Der Staub des Heus flimmerte dann in diesem Lichtkanal wie ein glitzerndes Sternenmeer. Bei McCall erschafft das Licht der Filmprojektoren skulpturale Räume, die man betreten kann. Ein Nebelschleier erzeugt sich dauernd verändernde Muster, die sich auf den Lichtkegeln abbilden. Da durch die Projektoren nur die äusseren Linien der Lichtskulptur auf die Wände projeziert werden, kann man diese skulpturalen Räume betreten und sich in diesen Körpern bewegen. 1981 stand ich sprachlos in einem der ersten Lichträume von James Tyrell in der Kunsthalle Basel. Mich faszinierte damals die ungeheuerliche Schönheit und die unfassbare Unendlichkeit des Lichts. Bei McCall werden wir zu aktiven Benutzer der Skulpturen, die wir betreten und verlassen können. Das Licht und der Raum bewirken ein spezielles, verstörendes Körpergefühl, im Gegensatz zu Tyrell. Beim Betrachten seines Lichts fühlt man sich eher gereinigt.

Am frühen Abend haben wir uns noch den Film über Les Raines Prochaines angeschaut. Muda Mathis kenne und schätze ich seit 1979. Die künstlerische Beharrlichkeit dieser ganzen Frauen Truppe ist grossartig. Die Aussage:"Alleine denken ist kriminell" werde ich mir zu Herzen nehmen.

7. März 2013

Ich muss leider meine geplante Reise nach Reutlingen absagen. Am Wochenende muss ich alles vorbereiten, damit der Holztransport am Montag klappt. Das Filmteam von donkeyshot wird auch mit dabei sein.

6. März 2013

Ich kann wieder fröhlich durchatmen. Die Zahnreinigung fällt aus. Bei der Dentalhygienikerin muss ich immer die Augen schliessen. Diese vorwurfsvollen Blicke auf meinen Zahnstein sind noch fast schmerzhafter wie die Behandlung.

5. März 2013

Ich freute mich den ganzen Tag auf die Lesung von Laura de Weck im Kulturraum in der Hauptpost - und das zu Recht. Eine junge sehr sympathische Frau mit hellwachem Geist und einer kristallklaren Sprache. Diese Frau hat die Gabe, ganz genau hinzuhören und das Gehörte niederzuschreiben. Dank ihrer Ausbildung zur Schauspielerin ist es auch ein grosser Genuss zuzuhören. Es gibt ja sehr viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die ihre eigenen Texte derart verknorzt vortragen, dass man jegliche Lust verliert, je ein Buch von ihnen zu kaufen.

4. März 2013

Am Morgen bin ich zur Firma Debrunner gegangen. Der bestellte Palettroli mit zwei Meter Gabellänge ist eingetroffen. Wenn man so ein Gerät abholen muss, wird einem bewusst, wie lang zwei Meter wirklich sind. Ein sympathischer Secondo begleitete mich mit dem Lift ins Untergeschoss. Er zog dann den Roli ca. 800 Meter durch die riesigen Lagerhallen, vorbei an Armierungseisen, Stahlplatten, Profilrohren, usw. Alles geradeaus bis zum Bahnhof Haggen. Unterwegs wurden wir von vielen wartenden Lastwagenfahrern begrüsst. Ein Mann mit einem zwei Meter langen, niegelnagelneuen Gerät macht offensichtlich grossen Eindruck.

2. März 2013

Heute möchte ich ein weiteres Bild aus dem Zyklus «Abend» endlich fertig malen. Es handelt sich dabei um einen frühen Abend im Piemont  mit sehr schönem, kühlem Herbstlicht.

1. März 2013

Heute baute ich zusammen mit Matias eine knapp fünf Meter hohe Wand ins Atelier, damit ich dann die Abdrucke meiner geplanten Reliefs aufhängen und auf ihre Wirkung hin kontrollieren kann. Der Raum hat sich dadurch stark verändert. Die Wirkung ist gigantisch.

Februar 2013

28. Februar 2013

Nach sehr vielen Telefonaten und Abklärungen habe ich endlich eine Firma gefunden, die meine Sternbilder in Bronzeskulpturen eingravieren kann. Heute werden die Teile in der Kunstgiesserei im Sitterwerk abgeholt und am Freitag nach Dietikon transportiert. Ich bin erleichtert. Am Abend feiern wir in der Blume bei Ali einen Meilenstein im Entwicklungsprozess, den Monika für die Fusion der Spitex des Kantons Appenzell Ausserhoden mitgestaltet hat.

26. Februar 2013

Um 8.00 Uhr erwarte ich Matias Stebler. Ein Freund aus bewegten alten Zeiten. Er hilft mir, die schweren, fünf Meter langen Bretter von einem Mammutbaum und eine grosse Ladung von Brennholz zu transportieren. In den lezten Wochen habe ich einige alte, unvollendete Skulpturen zersägt. Ich brauche einfach Platz für mein grosses Projekt für das Stadtmuseum in Aarau.

25. Februar 2013

Wolfram nimmt den 12 Uhr Zug zurück nach Leipzig und ich arbeite weiter in meinem Bildhaueratelier an der Haggenstrasse. Alles muss geräumt werden für die grosse Holzlieferung, die ich am 4. März erwarte. 

24. Februar 2013

Am Abend holen wir Wolfram Lotz beim Bahnhof ab. Gemeinsam werden wir am Montagmorgen die 300 Bücher signieren. Ein angenehmer Abend, mit einem wunderbaren Rehgulasch mit Gemüse und Spätzle, das Monika vorbereitet hat, dazu einem guten Wein und lange Gespräche über Literatur und Kunst.

23. Februar 2013

Am Morgen besuchen wir einen Graveur in Flawil, der eine Serie von Sternbildern in Bronzegüsse eingravieren soll. Das wird eine kurlige Begegnung. In der Küche eines winzigen Häuschens warten wir auf den frisch pensionierten Meister, der bedächtig die Treppe herabsteigt ...

22. Februar 2013

Gestern fuhr ich mit dem Zug nach St. Moritz. Das ist immer eine wunderbare Reise. Es war ein ganz spezieller Moment, zum ersten Mal die fertiggebauten Häuser in Champfèr zu sehen. Die Fassade mit meinem eingefrästen Muster sieht umwerfend aus. Die Handwerker haben wunderbare Arbeit geleistet. Das Eröffnungsfest am Abend hat mich sehr berührt.  Es ist schon sehr speziell, wenn über 20 junge Schreinerinnen und Schreiner acht Monate lang gemeinsam auf der gleichen Baustelle arbeiten und auch die Freizeit gemeinsam verbringen. Da kennt man am Schluss alle Macken der Kollegen und jedes Astloch auf der Baustelle.

Um 10 Uhr sass ich schon wieder im Zug Richtung Chur. So schaffte ich es, rechtzeitig in St. Gallen zu sein, um die Büchersendung der Niedermann Druck AG entgegen zu nehmen. Ich freue mich sehr auf das Theaterstück «MAMA - Eine Szene» von Wolfram Lotz mit meiner Bildvolge «BREI».

20. Februar 2013

Am Nachmittag traf ich Felix Lehner im Sitterwerk. Die Bronzegüsse für die Häuser in Champfèr sind eingetroffen und frisch poliert. Langsam begreife ich die alchemistische Kraft, die im Gussverfahren drinsteckt.

17. Februar 2013

Wir haben ein kleines Landschaftsbild von Stéphan Schweizer gekauft und Zuhause lange den richtigen Platz dafür gesucht. Nun hängt es über einem Textbild von Ernst Bonda: "dem lärm entwischt der stille das zirpen abgelauscht." Neben meinem aus Mammutbaumholz gebauten Bücherregal. Dieses Regal heisst «Irrtumstier». Diesen Namen kreierte die Tochter von Sandra Kranich und Jochem Hendricks bei einem Besuch bei uns.

Ich habe anschliessend den ganzen Nachmittag gemalt. Um 16.30 feierten wir den Abschluss meines Bildes «Abend VI». Anschliessend waren wir mit den Nachbarn zusammen bei Ali und Gülüstan zu einem feinen Essen eingeladen. Ein wirklich schöner Abend. Es gab viel zu reden. In den letzten Jahren ist das ganze Quartier im Umbruch.

16. Februar 2013

Gestern besuchten wir Freunde in Flims. Eine schöne Fahrt durchs Rheintal mit viel Gesprächsstoff. Nach einer ausführlichen Besichtigung der neu gebauten Bleibe an einem Steilhang mit Blick auf Flims fuhren wir zu viert nach Morissen. Ein schöner einstündiger Fussmarsch durch die Surselva führt zur Bündner Rigi in Surcuolm. Das ist eines der ältesten Gasthäuser in dieser Gegend. Hier waren wir zu Alexas Geburtstag eingeladen und haben an diesem Ort das bestgelagertste Hirschentreôte des bisherigen Lebens gegessen. Grossartig!

Nach dem Abstieg fuhren wir um 17 Uhr von Flims zurück zu meiner Mutter, um für sie die Steuererklärung zu machen.

14. Februar 2013

Jetzt rufe ich gleich Vera in Berlin an. Ich bin gespannt, wie sie gestern den neuen Film «Vaters Garten» von Peter Liechti erlebt hat. Ich wäre gerne selber an die Berlinale gegangen, aber es ist einfach zu viel los hier in der Provinz ...

Am Nachmittag ist Lorenz Olivier Schmid vorbeigekommen. Er hat ein wunderbares Buchprojekt entwickelt. Eine Serie von Fotos von gepressten Blumen, die nun wirken wie verbotene Einblicke ins Universum oder in den Mikrokosmos der gefährlichsten Elemente. Auf dieses Künstlerbuch freue ich mich wirklich. Das gibt ein grandioses Werk.

13. Februar 2013

Der Tag des Telefons. Ich sass den halben Tag am PC und am Telefon. Es gibt viel zu organisieren für mein Fassadenprojekt für das Stadtmuseums in Aarau. Für meine Reliefs werden ca. neun Tonnen Holzplatten angeliefert. Bis dahin muss alles präziese geplant sein. Scharfkantiges Denken ist angesagt. Meine Tage sind schon lange sehr dicht. Organisieren, malen, telefonieren, notieren und beim Weitermalen alles noch einmal reflektieren.

12. Februar 2013

Sophia von Gaffron hat ein kurzers Filmchen über meine Malaktion vom 18.1.2013 in München auf youtube geladen. Hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=WP4I7nxKERI

11. Februar 2013

Ich habe den ganzen Tag gemalt und vergessen, das Radio einzuschalten. Erst am Abend habe ich erfahren, dass der Papst zurückgetreten ist.

10. Februar 2013

Nach einem schönen Spaziergang am Morgen, mit Sicht zum Bodensee und guten Gesprächen über unsere Wohn- und Arbeitssituation in St. Gallen, sehe ich einiges wieder klarer. St. Gallen ist eindeutig unser Landsitz. Ich komme darauf, weil heute ein schönes Foto vom Atelier von Mary Heilmann in der NZZ am Sonntag veröffentlicht worden ist. Jetzt fehlt uns einfach noch die tolle Wohnung in einer interessanten Grossstadt. 

Bereits sind die ersten Handyfotos der frisch gehängten Bilder in der Galerie Lovers of Art in Gstaad per Mail eingetroffen. Freude herrscht. Alles kommt gut. Die acht Bilder aus dem «Naturzyklus ab 2000» scheinen ihren Winterurlaub in Gstaad zu geniessen. Jetzt wird mit vollem Elan weiter gemalt an rosaroten Wolken, dann gibts Kaffee und Kuchen ... 

9. Februar 2013

Am Morgen bin ich mit Ramon Lenherr nach St. Peterzell gefahren. Ich wollte wissen, wie es den ganzen Vexer Projekten geht. Die Ausstellung Felix der Verleger in der Propstei ist noch nicht abgebaut. Die Fledermäuse, die hier im Dachstock überwintern, verhalten sich sehr ruhig und sie hängen auch nicht in den Büchern von Roman Signer, wie im letzten Herbst. Ich plane eine Veranstaltung am Samstag, den 18. Mai. Dann können sich alle, die noch keine Zeit hatten, die Ausstellung anschauen und um 17 Uhr werde ich dann den ersten Film «Sommerhügel» von Peter Liechti zeigen. Dieses Filmexperiment entsand 1983 und zeigt sehr gut den damaligen künstlerischen Aufbruch in der Ostschweiz. Ich werde diesen Film in einer kleinen Auflage als DVD im Vexer Verlag herausgeben.

Am Nachmittag sehen wir uns im Kino den Film «DIE WAND» an. Ein weiteres Beispiel von einer unüberwindbaren Enge. Als Bild fällt mir das Kinderspielzeug ein, wo man eine Glashalbkugel drehen kann und dann schneit's. Die Figuren in der Halbkugel bewegen sich nicht, sie werden einfach zugeschneit. In diesem Film ist es umgekehrt. Die Frau im Film lebt in ihrem eigenen Eingeschlossensein und das Leben ausserhalb der Kugel ist erstarrt. (Nur als Kinobesucher ist man priviligiert und lebt.) Nach der Vorstellung treffen wir noch Elisabeth und Bruno Karrer. Zwei Ostschweizer Komponisten an zwei Tagen. Das kann ja ein richtig musikalisches Jahr werden.

Am Abend gibt es einen spontanen Besuch von Eveline und Roman. Monika hat bereits kleine Artischocken in der Bratpfanne. Nun wird das Menü umgestellt und ergänzt mit viel Gemüse, Peperoni, Zwiebeln und Petersilie. Wir kochen diese speziellen Teigwaren, die wie Spätzle aussehen. Alles kommt in einen grossen Topf und obendrauf gibt es wunderbare kleine Rehschnitzel. Der Jäger sitzt mit uns am Tisch. Und dann wird gejasst dass es eine Freude ist.   

8. Februar 2013

Am Mittag hat mich der Komponist Alfons Karl Zwicker besucht. Diese Begegnung wäre schon lange fällig gewesen. Ich weiss auch nicht, warum ich mich bis anhin nicht auf diesen Komponisten und seine Klangwelt eingelassen habe. Ich entschuldige mich selbst damit, dass diese Musik eine Reife braucht, die mir wahrscheindlich gefehlt hat. Der Tod, die nicht gelebten Leben und die Erlösung oder Erfüllung im Jenseits sind ja nicht gerade leichte Brocken. Nun habe ich viel Lesestoff zu bestellen für eine vertiefte Auseinandersetzung und in den nächsten Tagen bekomme ich einige musikalische Kostproben. Ich spüre schon jetzt, wenn ich diese Türe nur einen Spalt breit öffne, fliessen nicht mehr zu stoppende universelle Klänge in mich hinein. Wie heisst es so schön im Alpsegen: "Bhüet's Gott, vergelt's Gott." (Nicht etwa verhüet's Gott.)

Am Abend einen super Krimi gesehen bei Arte: «Der Räuber».

7. Februar 2013

Peter Liechti hat mir die Interviews geschickt, die er mit seiner Mutter und seinem Vater gemacht hat, als Vorbereitung zu seinem neuen Film. Beim Lesen erschüttert mich die Enge und die Sprachlosikeit der Kriegsgeneration, zu der ja auch meine Eltern gehören. Diese Enge beschreibt auch Paul Nizon sehr eindrücklich. Bei ihm genügte es noch 1977 nach Paris zu entfliehen. Wo könnte man heute hin? Ich glaube, es bleiben uns nur noch unsere eigenen geistigen Reservate.

6. Februar 2013

Aus einer angedachten, kleinen Präsentation von drei Bildern wird nun eine Einzelausstellung in Gstaad. In der Galerie haben unter anderem schon Balthasar Burkhard, Franz Gertsch und Sam Francis ausgestellt. Die Ort heisst "GALERIE LOVERS OF FINE ARTS".  Bei diesem Namen kann ja nichts schief gehen und etwas frische Bergluft schadet meinen Malereien sicher auch nicht. So schnell und spontan habe ich noch nie eine Ausstellung organisiert. Heute Morgen sind meine Bilder bei Stampa bereits abgeholt worden. Good Luck.

5. Februar 2013

Am Abend fand eine XYLON Sitzung in Winterthur statt. Die drei Künstler und Künstlerinnen für die drei Nummern der Zeitschrift sind nun ausgewählt. Das gibt eine gute Sache. Am Bahnhof kaufte ich unter anderem Wurst, Brot und ein paar Brezeln. In Winterthur kostet eine Brezel 3.60 und in München 30 cent. Das ist der elffache Preis. Brezeln scheinen mir unter diesen Umständen in der Schweiz nicht als Grundnahrungsmittel geeignet. 

4. Februar 2013

Eine überraschende Anfrage für die Präsentation von drei Bildern in Gstaad muss abgeklärt werden. Welche Bilder stehen zur Verfügung und wo sind sie? Ist eine solche Aktion sinnvoll?

2. Februar 2013

Heute hat mir Wolfram Lotz das Gut zum Druck gegeben für sein Stück «MAMA- eine Szene», zu dem ich die Bildfolge «BREI» entwickelt habe. Das kleine Theaterstück und meine 16-teilige Fotoserie ergeben eine Publikation, die von Kasper Kobel typographisch gestaltet worden ist und sicher rechtzeitig zum Muttertag 2013 erscheinen wird. Ein Buch für jeden Sohn, alle Töchter, Väter und eben für alle Mütter und Grossmütter ... (Am Besten gleich vorbestellen! Auflage 300 nummerierte, signierte und gestempelte Exemplare für Fr. 55.- ((weil ich diese Zahl so schön finde.))

13.00 Uhr, Hermann hat uns zu einer wunderbaren Gemüsepasta eingeladen.

Jetzt habe ich soeben eine schöne E-Mail erhalten mit viel Text von einer Landschaftsarchitektin. Ich kenne sie nicht persönlich. Sie hat auf diesem Blog gelesen, dass ich mich mit dem Malen von Bäumen beschäftige. Ich male ja Bäume nicht nur, ich pflanze, schneide und fälle auch ab und zu einen. Mich interessiert das Gestalten, das Wachsenlassen im Garten und im Wald genauso wie im Bild. Ich freue mich und staune immer wieder über Zusammenhänge, Verflechtungen und Lichtungen, die sich ja nicht nur in unseren Lebensräumen, sondern auch im Denken und Empfinden aus unserem Tun entwickeln. Spannend in diesem Zusammenhang finde ich die Schnittstellen von wilder, ungezähmter Natur und den bewusst gestalteten Räumen, die wir Menschen schaffen können.

1. Februar 2013

Monika hat gestern schon ein wunderbares Rehgulasch mit Blaukraut und Spätzle zubereitet für heute Mittag. Ganz benommen male ich nun Eschen und Birken vor einen Wolkenhimmel, derweil ab und zu Farbe auf meinen Bauch tropft.

Januar 2013

31. Januar 2013

In den letzten Tagen beschäftigte ich mich mit einem Ausstellungsangebot in Gstaad. In der Galerie haben unter anderem Franz Gertsch, Balthasar Burkhard, Sam Fancis, Michel Compte, usw. ausgestellt. Ich denke ein bisschen frische Bergluft würde meinen Bildern nicht schaden.

30. Januar 2013

Walter Angern zeigt mir eindrückliche Fotos, die auf einer einsamen Insel irgendwo in der Nähe von Irland entstanden  sind. Die Lanschaft wirkt wie wenn sie nach einem geheimen Plan aus Basaltsteinen und Basaltplatten aufgemauert worden wäre.

Vera fliegt heute nach New York. Ich bin gespannt auf ihre Eindrücke - super, so muss ich nicht selber reisen, das ist schön bequem und ich leide auch nicht unter der Zeiverschiebung ...

29. Januar 2013

Hansjörg Bachmann bringt eine riesige, ca. 25 Jahre alte schwarzweiss Fotografie vorbei, die für eine Atelierausstellung im Schlattergebäude an der Wassergasse entstanden ist. Er hat dieses Foto zu seinem letzten Arbeitstag als Lehrer geschenkt bekommen. Ein Kollege von ihm hat es vor einem Jahr auf dem Flohmarkt gekauft. Es ist ein sehr spezielles Gefühl, wenn solche Dokumente schon auf dem Flohmarkt angeboten werden. Auf dem Bild sind die meisten Künstlerinnen und Künstler abgebildet, die damals im Schlattergebäude gearbeitet haben. Die eigene Geschichte holt uns alle ein.

Am Nachmittag traf ich Peter Liechti. Ich überlege mir, sein erstes Filmexperiment Sommerhügel von 1982 als DVD herauszugeben. Felix Kählin, Walter Siering, Roman Signer, Walter, Johanna und Budatz waren bei diesem Film mit dabei. Ich warte nun auf die Texte zum neuen Film «Vaters Garten» und auf die Standbilder davon. Eventuell wäre das etwas.

28. Januar 2013

Petra Ronner feiert Geburtstag auf dem Zürichsee und ich beschäftige mich mit den Fotos und der Gestaltung für die neue CD von Petra und Peter. Das nennt man Arbeitsteilung.

27. Januar 2013

Am Samstag malte ich den ganzen Tag. Am Abend ein feines Essen, guter Wein und endlose Diskussionen mit Hugo und Susi. Heute Morgen erholten wir uns durch einen langen Spaziergang am Bodensee bei Rheineck. Zum Abschluss dann Kaffee und Gugelhopf in der Lockremise. Da sassen um 14.00 Uhr immer noch dutzende junge Väter und Mütter mit ihren kleinen Kindern beim Frühstück. Das scheint sehr attraktiv zu sein. Da müssen keine Breireste weggeputzt und keine Brösmeli aus dem Teppich gepoppelt werden wie zuhause. 

24. Januar 2013

Ich musste früh zum Bahnhof heute Morgen. Zuerst an eine Sitzung in Olten, dann nach Bern ins Kunstmuseum. Kathleen Bühler plant eine thematische Gruppenausstellung zum Thema "Das schwache Geschlecht": Neue Mannsbilder in der Kunst, das wird ein spannendes Projekt. Ich habe mir dann noch die aktuellen Ausstellungen angeschaut. Leider hatte ich nicht so viel Zeit, da ich um 16 Uhr in Zürich erwartet wurde. Der Sounddesigner Ernst Thoma macht Aufnahmen von Petra Ronner und Peter Schweiger für eine neue CD Produktion im Vexer Verlag. Das wird eine ziemlich schräge Sache mit DADA Zitaten, Tierlauten, Klaviermusik und Sound usw. Ich machte einige hundert Fotos für die bevorstehende Produktion.

23. Januar 2013

Ich male an meinem Abendbild mit schräg über das Bild ziehenden Wolken.

22. Januar 2013

Am frühen Nachmittag traf ich Giovanni Carmine zu einer Besprechung wegen der geplanten Ausstellung zum 75. Geburtstag von Roman Signer in der Kunsthalle St. Gallen. Giovanni möchte eine Art Rekonstruktion der Ausstellung von 1988 organisieren, die ich damals für die Kunsthalle kuratiert habe. Peter Liechti hat mir Fotos  geschickt und Giovanni hat eine Ankündigung der Führungen durch die Ausstellung gefunden, die damals von Corinne Schatz, Hans Ulrich Obrist und von mir gemacht wurden. Das war wirklich eine tolle Zeit.

21. Januar 2013

Ich erledige den ganzen Tag die angestauten Pendenzen und freue mich auf den Vortrag von Dorothea Strauss im Kulturraum des Kantons St. Gallen. Der Titel: «Mit Kunst die Welt besser ertragen». Liebe Dorothea, das hat wirklich Spass gemacht!

20. Januar 2013

Eine wunderbare Zugfahrt. Zuhause laden wir spontan Ruth und Hermann zum Fondue ein. Der Käse klumpt bei mir nicht wärend des Essens, sondern erst im Magen und das bis früh am Morgen. Beim Aufstehen fühle ich mich wie ein grossgewachsener Appenzeller im Emmental.

19. Januar, am Morgen, 2013

Ich habe lange geschlafen. Nach meiner Malaktion war ich fix und fertig, aber auch erlöst von diesem enormen Druck. Der Abend war sehr anregend mit vielen interessanten Begegnungen. Um Mitternacht sind wir gegangen und vor dem Verlassen des Hauses zerbrach meine Brille und ist auf den Steinboden gefallen. Zum Glück waren die beide Gläser nicht zerbrochen, aber ich hatte ein wirklich grosses Problem. Ohne Brille bin ich ziemlich hilflos. Die Lichter sehen aus wie grosse Lichtkugeln, Menschen sind nur noch dunkle Gestalten. Zum Glück war Monika bei mir. Ich bereitete mich schon darauf vor, am nächsten Morgen früh mit dem ersten Zug nach St. Gallen zurückzufahren. Eine Stadt in der man nichts sieht ist nicht sehr angenehm. Nach dem Frühstück erkundigte ich mich an der Rezeption nach Brillenfachgeschäften. Gleich neben dem Hotel gab es ein grosses Optikergeschäft. Apollo Optik am Rotkreuzplatz. Der Chef, ein sehr sympathischer Türke, bediente mich und suchte eine Brillenfassung, in die er meine alten Gläser schleifen konnte. Er fand eine kleine, schwarze Fassung die einigermassen passte. Nach einer halben Stunde war die Brille fertig. Ich hatte wirklich grosses Glück. Ich sehe nun einfach aus wie ein grosser Knabe mit einem alten Gesicht.

18. Januar 2013

Am Mittag holte ich Monika beim HB München ab. Wir kauften in einem Warenhaus noch einige Kleinigkeiten für meine Ausstellung und haben anschliessend im Augustiener gegessen. Dann wollte ich Monika möglichst bald meine Hängung bei Patricia zeigen. Ich war den ganzen Nachmittag ziemlich nervös. Malen vor Publikum ist wirklich eine Herausforderung, besonders wenn man vorher kein präzieses Bild im Kopf hat.

Um 19 Uhr waren dann ca. vierzig Personen anwesend und ich malte eine Stunde lang mit schwarzer Ölfarbe ein immer dichter werdendes Dickicht. Als begleitenden Text hatte ich eine Hör-CD von Peter Kurzeck ausgewählt, auf der er aus einer kindlichen Sicht erzählt, über die Zeit nach dem Krieg. Mich hat es sehr interessiert, was passiert, wenn ein Text gesprochen wird während des Malens. Nach einer Stunde war ich total K.O. und beendete meine Aktion abrupt. Die Zuschauer waren begeistert von diesem Text und der dazu entstandenen Malerei.

17. Januar 2013

Am Morgen früh habe ich alles zusammengepackt für meine Ausstellung und die Malaktion im LabKunstklub bei Patricia London Ante Paris in München. Jetzt freue ich mich auf eine entspannende Zugfahrt. Pünktlich um 13.30 Uhr bin ich in München angekommen. Patricia hat mich abgeholt und wir sind gleich in ihr Atelier gefahren. Meine Arbeiten waren am Abend gehängt und fotografiert. An der zentralen Wand des Raumes platzierte ich eine grosse Papierbahn für die geplante Malaktion. Um 21 Uhr trafen wir Gerd beim Griechen. In der Nacht schlief ich im Atelier von Patricia.

16. Januar 2013

Gestern Abend sind wir bei Schneegestöber mit Ruth und Hermann nach Fussach in AT gefahren. Wir wollten den sechzigsten von Hermann feiern, in einem Argentinischen Restaurant Namens Gaucho, an der Rheinstrasse 89. Unser TOM TOM hat versagt. Er wollte wissen, ob die Strasse in Höchst oder in Hard ist. Da wir das auch nicht wussten, haben wir das Restaurant nur mit grosser Mühe gefunden. Diese Mühe hat sich aber gelohnt. Hermann und ich haben je ein richtig grosses Stück Rindsfilet verschlungen. Unsere Damen waren etwas zurückhaltender in den Mengen. Ein schöner Abend mit genügend Malbec, der sehr viele gute Erinnerungen an unsere Argentinienreisen zu Erika Bachmann in Buones Aires wachgerufen hat.

Am Morgen ein klärendes Gespräch mit Wolfram Lotz. Als erstes gebe ich nun im Vexer Verlag den Text «MAMA - eine Szene» heraus. Das Büchlein mit einer Bildfolge von mir sollte rechtzeitig zum Muttertag verfügbar sein. Auf den Herbst planen wir  eine Textsammlung mit Erzählungen von Wolfram und zwei weiteren Bildfolgen von mir.

Heute Mittag hatte ich ein "Arbeitsessen" mit Ramon Lenherr. Bei selbst gekochter Gemüsesuppe, Käse, Fleisch und Brot haben wir Schrift- und Sternbilder entwickelt. Das hat richtig Spass gemacht. Ich nehme mir jetzt den Satz von Muda Mathis und Les Raines Prochaines zu Herzen, der da lautet: "Alleine Denken ist kriminell."  

15. Januar 2013

Die letzten Tage waren sehr intensiv. Ich habe zwei Gussmodelle aus Pappelholz geschnitten. Es ist so lustig, zwei Tannenholzstämme aus Pappelholz zu schnitzen, mit Rinde und Ast und Schnittfläche etc. Die fertigen Modelle übergab ich heute Morgen am Bahnhof an Felix Lehner, der sie gleich mit nach Shanghai genommen hat. Die zwei Modelle werden dann in Bronze gegossen. Die zwölf Teile dienen als Abdeckungen von geschälten Holzpfählen auf Balkonen. Die oberen Schnittflächen werden poliert und anschliessend wird in jedes der 12  Gussteile ein anderes  Sternbild eingraviert.

Morgen Mittag treffe ich mich mit Ramon, um die grafische Umsetzung der Sternbilder vorzubereiten. Nun muss ich aber endlich alles zusammenpacken für meine Ausstellung und die geplante Malaktion in München, die am Freitagabend um 19 Uhr im LAPKUNSTKLUB von Patricia London Ante Paris,  an der Schluderstrasse 45 stattfindet.  

http://lap-kunstklub.blogspot.de

 

 

 

13. Januar 2013

Ein richtiger Sonntag, mit allem was dazugehört.

12. Januar 2013

Heute mussten wir schon um 4.45 aufstehen. Wir waren verabredet zum Frühstück bei Lisa Schiess in Waldstatt mit einem Schubel Silvesterkläuse. Als Erstes holten wir zwei riesige Butterzöpfe beim Quartierbeck Wernli ab und dann fuhren wir los. Das Zusammentreffen war sehr lustig und eindrucksvoll. Ich war total überrascht und beeindruckt von der Präzision und der durchdachten Choreographie bei diesem Silvesterbrauch. Die träfen Sprüche, der frische Schnee, die Morgendämmerung, der Gesang und die magisch strahlenden Farben verzauberten diesen Morgen.

Am Abend ein wunderbares Essen mit einem sensationellen Wein und guten Gesprächen bei unseren Nachbarn Ursina und Thomas.

11. Januar 2013

Am Mittag telefonierte ich lange und mit einigen Unterbrüchen mit Vera.

Das war ein wiklich sehr interessantes Gespräch über Strategien von jungen Künstlern. Vera hat da eine ganz differenzierte eigene Meinung. Mir scheint, dass die heutige globale Vernetzung bei vielen Künstlern zu einem gigantischen Ideenklau oder, positiv ausgedrückt, zu einem Ideentransfer geführt hat. Die gesammte Kunstgeschichte und alles was aktuell auf dem Markt sichtbar ist, wird gnaden- und rücksichtslos kopiert, variiert  und als eigene Leistung präsentiert. Junge Kuratorinnen und Kuratoren kämpfen an vorderster Front für ihre Schützlinge und fördern nach zwei drei Jahren schon die nachfolgenden Scharen von Verehrern der zuvor Geförderten. Heute sind die Jungkuratorinnen und Kuratoren ja in gleichem Masse unter einem riesigen Erfolgsdruck. Da lob ich mir doch die alten Hasen, die ab und an auch hinter einem Baum verharren, bis die ganze Jagdgesellschaft mit ihren jungen Hunden vorbeigezogen ist. Was aber die Hasen oft vergessen: hinter dem dicksten Baum lauert der alte Fuchs und der beisst im richtigen Moment genüsslich zu.

Am Nachmittag wühle ich im Archiv herum, um alte Dokumente von Roman Signer zu sichten. Was ich suchte, habe ich sofort gefunden. Toll!

10. Januar 2013

Den ganzen Tag habe ich nach geeigneten Papieren gesucht im Internet für eine grosse Serie von Holzschnitten, die ich plane. Für diese Arbeit werde ich fast eine Tonne Papier benötigen. Will ich das wirklich? Jetzt suche ich ein ganz dünnes, aber strapazierfähiges Seidenpapier, dann reichen 50 Kilo. Am Abend habe ich mir die Wettbewerbsarbeiten für das neue Krematorium in St. Gallen angeschaut. Das Architekturbüro von Iso Senn aus St. Gallen hat den Wettbewerb gewonnen. Mich interessiert das sehr, denn vor fast dreissig Jahren habe ich mein erstes Kunst am Bau Projekt für die Abdankungskapelle im Friedhof Feldli realisieren können. Ich habe damals drei fünf Meter hohe "Menschensäulen" aus ganzen Pappelstämmen gehauen. Es wäre wünschenswert, dass im Zuge eines Neubaus auch die Kapelle renoviert werden könnte. Mit einem neuen Verputz im Inneraum, zeitgemässem Mobiliar und einer neuen Beleuchtung wäre schon viel gewonnen.

Anschliessend ein kurzer Besuch in der Kunsthalle. Giovanni Carmine plant eine Ausstellung von und zu Roman Signer, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird. Giovanni möchte die Ausstellung von Roman rekonstruieren, die ich 1988 in der Kunsthalle an der Wassergasse kuratiert habe. Spontan skizzierte ich ihm die Ausstellung mit den Signer Objekten. Das war wirklich eine tolle Ausstellung. Roman war damals schon fünfzig!

Auf dem Weg nach Hause kaufte ich bei Farben Müller noch einiges Malmaterial, das ich für München brauche.

9. Januar 2013

Malen, malen, malen und nachdenken über die geplante Malaktion in München.

8. Januar 2013

Am Nachmittag konnte ich meine zwei in Holz geschnitzten und in Bronze gegossenen Äste im Sitterwerk abholen. Die sind sehr schön geworden. Für den Transport hatte ich mein kleines Rollwägelchen mitgenommen. Die Bronzeteile waren aber um einiges schwerer als ich gedacht hatte. Nach der Steigung im Stocken war ich ziemlich ausser Atem und der Wagen rollte auf den Felgen. Beim nächsten Mal werde ich wohl ein Taxi rufen.

7. Januar 2013

Das intensive Malen hat mich einen wichtigen Schritt weitergebracht. Langsam klären sich die Vorstellungen für die geplante Ausstellung bei Ernst Hilger in Wien. Es bleiben mir ja noch ein paar Monate.

Letzte Nacht träumte ich von meiner Familie. In einem skulpturalen Anfall fräste ich heute Nachmittag meine ganze Familie aus der Sicht als 16-Jähriger mit der Motorsäge aus einem Pappelstamm. Vater, Mutter sieben Geschwister und mich. Die ganze Bande packte ich am Abend in eine COOP-Einkaufstasche und wartete an der Bushaltestelle, um mit meiner ganzen Familie gemeinsam nach Hause zu fahren. "Exgüsi, isch do no frei"? fragte ich eine alte Dame im Bus. "Ich brauche Platz für meine Grossfamilie." Die Dame machte sich ganz klein und dachte wohl, der spinnt.  

Am Abend freute ich mich schon darauf, Monika meine neuste Arbeit zu präsentieren. Als sie nach Hause kam, ging sie zuerst in ihr Arbeitszimmer. Ich war in der Küche beschäftigt und hörte plötzlich einen lauten Schrei und noch einen und dann noch ein sehr lautes, anhaltendes Gekreische. Irritiert schaute ich nach und sah Monika am Boden liegen. Sie machte mit den Armen merkwürdige Ruderbewegungen. Die Szenerie wirkte, als müsste sich Monika auf dem Rücken liegend vor einem Gespenst in Sicherheit bringen. Ich versuchte Monika zu beruhigen: "Eine Fledermaus", schrie sie, "eine riesige Fledermaus ist im Zimmer." Wirklich flog im Raum ein riesiges Etwas im Kreis herum. Ich löschte sofort das Licht und öffnete die Fenster. Nach einigen vergeblichen Versuchen flog das Tier in die Nacht hinaus. Monika beruhigte sich langsam und wir rätselten darüber, wie dieser "Flugsaurier" wohl in den verschlossenen Raum gekommen sein konnte. Nach einigem Hin und Her waren wir uns einig, dass es sich um eine verirrte Schwalbe gehandeln haben musste. Sie hatte wohl den Abflug nach Afrika verpasst. Oder war das Ganze ein misteriöses Zeichen? Hatte sich mein verstorbener Vater nach meiner Familienschnitzarbeit bei mir gemeldet? War er nicht zufrieden mit seinem Abbild? Wer kann es wissen?

6. Januar 2013

Malen

5. Januar 2013

Malen

4. Januar 2013

Malen

3. Januar 2013

Malen

2. Januar 2013

Wir sind zurück in St. Gallen. Die Zeitungen der letzten Tage habe ich nachgelesen und die Post erledigt. Das neue Jahr kann beginnen. Es wartet viel Arbeit auf mich. Nun restauriere ich als erstes meine kleine schwarze Madonna, die beim Herstellen der Gussform kaputtgegangen ist. Es ist ein spezielles Gefühl, eine selbstgestaltete Figur nach vierzig Jahren nachzuempfinden und wieder herzustellen.

Wir waren einige Tage im Piemont mit Freunden bei Freunden. Wir haben exzellent gegessen, Gutes getrunken, schöne Spaziergänge gemacht durch Rebberge und Eichenwälder. Wir sind ans Meer gefahren und durch Sand gestapft, haben Steine gesucht und gefunden, wir legten sie und uns an die Sonne und ich fotografierte silberne Sterne im gleissenden Licht, das sich auf den Wellen brach. In einem kleinen Restaurant assen wir ein paar Köstlichkeiten. Ich konnte dem frittierten Tintenfisch, den Sardellen, den Scampis und den Pommes nicht widerstehen. Am Abend haben wir gut gekocht, viel diskutiert und debattiert vor dem Kaminfeuer und tanzten dann ins neue Jahr hinein.